Verlagstext
Ein hitzeverbranntes Dorf mit zersetzenden Geheimnissen. Eine düstere Mordnacht in einem heruntergekommenen Landhaus. Und die verstörende Frage: Hat die 14-jährige Miriam den Mord an ihren Eltern in Auftrag gegeben?
Staubig und unwirtlich ist es in Portocarrero, dem Dorf in der südspanischen Wüstengegend. Spröde und verschlagen sind seine Bewohner. Doch Jacobo und Irene müssen mit ihrer vierzehnjährigen Tochter Miriam hierherziehen, als Jacobo seinen Job verliert. Da geschieht in einer stockdunklen Nacht der Überfall: Zwei Männer dringen in ihr abgelegenes Landhaus ein und töten Irene. Als Jacobo im Krankenhaus aus dem Koma erwacht, fragt er verzweifelt nach seiner Tochter. Aber man lässt sie nicht zu ihm – und ein furchtbarer Verdacht keimt auf: Hat Miriam den Mord an ihren Eltern in Auftrag gegeben? Und was verbergen die Bewohner von Portocarrero?
Der Autor
Agustín Martínez ist einer der renommiertesten Drehbuchautoren Spaniens und schreibt für Film, Fernsehen und Radio. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet. Geboren 1975 in Lorca in der Region Murcia, ging Agustín Martínez für das Studium der audiovisuellen Kommunikation nach Madrid, wo er heute mit seiner Familie lebt. Seine Kriminalromane sind Bestseller in vielen Ländern Europas.
Inhalt
Weil Jacobo Escudero seinen Job verloren hat, zieht er mit Frau und Tochter Miriam in Irenes Elternhaus nach Portocarrero, ein gottverlassenes Dorf am Rande der Wüste. Die Überreste ehemaliger Filmkulissen und ein kriselnder Wildwest-Park bieten keinerlei Aussicht auf regelmäßige Arbeit. Ein älteres Haus instandzusetzen, in dem sich bereits der Wüstensand aus Afrika sammelt, liegt Jacobo auch nicht besonders. Die 13-Jährige Miriam fühlt sich von den Dreien am stärksten wie mitten in der Wüste ausgesetzt und verbringt die meiste Zeit beim Texten am Handy mit zwei älteren Jugendlichen. Als das Haus der Familie überfallen wird (Irene stirbt bei dem Überfall, der schwerverletzte Jacobo kämpft sich über Monate hinweg ins Leben zurück), gerät Miriam in Verdacht, Auftragsmörder auf ihre Eltern angesetzt zu haben. Die Verdächtigen sollen sich sofort nach der Tat ins Ausland abgesetzt haben. Miriams WhatsApp-Nachrichten scheinen eine klare Sprache zu sprechen, und ihr war offensichtlich bewusst, dass sie erst mit 14 Jahren strafmündig sein würde. Jacobo ist nicht gerade ein zuverlässiger Zeuge, beharrt jedoch darauf, dass drei Männer den Überfall auf Irene und Ihn begangen haben.
Die Anwältin Nora vertritt derweil couragiert als Rechtsbeistand Miriams Interessen, die vor dem Gerichtsverfahren noch in einer Jugendeinrichtung in Untersuchungshaft sitzt. Nora stürzt sich wutentbrannt auf den ermittelnden Kriminalbeamten Almela, der nicht verhindert hat, dass der Chatverlauf der Jugendlichen an die Presse gelangte. Die Einwohner Portocarreros haben Miriam deshalb bereits vorverurteilt, so dass Nora fürchtet, das Mädchen würde kein faires Verfahren erwarten. Jeder der Beteiligten, auch Nora, hat etwas zu verbergen, niemandem kann man glauben, was behauptet wird. Dass Roubio, der einzige Arbeitgeber im Dorf, alle Fäden in der Hand zu haben scheint, macht den Fall für Almela und Nora nicht leichter. Bis Leser und Ermittler hinter die Fassaden geblickt und Verbindungen zwischen den Beteiligten entwirrt haben, vergeht noch eine Weile.
Fazit
Beiträge von drei Icherzählern (Jacobo, Miriam und Nora), Rückblenden, der Chat der Jugendlichen und die Sicht eines allwissenden Erzählers geben eine Situation wieder, in der nichts ist, wie es scheint. Die Handlung umfasst knapp 2 Jahre. Agustín Martínez schreibt stilistisch ansprechend und kann in wenigen Worten eine Stimmung oder eine Landschaft vor den Augen seiner Leser entstehen lassen. Der Begriff Wüste steht hier für die Landschaft, aber auch für die innere Leere der Figuren. In Martínez' zweitem Kriminalroman hat mich der Gewaltlevel gestört (noch nach dem Überfall schlagen sich einige Personen gegenseitig die Köpfe ein), den ich für die Handlung überflüssig fand, die Auflösung zog sich m. A. nach zu lange hin und das Handeln der drei Escuderos, die lange passiv in einer aussichtslosen Situation verharren, fand ich alles andere als logisch.