M.R.C. Kasasian - Tod in der Villa Saturn / Death Descends on Saturn Villa

  • Band 3 der Reihe "Gower St Detective"


    Klappentext


    Seit dem Tod ihres Vaters lebt March Middleton bei Londons berühmtestem Privatdetektiv, stadtbekannt für seine Brillianz und sein bärbeißiges Wesen. Eines Tages erhält sie die Einladung eines vollkommen unbekannten Onkels in dessen Villa, der sie folgt. Ihr neuer Onkel ist reizend und verschroben – und am nächsten Morgen mausetot. Noch bevor March die Gelegenheit bekommt, selbst herauszufinden, was in der Villa Saturn geschehen ist, rückt sie in den Fokus der Ermittlungen. Sie hat keine Wahl, sie muss Sidney Grice bitten, ihr zu helfen. Doch der hat gehörige Zweifel an ihrer Unschuld. Und je mehr er über den Fall herausfindet, desto mehr zeigen alle Hinweise auf ihn selbst …


    Meine Meinung

    Die ersten beiden Bände haben mich wirklich total überrascht und auch begeistert - denn schon alleine der historische Schauplatz in London, dazu die kniffligen Mordermittlungen und nüchtern-bissige Schlagabtausch der beiden Protagonisten war die perfekte Mischung!


    Beim dritten Band bin ich leider etwas aus der Spur geraten. Zum einen deshalb, weil die Ereignisse sehr verwirrend dargestellt werden: wieder aus der Sicht von March Middleton, die aber scheinbar unter den Folgen einer Vergiftung leidet und dadurch Realität und Täuschung nicht recht auseinander zu halten weiß. Auch für mich als Leser war der Reiz natürlich da, zu rätseln was tatsächlich passiert und womit man an der Nase herumgeführt wird. Trotzdem war es manchmal schon etwas schwierig, nicht den Faden zu verlieren.

    Vor allem hat mir sehr gefehlt, dass sich March mit ihrem Vormund Sidney Grice den typischen Schlagabtausch liefert. Beide sind ja recht wortgewandt und können in ihrer etwas spröden, spöttischen Art ein absolut amüsantes Wortgefecht liefern, welche ich in den Vorbänden immer super unterhaltsam fand. Das gibt es hier stellenweise zwar auch, aber im Großteil hab ich es doch vermisst.


    Dafür erhält man etwas mehr Einsicht in die Denkweise von Mr. G., der ja als gefühlskalter und anmaßender Besserwisser bekannt ist, der jedem die Wahrheit ins Gesicht hat, egal wie verletzend sie ist. Übrigens ein gutes Beispiel, finde ich, denn in unserer Gesellschaft wird ja nach absoluter Wahrheit verlangt - aber ich möchte dann doch gerne mal sehen, wie diese Menschen auf jemanden wie Mr. Grice reagieren :)

    Jedenfalls wird ein Teil der Handlung aus seiner Sichtweise erzählt, und die ist in ihrem trockenen Stil schon etwas schwer zu verdauen, zumindest für mich. Diese Art der Erzählung war etwas schwierig zu verfolgen, denn seine Gedankengänge springen gerne mal, was auf die Dauer schon anstrengend sein kann.


    In diesem Band dominiert definitiv das mysteriöse in all seinen Formen, was ein guter Versuch des Autors war, etwas anderes auszuprobieren, mir aber nicht so gut gefallen hat wie die beiden vorherigen Teile.


    Die Ermittlungen zu den kriminellen Hintergründen fand ich teils sehr raffiniert eingefädelt, teils wirkte es auch etwas weit hergeholt. Dafür erfährt man wieder einiges mehr über Marchs Vergangenheit, die ja immer wieder in die Gegenwart einfließt und auch die Rolle von Sidney Grice ihr gegenüber wird deutlicher.


    Übrigens scheint manche Leser zu stören, dass March immer wieder darauf hingewiesen wird bzw. die Geringschätzung ertragen muss, weil sie keine Schönheit ist: ich finde es wirklich einen gelungenen Zug, endlich mal eine Frau in den Mittelpunkt zu stellen die eben nicht die bezaubernde Anmut in Person ist, sondern sich den typischen Sprüchen ausgesetzt sieht, die ja leider auch in der heutigen Zeit immer wieder gerne geklopft werden. Doch sie weiß sich wohl mit ebenso bissigen Bemerkungen zu wehren, die sie sehr gut einzusetzen weiß und damit ein gutes Beispiel gibt, wie man solch oberflächlichen Menschen Kontra bietet.


    Trotzdem mich dieser Band nicht so sehr begeistern konnte wie die Vorgänger, freue ich mich schon auf den nächsten, der mich vielleicht wieder positiv überraschen kann.


    Fazit: 3.5 Sterne


    Weltenwanderer