Sophie von Maltzahn - Liebe in Lourdes

  • Autorin: Sophie von Maltzahn

    Titel: Liebe in Lourdes

    Seiten: 218

    ISBN: 978-3-462-05205-1
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch


    Autorin:

    Sophie von Maltzahn wurde 1984 geboren und studierte Betriebswirtschaft, Kunsgeschichte, sowie Ägyptologie. Danach arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für verscgiedene Zeitungen und als Redakteurin für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Sie schrieb an ihren eigenen Blog "Ding und Dinglichkeit", fuhr mit 24 Jahren zum ersten Mal nach Lourdes. Die Autorin lebt in Berlin.


    Inhalt:

    Jahr für Jahr pilgert der adel in Ordensformation nach Lourdes. Diese spirituelle Reise im Dienste der Bedürftigen ist ein wichtiger Teil der aristokratischen Erziehung - und gleichzeitig ein idealer Heiratsmarkt. Neu dabei ist Kassandra: Großstädterin, Ende dreißig und nur bedingt erlösungswillig. Doch die Tage im "Heiligen Bezirk" werden sie dennoch alles andere als unberührt lassen. (Klappentext)


    Rezension:

    Wie bewertet und rezensiert man einen Roman, zu den man bis zuletzt kaum Zugang gefunden hat? Zunächst, vielleicht bin ich auch nicht der richtige Leser. total wissenschaftsgläubig, habe ich überhaupt nichts mit Religion am Hut. Grotten interessieren mich höchstens aus naturwissenschaftlicher und Kirchen aus der geschichtlichen und architektonischen Perspektive. Mit Marienerscheinungen oder religiösen Erfahrungen kann ich nur in sofern etwas anfangen, als dass ich mich frage, was man im Kaffee oder Tee am Morgen gehabt haben muss, um diverse "Wunder" zu erleben. Den Stoff will ich auch. Zwar soll jeder glauben, was er oder sie will, aber mich damit bitte dann auch in Frieden lassen. Und vielleicht war das dann genau die falsche Perspektive, mit der ich an diesen Roman herangegangen bin.


    Worum geht es? Jahr für Jahr organisieren kirchliche und Bihinterenverbände Zugfahrten nach Lourdes, einer christlichen Pilgerstätte, deren Grotte, Kirche und Quelle ganz besondere Kräfte zugeschrieben werden. Marienerscheinungen soll es dort gegeben haben, um die siebzig Wunderheilungen hat die katholische Kirche anerkannt und auf diese Begegnungsstätte zurückgeführt. Der Leser dieses Romans begleitet solch einen Pilgerzug und eine Protagonistin, die ähnlich gestrickt ist wie der Rezensent, jedoch ihr ganz eigenes Wunder sucht.


    Kritisch beobachtet Kassandra die menschlichen Verwerfungen, die es auch auf einer solch organisierten Fahrt gibt. Konkurrierende Pflegekräfte, Gläubige auf Sinnsuche und behinderte Kinder, denen man etwas gutes tun möchte, es aber eher für das eigene Seelenheil auf sich nimmt, Teil der Gruppe zu sein. Schon hier fragt man sich, was diese Erzählung eigentlich sein soll. Religiöser Erweckungsroman, eher nicht. Liebeserklärung an Lourdes, bestimmt. Die Autorin Sophie von Maltzahn war bereits mehrmals dort. Erfahrungsroman, auch. Liebesroman, na ja. Fassbarer als auf den ersten Seiten wird's jedoch nicht.


    Tatsächlich ist hier zwar eine Art Handlungsrahmen vorhanden, der Spannungsbogen fehlt jedoch, so dass die gesamte Erzählung erstaunlich farblos bleibt. Die Protagonisten haben alle Ecken und Kanten und sicherlich viel zu erzählen. Mehr Sinnsuche hätte dem Roman gut getan. Der Autorin ist es jedoch nicht gelungen, das auch umzusetzen. An der sprachlichen Ausarbeitung liegt es nicht. Die ist sehr schön gestaltet. Ein Leser kann sich durchaus in einzelne Szenen verlieben und in Sätzen verlieren, wenn die Sprache und die Figuren jedoch die einzigen Pluspunkte sind, die DDraufsicht nicht funktioniert und die Handlung an jedem Ort der Welt spielen könnte, fehlt das Besondere und macht alle Bemühungen zu nichte, dem Leser einen Zugang zu schaffen.


    Nein, die Autorin hat es nicht geschafft, mich zu erreichen. Eine gute Idee und eine schöne Sprache machen noch lange keine gute Erzählung. Vielleicht findet die jedoch jemand von euch? Gebt mir dann Bescheid.

  • total wissenschaftsgläubig, habe ich überhaupt nichts mit Religion am Hut. Grotten interessieren mich höchstens aus naturwissenschaftlicher und Kirchen aus der geschichtlichen und architektonischen Perspektive. Mit Marienerscheinungen oder religiösen Erfahrungen kann ich nur in sofern etwas anfangen, als dass ich mich frage, was man im Kaffee oder Tee am Morgen gehabt haben muss, um diverse "Wunder" zu erleben. Den Stoff will ich auch. Zwar soll jeder glauben, was er oder sie will, aber mich damit bitte dann auch in Frieden lassen

    Exakt so geht es mir auch. Aber dann liegt es vermutlich nicht ausschließlich an der Autorin, wenn sie einen religionskritischen Leser nicht erreicht. Ist die Autorin selbst denn gläubig? Aus ihren Studienfächern lässt sich das nicht ableiten.

    Die Thematik mit den "Wunderheilungen" fand ich schon immer interessant. Ich gehe davon aus, dass dabei ein enormer Placebo-Effekt vorliegt. Das ist ja auch in Ordnung, solange es hilft.:wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Nun, es ist doch ein wenig kurzgeriffen, wenn man zB Wissenschaft und Glaube heute immer noch einfach gegenüberstellt als sich ausschließend. Das geht doch einfach an den Reaitäten vorbei.


    Ebenso kann man mit quasi allen "Ausbildungen" und Kursfächern eine Neigung zum Glauben haben.


    Da amüsiere ich mich doch manchmal über gewisse Engführungen und Assoziationen...

  • total wissenschaftsgläubig, habe ich überhaupt nichts mit Religion am Hut. Grotten interessieren mich höchstens aus naturwissenschaftlicher und Kirchen aus der geschichtlichen und architektonischen Perspektive. Mit Marienerscheinungen oder religiösen Erfahrungen kann ich nur in sofern etwas anfangen, als dass ich mich frage, was man im Kaffee oder Tee am Morgen gehabt haben muss, um diverse "Wunder" zu erleben. Den Stoff will ich auch. Zwar soll jeder glauben, was er oder sie will, aber mich damit bitte dann auch in Frieden lassen

    Exakt so geht es mir auch. Aber dann liegt es vermutlich nicht ausschließlich an der Autorin, wenn sie einen religionskritischen Leser nicht erreicht. Ist die Autorin selbst denn gläubig? Aus ihren Studienfächern lässt sich das nicht ableiten.

    Die Thematik mit den "Wunderheilungen" fand ich schon immer interessant. Ich gehe davon aus, dass dabei ein enormer Placebo-Effekt vorliegt. Das ist ja auch in Ordnung, solange es hilft.:wink:

    Sag ich ja auch. Es ist zum großen teil selbstverschuldet, dass mich der Roman nicht erreicht.

    - religiöse Bezüge und Ansätze eines Liebesromans

    - habe das aber gelesen, weil's ein Rezensionsexemplar war

  • Zitat

    Die Berliner Autorin Sophie von Maltzahn (35) ist an Pfingsten zum achten Mal mit einer Gruppe schwerbehinderter Kinder und meist adligen Betreuern nach Lourdes gefahren.

    Zu lesen unter

    bz-berlin

    Da erklärt sie wie die Idee entstand die Reise mit den Kindern nach Lourdes zu machen.

    Somit auch wie dieser Roman entstand.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • habe das aber gelesen, weil's ein Rezensionsexemplar war

    Kannst Du Dir das Rezensionsexemplar nicht selbst aussuchen? Schon der Titel legt ja eine religiöse Komponente nahe.

    :study: Olga Tokarczuk - Gesang der Fledermäuse

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • habe das aber gelesen, weil's ein Rezensionsexemplar war

    Kannst Du Dir das Rezensionsexemplar nicht selbst aussuchen? Schon der Titel legt ja eine religiöse Komponente nahe.

    Ich hatte es vage vermutet, dass es ein "Lese-Muß" ist/war. Dies sind sicherlich nicht die besten Voraussetzungen, selbt wenn das Exemplar gratis ist. Und ich bin heilfroh, dass ich mir eigentlich jedes Buch aussuchen kann und dementsprechend relativ wenig Fehlgriffe habe.

  • Ich kann dein Lourdes-Desaster auch nicht recht nachvollziehen. Du bekommst doch mit der Anfrage den Waschzettel mit ausführlichen Infos zum Buch zugeschickt und hättest in dem Moment noch die Chance, das angefragte Buch abzulehnen und den Verlag zu informieren, was aus dem Programm dich stattdessen interessieren würde.


    Kann eigentlich jemand die Metadiskussion abtrennen, die kein Buch verdient hat?

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • habe das aber gelesen, weil's ein Rezensionsexemplar war

    Kannst Du Dir das Rezensionsexemplar nicht selbst aussuchen? Schon der Titel legt ja eine religiöse Komponente nahe.

    Das war unangefragt.

  • Wer sich ansatzweise für Inklusion interessiert und das Bild von Körperbehinderten in Medien/Literatur, hätte evtl. drauf geguckt, welches Behindertenbild das Buch vermittelt und ob moderne, berufstätige, evtl. reisende Körperbehinderte sich darin wiederfinden könnten ...

    :study: -- Damasio - Gegenwind

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  • Kann eigentlich jemand die Metadiskussion abtrennen, die kein Buch verdient hat?

    Na ja, ich finde, viele Bücher sind nur interessant wegen der "Metadiskussion", die sie auslösen. :wink: Außerdem ist es doch schön, wenn im Rezensionsthread überhaupt mal eine Diskussion aufkommt. Wenn wir für jede Metadiskussion einen Extrathread aufmachen würden, würde wahrscheinlich keiner mehr durchsteigen. Es ist eben wie bei einer Unterhaltung im richtigen Leben: Man kommt von Hütchen auf Stöckchen.:lol:


    findo, rezensierst Du viele Dir ungebeten zugeschickte Rezensionen?

    :study: Olga Tokarczuk - Gesang der Fledermäuse

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Kann eigentlich jemand die Metadiskussion abtrennen, die kein Buch verdient hat?

    Na ja, ich finde, viele Bücher sind nur interessant wegen der "Metadiskussion", die sie auslösen. :wink: Außerdem ist es doch schön, wenn im Rezensionsthread überhaupt mal eine Diskussion aufkommt. Wenn wir für jede Metadiskussion einen Extrathread aufmachen würden, würde wahrscheinlich keiner mehr durchsteigen. Es ist eben wie bei einer Unterhaltung im richtigen Leben: Man kommt von Hütchen auf Stöckchen.:lol:


    findo, rezensierst Du viele Dir ungebeten zugeschickte Rezensionen?

    Habe es jedenfalls noch nicht gelernt, Bücher an einen gewissen Punkt einfach abzubrechen. Und da ich es sowie so zu Ende lese, kann ich ja darüber schreiben.

    Das meiste, was ich als Rezensionsexemplar bekomme, habe ich vorher angefragt. Die unangefragten fallen kaum ins Gewicht.


    Um versöhnlichere Töne anzuschlagen, dieses Buch ist für die jenigen besser geeignet, die sich für Pilgerreisen, Wallfahrten, durchaus auch religiöse Erfahrungen interessieren, auch nichts gegen eine eingeschränke romantische Geschichte haben. Ich glaube, dann funktioniert das Buch gut. Möchte es jemand von euch haben? Ich mache gerne ein Paket fertig.

  • ...

    Um versöhnlichere Töne anzuschlagen, dieses Buch ist für die jenigen besser geeignet, die sich für Pilgerreisen, Wallfahrten, durchaus auch religiöse Erfahrungen interessieren, auch nichts gegen eine eingeschränke romantische Geschichte haben. Ich glaube, dann funktioniert das Buch gut. Möchte es jemand von euch haben? Ich mache gerne ein Paket fertig.

    Das ist doch ein brauchbares Fazit ...

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  • Kann eigentlich jemand die Metadiskussion abtrennen, die kein Buch verdient hat?

    Na ja, ich finde, viele Bücher sind nur interessant wegen der "Metadiskussion", die sie auslösen. :wink: Außerdem ist es doch schön, wenn im Rezensionsthread überhaupt mal eine Diskussion aufkommt. Wenn wir für jede Metadiskussion einen Extrathread aufmachen würden, würde wahrscheinlich keiner mehr durchsteigen. Es ist eben wie bei einer Unterhaltung im richtigen Leben: Man kommt von Hütchen auf Stöckchen.:lol:

    Oft finde ich es aber auch peinlich, an was man sich festbeißt ... :-?

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  • Wer sich ansatzweise für Inklusion interessiert und das Bild von Körperbehinderten in Medien/Literatur, hätte evtl. drauf geguckt, welches Behindertenbild das Buch vermittelt und ob moderne, berufstätige, evtl. reisende Körperbehinderte sich darin wiederfinden könnten ...

    Dazu hätte es aber aus der Sichtweise eines z.B. Körperbehindetren geschrieben werden müssen. Ist es aber nicht. Hauptperson ist eine Reisende, die als pflegekraft eingeteilt wird und jemanden zur Betreuung zugeteilt bekommt. Aber auch darum geht es nur sekundär. Der Fokus der Autorin liegt nicht hauptsächlcih darauf. Wäre es anders, würde auch die Geschichte sicher anders wirken.

  • Das meiste, was ich als Rezensionsexemplar bekomme, habe ich vorher angefragt. Die unangefragten fallen kaum ins Gewicht.

    Na, Gott sei Dank. Denn wenn man Bücher rezensieren soll, die einem eigentlich gar nicht liegen, fällt die Kritik natürlich schnell negativ aus. Wenn ich gezwungen gewesen wäre, Jojo Moyes, Nicholas Sparks oder Nora Roberts zu rezensieren, wäre kein Auge trocken geblieben.:lol: Warten wir mal ab, ob jemand, dem die religiöse Sphäre näher steht, dieses Buch noch kommentiert.

    Oft finde ich es aber auch peinlich, an was man sich festbeißt ... :-?

    Mag sein, aber wenn Dein Tag schlecht gelaufen ist, ist das doch eine gute Methode, sich abzureagieren. Besser auf ein Buch als auf seinen Ehemann einzuschlagen.:wink:

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  • - religiöse Bezüge und Ansätze eines Liebesromans

    Die "Ansätze eines Liebesromans" wären für mich vermutlich das endgültige KO-Kriterium gewesen.:wink:

    Kannst Du Dir das Rezensionsexemplar nicht selbst aussuchen?

    Normalerweise kann man das, aber mir sind auch schon einige unangefragte Rezensionsexemplare zugeschickt worden. Ich versuche dann, auch diese Bücher zu lesen, wenn es zeitlich in meinen "Terminplan" passt - angefragte Bücher genießen natürlich Priorität. Aber wenn ich mit einem Buch gar nichts anfangen kann, behalte ich mir auch das Recht vor, solche Bücher nicht zu lesen oder abzubrechen. Glücklicherweise wissen die Verlage inzwischen, dass man mir mit Frauen-, Liebes- oder Fantasyromanen nicht zu kommen braucht.:mrgreen:

    Na ja, ich finde, viele Bücher sind nur interessant wegen der "Metadiskussion", die sie auslösen. :wink: Außerdem ist es doch schön, wenn im Rezensionsthread überhaupt mal eine Diskussion aufkommt.

    Das sehe ich auch so!:thumleft:

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