Ocean Vuong - Auf Erden sind wir kurz grandios / On Earth We're Briefly Gorgeous

  • Kurzmeinung

    Abroxas
    Ergreifend und poetisches Debüt
  • Kurzmeinung

    hennie
    Das Debüt ist ihm gelungen. Er erzielte meine Aufmerksamkeit.
  • Ich wusste wohl garnicht so recht, was mich erwarten würde. So genau hatte ich die Besprechungen mal lieber nicht gelesen, um mich überraschen zu lassen.


    Den Anfang, den ersten Teil bis circa zur Arbeit bei der Tabakernte fand ich sehr interessant, trotz einiger mechanistischen, rhetorischen Wiederholungen am Anfang: “Das Mal, wo… “ Ich erkannte – bei gleichzeitiger Lektüre von Ogettes Buch zum rassismuskritischen Denken – manche Mechanismen, die den Ich-Erzähler als Dunkelhäutigeren ausgrenzen. Ich stellte mir vor, dass das Buch in dieser (alleinigen) Richtung weitergehen würde und uns eventuell einen Ausweg zeigen könnte. Der Ausweg ist wohl die Bejahung in einer Beziehung,


    Doch nun schliesse ich mich drawe und Marie an: dieses und jenes muss ich nicht unbedingt so ausführlich geschildert haben. Und: ob es sich nun um einen tatsächlichen Brief an die anaphabetische Mutter handelt oder es nur eine Ansprache ist – ich glaube nicht, dass man “all das” in aller Ausführlichkeit der eigenen Mutter erzählt. Schreiben also als Befreiungsschlag?


    Das “Kurze” im Titel verdankt sich der Unermesslichkeit des Universums, aber uns grandios zu nennen und gleichzeitig in Vielem so Dunkles zu schildern… Ich fand das Buch oft grausam: das betrifft nicht etwas nur quasi alle Tiere und ihr Schicksal, sondern natürlich auch die Menschen, angefangen von innerfamiliären Gewaltausbrüchen, Napalmangriffen, Erniedrigungen der Grossmutter, bis hin zur sehr deutlich beschriebenen Abtreibung. Da braucht es einen immensen Glauben, oder eine immense Liebe, um überleben zu können.


    Sicher findet man sich mit ein bisschen Willen in den einzelnen Abschnitten zurecht. Dennoch wirkt es auf mich zu zusammengewürfelt und zerschnitten. Vielleicht hätte eine grössere Klarheit in der erzählerischen Linie nicht schlecht getan?


    Ich denke, ich gebe dem Buch drei Sterne.

  • Brief an eine Mutter


    "Auf Erden sind wir kurz grandios" ist der Debutroman des Autors Ocean Vuong, in dem ein Sohn einen Brief an seine vietnamesische Mutter schreibt, die diesen aber vermutlich niemals lesen wird, da sie Analphabetin ist. Sie ist die Tochter eines amerikanischen Soldaten und eines vietnamesischen Bauernmädchens und spricht kaum Englisch. Ihr Sohn wiederum ist ein Außenseiter in der amerikanischen Gesellschaft. In seinem Brief schreibt er von seiner schizophrenen Großmutter, der prügelnden Mutter, den Vietnamkrieg und seine erste Liebe zu einem amerikanischen Jungen.


    Insgesamt ist das Buch zwar in drei Teile untergliedert, dennoch ist das gesamte Buch ein einziger Brief. In den ersten beiden Teilen springt der Autor in seinen Erinnerungen noch sehr schnell und unchronologisch hin und her, was es mir etwas erschwert hat, den Erzählungen zu folgen.


    Die Sprache und der Schreibstil sind trotzdem sehr schön und gewaltig und wenn man am Ende des Briefes angekommen ist, ergibt auch einiges Sinn, was zwischenzeitlich eher verwirrend war.