Paolo Cognetti - Gehen, ohne je den Gipfel zu besteigen / Senza mai arrivare in cima

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Schmales Büchlein, das von einer inneren & äußeren Reise erzählt. Bleibt aber doch oberflächlich.
  • Originale : (Italienisch, 2018)


    INHALT :

    So bin ich denn wirklich in den Himalaya gefahren. Nicht um die Gipfel zu erklimmen wie ich als Kind erträumte, sondern um die Täler zu erforschen. Ich wollte schauen, ob irgendwo auf der Erde noch eine integre Bergwelt existiert, sie mit meinen Augen sehen bevor sie verschwindet. So ließ ich die verlassenen und urbanisierten Alpen hinter mir und landete in der entlegensten Ecke Nepals, einem kleinen Tibet, das im Schatten des großen, längst verschwundenen, überlebt. Ich brachte dreihundert km und achte Päße über 5000 Höhenmetern hinter mich, ohne jemals einen Gipfel zu ersteigen. Meine Begleiter waren ein Kultbuch, ein zugelaufener Hund, Freunde. Am Ende blieben mir die Freunde.

    (Quelle : Auszug aus der Einführung der französischen Ausgabe; Behelfsübersetzung von mir)


    Italienische Produktbeschreibung ( mofre, serjena) :

    BEMERKUNGEN :

    Es handelt sich also um die Schilderung einer Reise, die der Autor mit einigen Freunden und einer wahren kleinen Karawane im Oktober 2017 in der Dolpo-Gegend im Nordwesten Nepals unternahm, einer Grenzgegend zum in China gelegenen Hauptteil Tibets. Doch in Dolpo ist im Gegensatz zu China noch viel Ursprüngliches leben geblieben. Cognetti ist in gewißer Hinsicht allergisch gegenüber den großen Höhen (Erbrechen, Schwindel, Ohnmachtsgefühle…) Es wird das erste Mal sein, dass er die 5000 Meter überschreitet, jedoch auf Höhenpäßen, niemals Gipfel erreichend. Seine Idee eher : noch integre Bergwelten entdecken vor ihrem Untergang kennenlernen.


    Nach einer Einführung begleiten wir den Autor durch vier Kapitel. Sie werden begleitet und illustriert durch kleine Bleistiftzeichnungen. Ein Führer, Begleitbuch ist « Auf der Spur des Schneeleoparden » von Peter Matthiessen, der im Jahre 1973 auf diesen Wegen wandelte. Dabei geht es um die nahezu mythisch-mystische Suche nach jenem stets unsichtbar bleibenden Bewohner in jenen Berghöhen, eben den Schneeleoparden. Symbol einer Suche...


    Bei aller Suche nach Authentizität bleibt die Sicherheit und die Begleitung eines ziemlichen Trupps von circa zwei Dutzend Menschen, eben sovielen Mauleseln und Material. So erscheint Cognetti letztlich (für dieses Umfeld) eben doch als privilegierter Europäer, der von den Auszeiten profitiert, und sich nicht allzu sehr um die praktischen Dinge zu kümmern braucht. Gewiße innere Spannung und Anfrage - gar schlechtes Gewissen ? - inwieweit man seine Gegenwart rechtfertigen kann und sich gleichzeitig sorgt um das Verschwinden einer Welt ?


    Aber über diesen Seiten (es ist ein dünnes Buch, gerade mal hundert Seiten im Italienischen) liegt ein besonderer Charme : die Beschreibung einer fernen, abgelegenen Welt ; die Begegnung mit seinen Gefährten und einigen Nepalesen ; die Gegenüberstellung, das Erleben der Natur, auch der Höhe an sich, die Herausforderung ist und den Menschen an die körperlichen Reserven und einen fast halb-halluzinatorischen Zustand bringt.


    Etwas dünn, meines Erachtens, aber sicherlich nicht « ohne ».


    Und Cognetti zeigt, dass wir mit ihm zu rechnen haben!? Siehe auch : https://www.buechertreff.de/se…63532/?highlight=cognetti


    AUTOR :

    Paolo Cognetti wurde 1978 in Mailand geboren. Er liebt New York und die Berge, schreibt seit circa dem 18.Lebensjahr literarische Leitungsbücher, Erzählungen, Dokumentare und Romane. Er studierte Mathematik an der Uni und amerikanische Literatur als Autodidakt. 1999 verliess er die akademischen Studien und erarbeitete sich ein Diplom an der Schule für Kinematographie in Mailand. In der Folge arbeitete er an vielen Dokumentarfilmen sozialen, politischen und literarischen Charakters. Er verbringt regelmässig Zeiten der Einsamkeit in den Bergen.


    Er gewann 2003 mit der Erzählung Fare ordine den Premio Subway-Letteratura, 2009 den Premio Lo Straniero und kam mit dem Erzählband Sofia si veste sempre di nero 2013 auf die Shortlist des Premio Strega. Außerdem gewann er den Premio Fucini, den Premio Settembrini und war Finalist beim Premio Chiara. 2017 erhielt er für Le otto montagne (deutsch: Acht Berge) in Italien den Premio Strega und in Frankreich den Prix Médicis étranger (Les huit montagnes).

    (Quelle und mehr : https://it.wikipedia.org/wiki/Paolo_Cognetti + wiki.de)


    Forniture assortite: 110 pagine

    Editore: Einaudi; einaudi vario edizione (6 novembre 2018)

    Collana: Supercoralli

    Lingua: Italiano

    ISBN-10: 8806239279

    ISBN-13: 978-8806239275

  • Eine Ausgabe auf Französisch (die ich las) :


    Sans jamais atteindre le sommet – Voyage dans l’Himalaya


    Broché: 176 pages

    Editeur : Stock (9 mai 2019)

    Collection : La cosmopolite

    Langue : Français

    ISBN-10: 2234087546

    ISBN-13: 978-2234087545

  • Hier ein Link zum Buch, das in den Aufzeichnungen öfter zitiert wird und in manchen Kreisen als "Kultbuch" gehandelt wird... :


    Auf der Spur des Schneeleoparden von Peter Matthiessen


    Taschenbuch: 213 Seiten

    Verlag: Sierra Taschenbuch (2000)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3894050896

    ISBN-13: 978-3894050894

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Paolo Cognetti - Senza mai arrivare in cima – Viaggio in Himalaya“ zu „Paolo Cognetti - Gehen, ohne je den Gipfel zu besteigen / Senza mai arrivare in cima“ geändert.
  • Ja, Mario, das verstehe ich nicht: ich hatte in das Suchfeld bei amaz. klar den Autoren eingegeben und, anscheinend, keine deutsche Ausgabe gefunden. Und - schwupp! - hier ist sie...


    Gehen, ohne je den Gipfel zu besteigen


    Paolo Cognetti nimmt uns mit auf eine atemberaubende Reise in die Ferne, die uns zu uns selbst zurückführt. Schon als Junge träumte er von den kargen Bergen Nepals, nun endlich macht er sich mit seinen zwei engsten Freunden auf den Weg. Sie überqueren 5000er Pässe, kommen an Herden von Blauschafen vorbei, an buddhistischen Klöstern, dem einsamen Hochland immer weiter entgegen. Doch nicht die entlegene Himalaja-Region Dolpo ist Cognettis eigentliches Ziel, auch der Gipfel des Kristallbergs nicht, sondern das Gehen ist seine Mission, sein Zeit- und Raummaß, seine Art zu denken. Mit jedem Schritt, mit jedem Atemzug schärft sich die Wahrnehmung für das Hier und Jetzt, für das, was wesentlich ist: Verbundenheit, Mitgefühl und Verantwortung.

  • Ja, Mario, das verstehe ich nicht: ich hatte in das Suchfeld bei amaz. klar den Autoren eingegeben und, anscheinend, keine deutsche Ausgabe gefunden. Und - schwupp! - hier ist sie...

    Ich hab sie gefunden und Mario gemailt, du musst bei amazon.de oben Buch eingeben wenn du ein deutsches Buch willst. Schau mal hier sind alle deutschen Bücher von ihm
    https://www.amazon.de/s?k=Paol…3%95%C3%91&ref=nb_sb_noss

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Mit jedem Schritt, mit jedem Atemzug schärft sich die Wahrnehmung für das Hier und Jetzt, für das, was wesentlich ist: Verbundenheit, Mitgefühl und Verantwortung.

    Das erinnert mich jetzt tatsächlich an das Reise/Wanderbuch von Robert Macfarlane / The Old Ways. Auch er verbindet das Wandern , das

    Erleben der Außenwelt mit einer Reise nach Innen, sozusagen in das "alte Herz" des Menschen der seine Welt auf all den Wegen und Pfaden

    erkundete und an die nachfolgenden Generationen weitergab.

    Der Cognetti landet dann mal auf meiner WuLi. Übrigens auch der von dir erwähnte Kästner und seine Griechischen Inseln.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • Da ich von Paolo Cognetti "Fontane No 1" (Achtung gibt es auch unter dem Titel "Mein Jahr in den Bergen") und "Acht Berge" sehr gerne gelesen habe, gehört er zu den Autoren, bei denen ich mittlerweile fast schon direkt zugreifen muss, wenn ein neues Buch erscheint. So auch mit "Gehen, ohne je den Gipfel zu besteigen" geschehen.

    Cognetti hat mich als Leserin mit auf eine Reise genommen, die er Ende 2017 mit ein paar Freunden und sehr vielen Trägern in der Dolpo-Region (liegt auf einer Hochebene Nepals) unternommen hatte. Das fand ich schon alleine faszinierend genug, weil ich in meinem Leben wohl nie dorthin kommen werde und so die Gelegenheit hatte, wenigstens ein klein wenig von Land und Leuten kennen lernen zu dürfen. Zumal ich auch nicht über die notwendige körperliche Kondition verfügen würde um so eine Reise überhaupt durchhalten zu können. Cognetti selbst hat und hatte Schwierigkeiten mit Höhen ab 3000 Meter. Irgendwie ist es ihm gelungen einen Schritt nach den anderen zu machen und diesen Knackpunkt überwinden zu können.


    Es war herrlich für mich als Leserin durch seine Augen Land und Leute ein wenig kennenzulernen. Später stößt auch noch eine Hündin, die er Kanjiroba genannt hatte, zu der Reisegruppe. Mit Cognetti reisen bedeutet auch seine innere Reise mitmachen zu dürfen. Beeindruckend wie ihm das auf den wenigen Seiten tatsächlich gelingt. Ein Buch ist ihm dabei ein wichtiger Begleiter, nämlich "Auf der Spur des Schneeleoparden" von Peter Matthiesen. Dieses hatte ihn überhaupt zu dieser Reise inspiriert. Persönlich gefallen haben mir die kleinen Skizzen im Buch sehr gut, die Cognetti während seiner Reise gemacht hatte.


    Mein Fazit:

    Nicht nur eine äußerliche Reisebeschreibung, sondern auch eine innere Reise. Findet man ja doch eher seltener in der Literatur. Wobei man sich natürlich klar sein muss, dass es bei gerade mal 121 Seiten nicht so ausführlich sein kann. Mir hatte das schmale, aber feine Buch gut gefallen und ich habe ihm gerne 4,5 Sterne gegeben.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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