Giosuè Calaciura - Die Kinder des Borgo Vecchio / Borgo Vecchio

  • Kurzmeinung

    tom leo
    Ziemlich abgründig, schwarz..., wenn auch gut geschrieben.
  • Kurzmeinung

    claudi-1963
    Voll Sünde und Gräuel das mich verwirrt zurückgelassen hatte. Man braucht viel Fantasie um dieses Buch zu verstehen.
  • "Der erstrebenswerteste Zustand, meinte der Sündige, wäre der Tod, denn dann könnte man keine Sünden mehr begeh(r)en." (Wolfgang J. Reus)
    Enge Gassen, Wäsche die von den Häusern im Wind flattern, der Geruch nach gebratenem Fleisch oder Brot und Stimmengewirr. Dies ist die Welt von Borgo Vecchio in der Mimmo, Cristofaro und Celeste zu Hause sind. Hier leben eine Vielzahl von Menschen in Armut oder von der Hand in den Mund. So auch Celestes Mutter Carmela, die sich mit Prostitution ihren Unterhalt verdient. Da ihre Wohnung jedoch zu klein ist, muss sie ihre Tochter jedes Mal auf den Balkon schicken, wenn ein Freier kommt. Mimmos Vater ist der Fleischer des Viertels, er betrügt gerne seine Kundschaft, in dem er seine Waage manipuliert. Cristofaros Vater hingegen ist ein Trinker, der regelmäßig jeden Abend seinen Sohn verprügelt. Alle wissen davon, doch keiner tut etwas dagegen. Doch alle drei haben etwas gemeinsam, sie himmeln Totó an einen Ganoven, der so schnell rennt, dass ihn die Polizei nicht schnappen kann. Und er kann besser mit der Pistole umgehen als manch anderer.


    Meine Meinung:
    Das blasse braune Cover mit dem Mann und den zwei Jungen, die wie ich vermute, Spaghetti tragen, passt hervorragend zu dieser Geschichte. Bisher hatte ich noch nie etwas von diesem italienischen Autor aus Palermo gelesen. Er erhielt jedoch für dieses Buch den Premio Volponi, den italienischen, nationalen Literaturpreis für bürgerschaftlichen Engagements. Der Schreibstil ist nicht immer einfach gewesen. Wo ich anfänglich recht schnell gefangen von seinen Schilderung war, wurde dies im Laufe der Geschichte immer schwieriger. Giosuè Calaciura hat eine sehr eigenwillige, bildhafte, fantasievolle Schreibweise, bei der die Dramaturgie bis ins Bodenlose fiel und die mich bei einigen Szenen fraglich zurückließ. Im Nachhinein kann ich hier nur meinem Verständnis zu dieser Geschichte hier berichten, also was ich aus diesem Buch herauslesen konnte. Mit der Geschichte um das Dorf Borgo Vecchio, das es in Wirklichkeit nicht gibt, stellt der Autor eine Art Sündhaftigkeit der Menschen, Religiosität und Erlösung dar. Dabei spielt und wirft er teils mit Worten um sich, wo ich danach regelrecht sprachlos war und ich sofort einige Bilder vor Augen hatte. Dagegen gab es dann jedoch Szenen, die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Zum Beispiel redet Mimmo mit seinem Pferd Naná, das der Vater vor dem Tod der Schlachtbank gerettet hat. Das wäre ja noch gar nicht so grotesk, doch das dieses Pferd auch noch antwortet, bzw. es so dargestellt wird, fand ich dann doch ein wenig skurril. Die Sündhaftigkeit des Dorfes hingegen stellt der Autor hier allerdings sehr gut dar. Dabei ging es um die Todsünden, wie Betrug, Lüge, Ehebruch, Mord, Prostitution, Diebstahl, Ausschweifung (Alkohol), Neid bis hin zum Verrat wie wir es schon von Judas her kennen. Kaum jemand aus diesem Dorf erschien mir, ohne Sünden zu sein. Wie es ja auch schon in der Bibel steht, das niemand ohne Sünde sein werde. Und so erkannte ich in diesem Buch anhand dieser Andeutungen schon einen gewissen roten Faden, den der Autor hier dem Leser mit der Sündhaftigkeit der Menschheit nahebringen wollte. Leider jedoch muss man vieles selbst aus diesem Text heraus interpretieren, da es durch den Autor selbst, lediglich bei Andeutungen und Metaphern blieb. Und so wurde diese anfänglich schöne Geschichte mit der Geburt von Mimmo für mich zu einer wahrlich schweren Geburt. Den dieses Buch liest man nicht ebenso mal nebenher. Nein man muss hierbei schon wirklich ganz bei der Sache sein, damit man auch versteht, was der Autor hier dem Leser mitteilen möchte. Zu guter Letzt blieben wegen der Kürze des Buches auch noch die Charaktere recht oberflächlich. Den bei gerade mal 160 Seiten kann man die Vielzahl der Personen, die diese Geschichte ausmachen, nicht ausführlich darstellen. Das hingegen war natürlich sehr schade, da ich gerade dadurch auch vieles nicht nachvollziehen konnte. Alles in allem sicher eine literarische Besonderheit, die mich jedoch nicht so ergreifen konnte, wie ich gehofft hatte. Deshalb von mir nur 3 von 5 Sterne.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Giosuè Calaciura - Die Kinder des Borgo Vecchio“ zu „Giosuè Calaciura - Die Kinder des Borgo Vecchio / Borgo Vecchio“ geändert.
  • Das Hafenviertel Borgo Vecchio der sizilianischen Stadt Palermo ist die Heimat der ärmeren Bevölkerung und das Zuhause von Mimmo, Celeste und Cristofaro. Jedes der drei Kinder wünscht sich den Tod seiner Eltern und ein anderes Leben, denn sie müssen so einiges unter ihnen ertragen. Während Celeste miterleben muss, wie ihre eigene Mutter Carmela sich in der heimischen Wohnung als Prostituierte verdingt, wird Cristofaro jeden Abend unter den Augen und Ohren der Nachbarschaft von seinem besoffenen Vater verprügelt, doch helfen tut ihm keiner. Mimmo kommt da noch am besten weg, denn sein Vater betätigt sich nur als Betrüger an seiner Kundschaft, die er bei dem Gewicht des gekauften Fleisches bescheißt. In Borgo Vecchio hat der Kriminelle Totó das Sagen und wird von dem Kleeblatt sehr bewundert. Als dieser Celestes Mutter Carmela heiraten will, kommt Hoffnung auf…


    Giosuè Calaciura hat mit „Die Kinder des Borgo Vecchio“ einen atmosphärisch-dichten und bildgewaltigen Roman vorgelegt, der dem Leser schonungslos den Spiegel vorhält ob der Grausamkeit des Lebens sowie der Natur des Menschen. Der Schreibstil ist anspruchsvoll und intensiv, der Leser kann das Buch nicht einfach so weglesen, sondern wird durch detailreiche Beschreibungen sowohl der Örtlichkeiten als auch der menschlichen Beziehungen durch die Handlung laviert und erstaunt mit einem sarkastischen Unterton, der bei den Schilderungen wohl lebensnotwendig ist. Interessant sind die Beobachtungen, die der Autor mit dem Leser in Bezug auf die Bewohner von Borgo Vecchio teilt. Sie alle leben in einer Art Mikrokosmos, wo jeder seine Rolle hat, sie miteinander agieren oder sich auch ignorieren. Doch sie gleichen jeder einem Zahn in einem Getriebe, das nur so zu funktionieren scheint. Wunderbar wird die Freundschaft der Kinder beschrieben, die sich gegenseitig stützen und Kraft geben, die täglichen Schikanen durchzuhalten. Aber auch ihre Hoffnungen haben in dieser Geschichte einen Platz, wenn sie auch weit in der Ferne liegen.


    Die Charaktere sind sehr facettenreich angelegt und überzeugen durch ihre Lebendigkeit. Der Leser kann sich gut in die Kinder hineinversetzen, begleitet sie einen Teil ihres Weges und erfährt dabei nicht nur über sie eine ganze Menge, sondern erlebt auch hautnah mit, was sie mit ihren Familien durchmachen müssen. Celeste liest gern, aber was soll sie auch sonst auf dem Balkon machen, während ihre Mutter für den Lebensunterhalt Herrenbesuch empfängt. Mimmo liebt sein Pferd Naná, vertraut ihm das an, was ihn umtreibt. Er ist heimlich in Celeste verliebt. Cristofaro ist am ärmsten dran, denn die ständigen Prügel seines Vaters sind nur schwer zu ertragen. Er wirkt zäher als seine beiden Freunde, wahrscheinlich das Ergebnis dieser körperlichen Züchtigungen. Totó ist ein Ehrfurcht einflößender Mann, dessen Erscheinen nicht nur Schauer über den Rücken laufen lassen, sondern insgeheim auch Bewunderung hervorruft. Aber auch Carmen und die übrigen Protagonisten geben dem sizilianischen Viertel ein Gesicht und der Handlung zusätzliche Impulse.


    „Die Kinder des Borgo Vecchio“ lässt den Leser während der Lektüre eine Achterbahn der Gefühle durchleben. Sehr eindrucksvoll und bildreich erzählt, was eine Leseempfehlung mehr als verdient!


    Schöne :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Das dieses Buch einen Literaturpreis gewonnen hat, ist nachvollziehbar aufgrund der schon sehr poetischen und dennoch harten Erzählweise. Das ist absolut kein Buch für Nebenbei, da zwar "nur" 154 Seiten, aber die haben es in sich....


    Geschichte: Mimmo, Christofaro und Celeste sind 3 Kinder im tiefsten Süden Italiens, die unendlich viel Leid ertragen müssen und dies ist ein Teil Ihrer Geschichte, der Lebensart und der Grausamkeit, die hinter allem steckt. Mimmos Vater ist Metzger und betrügt seine Kunden generell beim abwiegen, Celestes Mutter ist die Dorfprostituierte und Christofaros Vater ist ein Trinker, der seinen Sohn jeden Abend schlägt. Mimmo muss sich um ein Rennpferd kümmern, das bei Illegalen Rennen antritt und Celeste muss immer auf den Balkon, wenn Ihre Mutter Ihre Freier empfängt...


    Die Personen sind mit Ihren Träumen und dem reellen Leben wunderbar dargestellt. Die Sprache ist sehr ausschweifend, nicht einfach , teilweise sehr Grausam und mit einer sehr düsteren Atmosphäre aber einem sehr schönen Cover.


    Meine Meinung; 154 Seiten, die sehr viel Aufmerksamkeit erfordern und nicht einfach Nebenbei gelesen werden können. Dazu sind die Stimmungen und Gedanken und die gesamte Geschichte einfach zu schwer. Leichtigkeit sieht anders aus.... Die Geschichte bewegt und entsetzt, bringt einem vor Wut zum schreien und freut sich über jedes bisschen Glück, dass in diese schwarze Geschichte eindringt.

    Der Schreibstil ist jedoch Weltklasse !


    Fazit: Nichts für Leser, die einfach bei einem Buch entspannen wollen. Schreibstil und Erzählweise sind Einzigartig. Für mich war es einfach zu düster und zieht einen runter, daher vergebe ich nur 4 Sterne. Literarisch ist es wahrscheinlich eine Perle. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: