Zoran Drvenkar - Licht und Schatten

  • Kurzmeinung

    Ambermoon
    Wundervoller historischer Fantasy voller Magie und dichter Atmosphäre
  • Kurzmeinung

    hennie
    anspruchsvolle Geschichte, ein märchenhaftes Epos...
  • Zum Anbeginn der Zeit kamen 23 Mütter auf die Erde, die die Menschen lehrten und Licht, Liebe und Freude auf die Welt brachten. Es gab nur das Helle, Freundliche und Liebevolle, das Dunkle und Böse wie Haß, Neid oder Gier gab es noch nicht. Bis eine dieser Mütter - Solea - Freude daran fand, das Böse zu entwickeln, so dass den 22 anderen keine Wahl blieb als sie zu vertreiben. Nach Jahrmillionen Jahren kam Solea aber zurück, knechtete ihre Schwestern, erschuf die Dämonen (Zegechem) und setzte ihre Statthalter_innen - die Herrschaften - an die Machthebel der Welt und seitdem ist die Welt kein heller, freundlicher und liebevoller Ort mehr.

    Zugleich gab es aber die Prophezeiung, das einmal ein Kind auf die Welt kommen wird, dass die Dunkelheit besiegen und wieder das Licht bringen wird. Und dieses Kind ist die junge Vida, die im Winter des Jahres 1704 in Sibirien geboren wird. Ihr Leben steht unter den Schutz ihrer drei Tanten, die auch zu den 23 Müttern gehören, ihres Vaters und weiterer Begleiter_innen. Gefährdet wird es von dem Wächter, der seit Jahrmillionen auf ihre Geburt wartet, um ihre Seele für Solea zu rauben und von Kraljica, einer der Herrschaften.

    Wird es Vida gelingen das Licht in die Welt zu bringen und der Dunkelheit standzuhalten?

    Dem Autor Zoran Drvenkar gelingt mit Licht und Schatten ein sehr spannender Roman mit viel Gefühl, Magie und Abenteuer, aber auch für mein Gefühl etwas zu vielen expliziten Gewaltdarstellungen. Die Leser_innen werden sofort in den Bann der Geschichte gezogen, die Zeit fliegt dahin und schon sind die fast 600 Seiten vorbei. Es bleiben für mich noch ein paar Fragen offen, so dass ich auf einen zweiten Teil hoffe

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Zoran Drvenkar: Licht und Schatten“ zu „Zoran Drvenkar - Licht und Schatten“ geändert.
  • :study: Tolle Grundidee, die mich aber furchtbar in der Umsetzung enttäuscht!



    Inhaltserzählung:
    Mein Name ist Aren und meine Geschichte ist deine Geschichte ist unsere Geschichte. Sie ist der ewige Kampf des Guten gegen das Böse. Sobald ich diese Geschichte beendet habe, wird es ab meine Haustür klopfen. Ich werde sie öffnen und der Kampf zwischen Gut und Böse wird sein Ende finden. Vor meiner Tür wird kein Engel stehen, es wird auch kein Prophet sein, kein Zauberer oder Bote des Himmels. Es wird jemand sein, den du auf den nächsten Seiten näher kennenlernen wirst. Aus diesem Grund nimmt diese ihren Anfang auch nicht im Jetzt. Sie beginnt vor langer Zeit mit der Geburt der ersten reinen Seele, die uns schon damals Frieden gebracht hätte, wäre ihr Dasein nicht so schnell im Keim erstickt worden. Und die erste Geburt beginnt und endet mit dem Tod. (Seite 7/8)


    Autor:
    Zoran Drvenkar, wurde 1967 in Kroatien geboren und zog im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Berlin. Nach einer schweren Zeit in der Schule wurde ihm klar, dass ein Klassenzimmer nicht der richtige Ort für ihn ist. Angefangen mit Gedichten schrieb er bald schon Kurzgeschichten, die er mit der Zeit immer weiter ausbaute. Seit 1989 ist er als freier Schriftsteller tätig und ein vielfach ausgezeichneter Kinder-und Jugendbuch-Autor. Er schreibt auch unter den Pseudonymen Victor Caspak und Yves Lanois. In seiner literarischen Karriere wurde er z.B. vom Autor Paul Maar gefördert, den er bei einer freiberuflichen Tätigkeit beim Berliner Tagesspiegel kennen lernte. Heute wohnt der Autor in einer alten Kornmühle bei Berlin.



    Bewertung:
    Die ganze Buchaufmachung ist ja umwerfend! Der Umschlag ist nach Leinenart hergestellt, das Cover und der Titel passen nicht nur zueinander, auch zur Geschichte sind beides hervorragend gewählt. Die Kapitel sind nummeriert und zusätzlich namensiert, also mit den jeweiligen Charakterbezeichnungen, um die es in den Kapiteln geht, vermerkt. Der Schreibstil ist ungewöhnlich und sicher nicht für jeden Leser gut lesbar. Er hat etwas leicht poetisches und schwerlastiges. Gerade der Anfang liest sich etwas holprig und die Geschichte wirkt konstruiert und undurchsichtig. Trotzdem hat mich die Leseprobe sehr neugierig gemacht, weil ich darin Potenzial gesehen habe.

    „Sie liebt das Leben.“ „Alle Lebenden lieben das Leben.“ „Wieso lieben dann die Toten nicht den Tod?“ „Weil er nicht zum Leben gehört. Deswegen ...“ „Es sind die Toten, die über dich reden. Sie sagen, du seist die Herrscherin, die kommt und bleibt und nicht mehr weicht. Sie erzählen, dass du von der Zukunft gesehen wurdest. Seitdem ist alles anders.“ (Gisele und Vida, Seite 202)

    Es gibt viele Charaktere in der Geschichte und diese haben ihre eigene kleine Geschichte, die sich mit dem Hauptgeschehen um Vida verbinden. Für mehr Verständnis zu meinen Erläuterungen, muss ich auch zu einigen wichtigen Charakteren im Buch etwas schreiben:

    *Aren, der Erzähler, der Vida kennengelernt hat

    *Vida, das Kind des Lichts und die einzige Hoffnung für die Menschheit

    *Solomon, Krieger und Vater von Vida, der sich mit ihr als Schmied im Dorf Warroch vor der Dunkelheit versteckt.

    *Yrma, eine der Dreiundzwanzig Mütter und Mutter von Vida, die bei ihrer Geburt starb.

    *Iskar, der Wächter, erschaffen von der Göttin und eine der Dreiundzwanzig Mütter und ist auf der Jagd nach Vida.

    *Solea, die selbst ernannte Göttin und eine der Dreiundzwanzig Mütter, die ihre Schwestern verraten hat.

    *Dohos und Adriana (Kraljica), die Herrschaften, die Unglück über die Menschen bringen und für die Göttin arbeiten.

    *Der Bär, der von Vida gerettet wurde und seither auf der Suche nach ihr ist.

    *Madame Dujon, verlor Mann und Kind, und ist auf dem Weg zu ihren Brüdern nach Jenisseibucht.

    *Jelisa, die Großfürstin in Sankt Petersburg, die noch jünger als Vida ist und ihre Seele retten soll.

    *Ivar, der Grausame, ist ein ehemaliger Armeegeneral und nun ein Rebell, der die Reisenden überfällt.

    *Die Eskorte von Vida besteht aus Generalleutnant Uljan, Major Geromir und Husar Lenko von Bornstein. Sie geleitet die Gruppe nach Sankt Petersburg zur Großfürstin.

    *Riva, Asha und Eka, eine der Dreiundzwanzig Mütter und Vidas Tanten;

    Riva kannte sich mit der Vergangenheit so gut aus, dass ihr Vida jede historische Frage stellen konnte, die ihr in den Kopf kam, immer hatte Riva eine Antwort parat.

    Eka dagegen war erdverbunden und immer im Jetzt. Eka war so mit der Fauna und Flora verbunden, dass sie von einem Moment zum anderen verschwinden konnte, ohne wirklich zu verschwinden.

    Sobald alle Antworten ausgeschöpft waren und keiner mehr weiterwusste, wandten sie sich alle an Asha. Während ihre zwei Schwestern die Erde und die Vergangenheit im Auge behielten, hatte Asha ihren Fokus auf das Denken gerichtet. Sie war es, die alle Zeichen und Formeln kannte, sie war in den Gebieten der Mathematik bewandert und konnte einen Gedanken in klare Zahlen umwandeln. (Seite 35 / 36)


    „Wie kannst du nur so mutig sein?,“ fragte sie. „Ich bin nicht mutig, ich habe nur Angst.“ „Ist das nicht dasselbe?“ „nicht für die, die sich fürchten.“ (Großfürstin und Vida, Seite 566)

    Es gibt noch weitere Charaktere, allerdings sind sie in meinen Augen nicht wichtig und hätten ganz wegbleiben können. So ganz habe ich das ganze Erbe von Vidas Mutter nicht verstanden. Die Erklärungen dazu sind sehr gut, nur in Verwendung durch Vida kommt es irgendwie nicht ganz raus. Vida wird so hoch als Rettung gehalten, aber sie wirkt letztendlich nur halb so retterlich und bewirkt nicht halb so viel, was man ihr nachsagt. Schade, so wirkt sie wie ein Abklatsch ihres von allen gelobten Ichs. Die kleine Zwischengeschichte mit dem Bär finde ich poetisch und bringt etwas sonderbares in das Buch. Doch sein Erscheinen ist eher nebensächlich, da das Ende sein Dasein in ein Nichts verwandelt. Der Autor hat seine Aufgabe / sein Ziel weggeschrieben. Nicht so notwendig sind die Charaktere Madame und Ivar ebenso. Sie sollen wohl das gewisse Extra reinbringen, finde es aber enttäuschend, dass sie nicht wirklich einen Sinn haben. Auch die richtige Auseinandersetzung zwischen Solea und Solomon wie auch zwischen Solea und ihren Schwestern sind nicht richtig wiedergegeben. Es fehlt da einfach richtig! Auch die Auseinandersetzung mit den Herrschaften und dessen Geschichte sind sehr karg niedergeschrieben.

    „... deine Zukunft ist jetzt ein Teil von dir, selbst wenn du sie nicht verstehst. Niemand kann sie dir wegnehmen. Aber sei dir bewusst, dass sich deine Zukunft nur verwirklichen kann, wenn du sie beschützt. Und genau da beginnt das Problem. Du bist ungeschützt, Vida, deine Kräfte schlummern noch und du weißt nicht, wer du wirklich bist.“ (Asha und Eka, Seite 115)

    Es gibt einige gekünstelte Erklärungen zu den Vorgängen im Buch, also Erläuterungen zu Geschehnissen und Geheimnissen, die aufgesetzt wirken. Das gefiel mir nicht und machte die Szenen so überzogen. Auch gibt es Irreführungen für mich wie das Alter von Vida und Jelisa, die viel jünger dargestellt werden als sie auf mich wirkten. Ich konnte das Alter gar nicht nachvollziehen. Das Alter passt überhaupt nicht zu den Verhaltensweisen, die viel zu erwachsen dargestellt werden.

    Er lebte sein Leben wie jemand, der die Einsamkeit liebte, er wusste nur, dass er nichts als die Einsamkeit besaß. Es ist immer leicht, etwas zu lieben, was einem keine Wahl lässt. (Seite 20)

    Das Ende ist unvollständig abgehandelt, der Kampf gegen die Dunkelheit und den Tod ist nicht ausreichend ausgeschrieben und vieles ist offen geblieben. Auch ist es sehr salopp geschrieben. Und wer ist Aren? Er spricht im Epilog, erzählt die ganze Geschichte und erwähnt im Prolog, dass er Vida kennenlernte … und dann ist Schluss. Ein richtiger Cliffhanger. Das erweckt auf mich den Eindruck, dass es ein zweiten Band geben wird, doch der Autor hat sich dazu nicht geäußert. Es wird also keinen weiteren Band geben, der alles Offene schließt. Bereits vor dem letzten Drittel kam mir dies bezüglich große Unruhe, die mich leider bestätigt hat.

    Wenn der Wille stark wird und sich in Entschlossenheit verwandelt, dann schlägt er Wurzeln. (Eka, Seite 90)


    Fazit:
    Eine wirklich besondere und einmalige Geschichte und Charaktere. Der Autor hat mich aber sehr enttäuscht!!! Ich bin fassungslos, wie er das Buch hat enden lassen. Nicht, weil es schnell abgehandelt wurde, sondern weil es unzureichend an Informationen zusammengehalten wurde. Ebenso ist das Ende als Cliffhanger geschrieben, als würde ein zweiter Band folgen – dass es nicht so ist, frustriert zusätzlich und ärgert mich! Auch in der Geschichte zwischendrin ist nicht reibungslos erzählt.

    Die Grundidee ist neuartig und fesselt. Die Umsetzung ist nicht ganz befriedigend umgesetzt. Der Autor hat das ganze Potenzial, das sich in seiner Fantasie zusammengerafft hat, nicht vollends ausgeschöpft. Besonders das Ende schlägt heftig auf die Sternebewertung – von mir gibt es unbefriedigende 3,5 Sterne! Mit all den schönen Momenten in der Geschichte bleibt mir vor allem die große Enttäuschung und Frustration! Ich werde sicher kein Werk mehr von dem Autor lesen oder hören. Somit kann ich das Buch an alle weiterempfehlen, die sich gerne irritieren und frustrieren lassen … scheinen ja genug Leser davon zu geben ... und als Jugendroman würde ich das Buch auch nicht einordnen, da es viel zu schwere Kost ist und anspruchsvoll. Für mich eher als Fantasyroman einzuordnen.

    Ein Mensch sollte einem Menschen in der Not immer zur Seite stehen, so sind meine Gedanken zum Leben. (Deka Mani, Seite 199)


    Zuletzt möchte ich dem BELTZ & Gelberg-Verlag und dem vorablesen-Team für das Rezensionsexemplar bedanken! Ich wollte es ja unbedingt lesen! :-)



    Bilder

    :study: In Büchern zu lesen bedeutet zu träumen :study:

    :friends:Lesen & lesen lassen :friends:

    :-,Reich bestückte Scheichin mit einem exklusiv vielseiteigen Harem:-,

    :twisted: Wer zu viel ironiert, bekommt einen Sarkasmus! :twisted:


    :queen: Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. :king:

    (Abraham Lincoln)




  • Highlight!


    Klappentext


    Es ist der Winter 1704 und der Tod sitzt auf dem Wipfel einer Tanne und wartet geduldig auf die Geburt eines Kindes. Er ist nicht der einzige – ein Raunen wandert um die Welt und die Schatten lauschen mit gespitzten Ohren.


    Schon in jungen Jahren macht sich Vida auf den Weg, um die Wahrheit zu finden. Sie hört den Ruf der Toten und begegnet ihrer eigenen Zukunft. Mit dreizehn lehren ihre Tanten sie die Mudras der Verbannung und sich ohne Waffen zu verteidigen. Denn Vida wurde geboren, um das Licht auf die Welt zurückzubringen. Aber niemand rechnet damit, dass sie ihren eigenen Weg geht und selbst dem Tod die Stirn bietet.

    Meine Meinung


    Das wird eine mega schwierige Rezension für mich, weil ich gar nicht weiß, wie ich diese geniale Geschichte für euch in Worte fassen soll - wie ich euch einen kurzen Einblick in so eine außergewöhnliche Idee geben kann, die mich von der ersten Seite total fasziniert hat!


    Wir begegnen Vida zum ersten Mal im Winter 1704 als sie das Licht der Welt erblickt, doch schon ihre Geburt wird vom Tod geprägt. Dieser wird sie auch weiterhin begleiten, denn durch die Gabe ihrer Mutter hat sie eine Bestimmung geerbt, deren Handhabe großes Geschick und einen starken Charakter fordert.

    Mit ihrem Vater Solomon hat sie dafür die besten Aussichten, denn ihre Kindheit und ihre Entwicklung sind so wunderschön beschrieben und zeigen, wie frei ein Kind aufwachsen und sich entfalten kann. In seiner innerer Ruhe und seinem Vertrauen wächst Vida zu einer starken Persönlichkeit heran, die lernt, dass nur die Angst selbst es ist, die einem so viele Entscheidungen und das Leben schwer machen können.


    "Solomon lebte nach seiner eigenen Philosophie: Wenn Vida stürzte, sollte sie stürzen und sich wieder aufrappeln; wenn sie in die falsche Richtung lief, sollte sie es von allein merken und dann umkehren. Er verbarg seine Besorgnis hinter einem Gleichmut, den Vida ihm mühelos von den Augen ablesen konnte." S. 77


    Ich hab ja schon ein paar andere Bücher des Autors gelesen und war deshalb völlig überrascht von dieser neuen Seite, denn der Schreibstil ist sehr ausdrucksstark, aber mit einer gewissen Leichtigkeit, bildhaft, aber mit genug Raum für eigene Vorstellungen und dabei märchenhaft poetisch aber auch märchenhaft grausam. Ja, es gibt einige Stellen die schonungslose Grausamkeit zeigen: der Zeit, in der es spielt angepasst aber auch der Handlung geschuldet runden sie die Atmosphäre ab, die von einer gewissen Melancholie aber auch einer Unbekümmertheit geprägt ist, die sich vom Leben treiben lässt.

    Das klingt jetzt wahrscheinlich, als würde das nicht zusammenpassen, aber Zoran Dvrenkar vereint das alles in einer wunderschönen Hommage an das Gute im Menschen, an das Licht, das beständig gegen das Dunkle kämpft.


    "Wenn der Wille stark wird und sich in Entschlossenheit verwandelt, dann schlägt er Wurzeln." S. 165


    Er hat hier auch eine wirklich schöne Idee zum Hintergrund die mich begeistern konnte und die das Weltbild und das Verhalten der Menschen auf neue (alte) Weise beleuchtet. Außerdem schafft er es, immer wieder spannende Momente einzubauen und mich als Leser völlig zu überraschen, denn man weiß lange nicht wo das ganze am Ende hinführen wird. Auch die Figuren haben alle ihre Geheimnisse, die erst nach und nach aufgedeckt werden und zu einer unvorhergesehenen Entwicklung beitragen.


    Die Angst ist das, was viele "böse Gedanken" in unsere Herzen einziehen lässt und den Mut, sich davon zu lösen, bedeutet eine Menge Kraft, aber auch die Freiheit, das Schöne, das Leben zu genießen. An kleinen Botschaften mangelt es wahrlich nicht in diesem Buch und ich hab mir einiges daraus mitgenommen, über dass sich das Nachdenken lohnt.


    "Vladek hatte nicht gesehen, was vor ihm lag, er hatte versucht, das Jetzt zu überspringen und in eine leichtere Zukunft zu fliehen. Es gibt keine leichtere Zukunft, dachte er, es gibt nur diese Gegenwart, aus der wir das Beste machen können." S. 436


    Ein wirklich wunderschönes Buch, ein Märchen, ein Abenteuer - ein Schicksal, das Trauer ebenso begleitet wie Freude, Wut und Gelassenheit, Hass und Liebe. Auf jeden Fall anspruchsvoll und trotzdem für die Altersempfehlung lesenswert, aber auch für alle, die die Hoffnung auf das Gute nicht aufgeben wollen.


    Fazit: 5 Sterne!


    Weltenwanderer

  • REISE IN DIE EWIGKEIT


    Das ist erneut ein Buch, das noch lange in mir nachwirken wird. Ich musste erst einmal in Ruhe verarbeiten, was ich gelesen habe. Da gab es über 579 Seiten eine Flut an kreativen Ideen, die wiederum eine Fülle von Bildern in meinen Kopf entstehen ließen und meine Phantasie anheizten. Nun will ich versuchen in einer Rezension meine Eindrücke in Worte zu fassen.

    Zur Handlung

    Im Winter 1704 wird Vida, ein Mädchen mit besonderer Bestimmung, in einem kleinen russischen Dörfchen geboren. Sie soll das Licht zurückbringen, das Dunkle verdrängen und die Wahrheit finden. Sie ist die Hoffnung der Welt, nachdem das Böse, das Negative, die Schatten immer mächtiger werden. Nicht nur der widerwärtige Wächter will die positive Macht von Vida verhindern. Das Mädchen wächst zunächst versteckt und behütet auf, bis ihr Geheimnis irrtümlich vor der Zeit enthüllt wird. Der Vater Solomon und die drei wunderbaren Tanten vervollkommnen ihre Fähig- und Fertigkeiten in vielen Bereichen, bereiten sie auf die große Aufgabe vor. Vor der Zeit, bereits mit 13 Jahren bricht sie auf, um ihrer Berufung gerecht zu werden. Selbstbewusst und ohne Furcht tritt sie sogar dem Tod entgegen...

    Meine Eindrücke

    Recht schnell hat mich die zarte, anmutige, feinsinnige, romantische Atmosphäre der Geschichte gefangen genommen, die sehr oft und urplötzlich ins Entgegengesetzte, Grausame, Furchtbare umschlug. Zoran Drvenkar entführt mit unfaßbaren, kreativen Ideenreichtum scheinbar ins Russland Anfang des 18. Jahrhunderts. Doch auf der anderen Seite sind da durch die dreiundzwanzig Mütter ganz große Themen präsent: die Entstehung der Welt, unsere Erde in ihren frühen Zeiten vor Millionen Jahren, fremde Länder in fernen Zeiten mit unzähligen Eindrücken und philosophischen Erkenntnissen. U. a. fand ich die Erklärung, wie die negativen Eigenschaften entstanden sind, irgendwie herrlich naiv. Mit seinem eigenwilligen, detailreichen Erzählstil zeichnet Drvenkar ein absolut lebendiges Bild in einer märchenhaften, phantasiebeladenen Umgebung mit den sprechenden Tieren und den Horrorgestalten. Es vermittelt tiefgründige Botschaften, ab und zu mit Metaphern durchsetzt, die mich nachdenken ließen.

    Die Bemerkungen, Weisheiten von Vidas Tanten, ihres Vaters, von einigen anderen Figuren sowie ihre eigenen Gedanken sind kursiv geschrieben und heben sich damit vom übrigen Text ab. Ich habe recht viele Textstellen in meine Zitatensammlung übernommen.


    Das Cover empfinde ich als düster und geheimnisvoll. Es ist entstanden nach einem Werk von Pieter Bruegel, dem Älteren. Hier sehe ich viele Ansatzpunkte zum Werk von Zoran Drvenkar. Wer einmal die Gelegenheit hatte, wie ich die Bilder Bruegels in Ruhe auf sich wirken zu lassen, erkennt darin viele Bezüge zu dieser Geschichte. Die phantasievolle, mysteriöse Bilderwelt des bedeutenden flämischen Malers und Zeichners Pieter Bruegel d. Ä. (1525/30–1569) mit den grotesken Spuk- und Höllenszenen, den satirischen Allegorien paßte für mich.


    Fazit:

    Was ist dieses Buch? Märchen, Grusel, Mythos, Horror, Phantasie? Von allem etwas und mehr! In allererster Linie las ich eine anspruchsvolle Geschichte mit großartigen und auch kapriziösen Ideen, ein märchenhaftes Epos über Ende und Neuanfang, über Gut und Böse, über Ewigkeit und Endlichkeit, Licht und Schatten... eine Geschichte über das Gegensätzliche in der Welt.


    Für mich ist es ein Lesehighlight und damit vergebe ich die Höchstbewertung und meine unbedingte Lese- und Kaufempfehlung! (Vielleicht nicht unbedingt für 14jährige geeignet!)

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich muss zugeben, ich mag nicht jedes Buch von Zoran Drvenkar. Aber "Licht und Schatten" hat mich total überzeugt. Vom Stil her hat es mich sehr stark an "DU" erinnert, das ich auch sehr geliebt habe. Nur ist "Licht und Schatten" auch für jugendliche Leser geeignet. Mit seiner bildhaften, fast schon poetischen und stellenweise märchenhaften Erzählsprache hat der Autor mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Ich liebe diese teilweise unheilschwangeren Sätze, mit denen er für eine unfassbar spannende Atmosphäre sorgt. Gleichzeitig schwingt ein so toller Humor und fast schon eine Leichtigkeit mit, bevor auf der nächsten Seite wieder großes Unheil droht. Dieses Wechselbad der Gefühle bietet ein großartiges Lesevergnügen. Dazu sind die Charaktere alle so wundervoll herausgearbeitet, dass "die guten" mir sofort ans Herz gewachsen sind und "die bösen" heftigen Widerstand in mir ausgelöst haben. Und so habe ich mich mit großem Lesespaß zusammen mit Vida auf ein Abenteuer begeben und hoffe sehr auf eine Fortsetzung. <3


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Es ist der Winter 1704 und der Tod sitzt auf dem Wipfel einer Tanne und wartet geduldig auf die Geburt eines Kindes. Er ist nicht der einzige – ein Raunen wandert um die Welt und die Schatten lauschen mit gespitzten Ohren. Schon in jungen Jahren macht sich Vida auf den Weg, um die Wahrheit zu finden. Sie hört den Ruf der Toten und begegnet ihrer eigenen Zukunft. Mit dreizehn lehren ihre Tanten sie die Mudras der Verbannung und sich ohne Waffen zu verteidigen. Denn Vida wurde geboren, um das Licht auf die Welt zurückzubringen. Aber niemand rechnet damit, dass sie ihren eigenen Weg geht und selbst dem Tod die Stirn bietet... (Klappentext)


    ❆❆❆❆❆


    "Der Tod ist ein Habicht, der auf dem Wipfel einer Kiefer sitzt und wartet. Er ist nicht hungrig, er verspürt keine Kälte, und würde man ihn fragen, würde der Habicht zugeben, dass er kein Habicht ist. Der Tod ist immer ein Teil des Landes, der Menschen, Pflanzen und Tiere. Er zeigt sich in der Nacht und im Sonnenschein, er atmet unter Wasser und schläft im Fels."

    (S. 9)


    In einem kleinen sibirischen Dorf anno 1704 liegt eine Frau in den Wehen. Zu dieser Zeit, in der der eisige Winter übers Land fegt, werden normalerweise keine Kinder geboren, doch diese Mutter ist nicht wie alle anderen.

    An diesem Tag liegen Licht und Schatten nah beieinander, ergänzen sich und gehen Hand in Hand, denn während die Mutter bei der Geburt stirbt, wird ein Kind des Lichts geboren, ein Kind namens Vida.

    Vida ist ein aufgewecktes Mädchen, welches vom Vater vergöttert und von den Tanten in der Naturmagie unterrichtet wird. Noch weiß sie nicht was das Schicksal für sie bestimmt hat und welche Aufgaben auf sie warten. Doch Vida wäre nicht Vida, wenn sie nicht selbst hier ihren Kopf durchsetzen würde, denn Vida kann mit den Toten sprechen und so geht das Licht wieder mit den Schatten Hand in Hand.


    "Jeden Vogelruf ahmte sie perfekt nach, jede Tierspur war ihr vertraut und sie konnte sich lautlos anschleichen und den rauen Pelz eines schlafenden Fuchses berühren, wenn ihr danach war. Die Tanten lehrten sie, zu riechen und zu schmecken, sie brachten ihr bei, genauer hinzuschauen und sich die Zeit zu nehmen, damit sie sah, was nicht gesehen werden wollte."

    (S. 42)


    Gemeinsam mit Vida lernt man diese Welt mit ihren kalten und entbehrungsreichen Wintern, mit ihrer Magie, den Sagen und Legenden kennen. Dabei erfährt man wer Vida wirklich ist.

    Da Vida nämlich ein Kind des Lichts ist, kann sie nicht nur mit den Toten sprechen, sondern besitzt noch eine weitere Gabe. Sie versteht die Natur auf intensive Art und Weise, wie es andere nicht vermögen.

    Man erlebt mit Vida ihre Kindheit und wie sie langsam erwachsen wird. Und so sitzt man neben ihr als sie zum Beispiel einem Krieger Dschingis Khan bei einem Lagerfeuer versucht zu erklären, dass er seit fünfhundert Jahren tot ist, man rettet ein Bärenjunges und auch einen Raben, welcher jedoch kein Rabe ist und vieles mehr.

    Dabei taucht man in eine fantastische Welt voller Naturmagie ein, welche einem während des Lesens mit einer ganz eigenen Atmosphäre umgibt.


    ">>Du musst neugierig bleiben, Vida, du musst Grenzen überschreiten, damit du sie respektieren lernst. Versagen gehört zum Leben dazu, und du wirst immer wieder versagen, ehe du an dein Ziel kommst. Dennoch solltest du aufpassen, welchem Ruf du folgst.<<"

    (S. 126)


    Man liest aus auktorialer Erzählperspektive und begleitet dabei nicht nur das Mädchen Vida, sondern auch einen Wächter, welcher die Ankunft Vidas erwartete und der erschaffen wurde, um Vida zu finden und zu zerstören. Oder aus der Sicht der Göttin der Dunkelheit, deren Existenz durch Vida bedroht wird. Und somit ist man auch dabei als die Welt erschaffen wurde, wie eine neue Weltordnung entstand und das Böse Einzug hielt.


    "An solchen Tagen musste sie sich daran erinnern, was sie zur Göttin gemacht hatte - sie war die Dunkelheit, die das Licht verdrängt und das Böse auf diese Welt gebracht hatte. Sie war alles, alles war sie. Wegen ihr wurden Kriege geführt, Lügen gesät und Intrigen geschmiedet, aber sie war gleichzeitig auch eine große Inspiration, denn jede Zerstörung zog einen Aufbau nach sich."

    (S. 240)


    Der Schreibstil ist flüssig und klar, die Story voll dichter Atmosphäre und Tiefe und die Figuren weder nur gut, noch nur böse, sondern facettenreich wie das Leben selbst.

    Dabei ist man umgeben von wundervollen Natur- und Settingbeschreibungen, wobei die Natur mit der Magie Hand in Hand geht.


    Fazit:

    Hier tauchte ich in eine Geschichte und eine Welt ein, die mich an Märchen, Sagen und Legenden aus längst verangener Zeit erinnerte. Eine Zeit, in der die Natur mit der Magie eng verbunden war. Eine Geschichte mit unglaublich dichter Atmosphäre, wundervollen und auch tragischen Momenten.

    Das war für mich eines jener Bücher, in dem ich stundenlang versank, die Atmosphäre genoß, dabei die Umgebung um mich herum vergaß und aus dem ich nicht mehr auftauchen wollte. Ein Buch, welches mich traurig stimmte, als es zu Ende war und am liebsten hätte ich es gleich nochmals gelesen.

    Ein ganz besonderes Lesehighlight! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (inkl. Leseprobe, Book-Soundtrack und Rezept zum Buch "Solomons veganer Bohneneintopf")