Imogen Clark - Wenn deine Zeilen mich berühren / Postcard from a Stranger

  • Kurzmeinung

    cbee
    Ein Buch über Geheimnisse, Alzheimer, Gewalt in der Famile, das auch nachdenklich macht.
  • Inhalt:

    Cara lebt mit ihrem Vater, der Alzheimer hat, in ihrem Elternhaus. Als sie auf dem Dachboden etwas sucht, findet sie eine Kiste voll mit Postkarten. Auf jeder steht "Bitte verzeiht mir ... ". Die junge Frau ist verwirrt, sie fragt sich, was diese Worte bedeuten, wer sie geschrieben hat. War es womöglich ihre tot geglaubte Mutter? Bisher wurde ihr erzählt, dass ihre Mutter gestorben sei als Cara zwei Jahre alt war. Ihren Vater kann sie nicht fragen, da dieser schon zu verwirrt ist. Ihr Bruder kann ihr auch nur wenig erzählen.

    Cara begibt sich nun auf eine Reise in die Vergangenheit und versucht herauszufinden, was damals passiert ist und ob ihre Mutter doch noch lebt. Manchmal ist sie sich jedoch gar nicht sicher, ob sie die ganze Wahrheit wissen will ...


    Meinung:

    Das Buch wird in mehreren Zeitebenen erzählt. Einerseits haben wir Cara, die in der heutigen Zeit lebt und das Geheimnis ihrer Familie aufzudecken versucht. Andererseits haben wir den Erzählstrang, der von Caras Mutter und ihrer Kindheit erzählt, in der sie vom Vater unterdrückt und geschlagen wurde. Und dann erfahren wir noch, wie Caras Mutter ihren Mann kennenlernt und wie das Leben mit ihm verläuft.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es erzählt von einigen wichtigen Themen: Gewalt in der Familie, Alzheimer und die Auswirkungen, die diese Krankheit auch auf die Angehörigen hat. Es ist sicher nicht einfach, für den eigenen Vater zu sorgen, der daran erkrankt ist und nur noch selten seine Tochter erkennt. Verständlich auch die Verzweiflung, dass man wichtige Fragen nicht mehr stellen kann und auch die Loyalität, dass man überlegt, ob man alte Geheimnisse überhaupt aufdecken soll.


    Das Buch zeigt, wie es oft misshandelten Frauen und Kindern geht. Es müssen auch gar nicht immer Schläge sein, es reicht schon, wenn man immer wieder hört, wie dumm man ist und dass man nichts richtig machen kann. Oft können die Frauen gar nicht von ihren Männern weg - sie sind komplett von ihnen abhängig, sowohl finanziell als auch psychisch. Außerdem wird ihnen jegliches Selbstbewußtsein genommen, sodass sie denken, sie haben es nicht anders verdient.


    Fazit

    Ein tolles Buch, das auch nachdenklich macht.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Imogen Clark - Wenn deine Zeilen mich berühren“ zu „Imogen Clark - Wenn deine Zeilen mich berühren / Postcard from a Stranger“ geändert.
  • Eine Kiste gefüllt mit einem Sammelsurium von alten Postkarten, die alle nur einen Satz tragen „Bitte verzeiht mir“, ist der Fund, den die 30-jährige Schneiderin Cara freilegt auf dem Dachboden ihres Elternhauses, in dem sie lebt und sich um ihren kranken Vater kümmert. Ihre Mutter Annie hat Cara kaum gekannt, denn die verstarb angeblich schon sehr früh, deshalb weiß Cara auch nicht viel über sie. Ob die Karten wohl von ihrer Mutter sind, wen kann Cara fragen? Ihr Vater wird ihr nichts mehr sagen können, denn aufgrund von fortgeschrittener Alzheimer lebt er in einer anderen Welt. Doch Cara gibt nicht auf und setzt alle Hebel in Bewegung, mehr über ihre Familie und vor allem über ihre Mutter zu erfahren, und natürlich über die Postkarten, die die so verzweifelte Bitte um Vergebung enthalten…


    Imogen Clark hat mit „Wenn deine Zeilen mich berühren“ einen anrührenden Roman vorgelegt, der den Leser mit einem flüssigen und einfühlsamen Erzählstil schnell an sich bindet und ihn die Geschichte hineinleitet. Durch unterschiedliche Handlungsstränge sowie diverse Zeitsprünge über mehrere Jahrzehnte bekommt der Leser einen vielseitigen Eindruck und Einsicht sowohl in die Gedanken- und Gefühlswelt von Cara sowie in das ihrer Mutter Annie und deckt mit Cara gemeinsam Stück für Stück Geheimnisse auf, die lange im Verborgenen ruhten und nun an der Oberfläche sehr schmerzlich sind. Gleichzeitig spiegelt die Autorin das Leben mit Alzheimer wieder und welche Ausmaße diese Krankheit auf alle Beteiligten hat, sei es der Betroffene, der immer mehr in seiner eigenen Welt gefangen ist und seine Erinnerungen vergisst, sei es der Pflegende, der mit der Tatsache zurechtkommen muss, dass ein geliebter Mensch vor seinen Augen zu einem unmündigen Wesen mutiert.


    Die Charaktere sind lebendig und vor allem glaubwürdig ausgestaltet und lassen mit ihren individuellen Ecken und Kanten dem Leser genügend Raum, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihnen zu fiebern und zu fühlen. Cara ist eine offene und liebevolle Frau, die sich allein aufopfernd um ihren kranken Vater kümmert. Sie ist hilfsbereit und besitzt eine gesunde Neugier, etwas über ihre eigene Familie zu erfahren, bevor ihr Vater gänzlich in seiner eigenen Welt verschwunden ist. Annie ist Caras Mutter, die schon früh von ihrem eigenen Vater körperlich und geistig misshandelt wurde und jahrelang darunter gelitten hat. Ihre Ehe war eine Flucht vor dem Vater, doch am Ende hat auch diese sie nicht glücklich gemacht. Der Leser erlebt bei der Lektüre so manches Wechselbad der Gefühle und leidet regelrecht mit.


    „Wenn deine Zeilen mich berühren“ ist ein gefühlvoller Roman um alte Familiengeheimnisse und menschliche Tragödien, das zwar zum Nachdenken anregt, aber nicht viele Überraschungen parat hält. Eingeschränkte Leseempfehlung!


    Ausbaufähig für :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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