Ivan Ertlov - Mutation

  • Unser Sonnensystem, 2149 A.D.

    Die Venus - gegen jegliche wissenschaftliche Prognose, Wahrscheinlichkeit und Vernunft erfolgreich terrageformt - hat ein Problem: Der Sauerstoffgehalt der Luft beginnt langsam zu sinken, und sowohl Mensch als auch gentechnisch optimiertes Tier scheinen mehr des kostbaren Gases zu verbrauchen als bisher. Fieberhaft wird an einer Lösung gearbeitet, doch kurzfristig scheint Hilfe von Außen unvermeidlich. Das autonome Kollektiv, eine geldlos utopische Gesellschaft aus Freidenkern, verrückten Wissenschaftlern, Gelehrten und Studenten, muss sich zähneknirschend dem Außenhandel öffnen, um die Krise zu meistern. ExoCorp, einer der mächtigsten Player der interplanetaren Wirtschaftskonsortien, bietet Hilfe an - nicht ganz uneigennnützig, versteht sich. Das Kollektiv ist misstrauisch und besteht auf einem neutralen Unterhändler ohne Konzerninteressen.


    John Harris, ehemaliger Captain der UN Streitkräfte, hat ebenfalls ein Problem - er ist pleite. Wieder einmal. In einem Sonnensystem, dessen Handel weitestgehend von allmächtigen Konzernen gesteuert wird, ist nicht mehr viel Platz für einen einfachen Freihändler. Und schon gar nicht, wenn sich dieser weigert, Aufträge anzunehmen, die ihn mit dem Gesetz in Konflikt bringen könnten. Sein einziger nennenswerter Besitz ist die Avatar, eine Phobocaster, ein legendärer Schiffstyp des vorletzten interplanetaren Krieges. Ihr Wert alleine könnte aus John einen wohlhabenden, sogar reichen Mann machen - doch ein Verkauf kommt nicht in Frage. Denn die Avatar ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Geisterschiff...

    Meine Gedanken dazu:


    "Mutation - Alte Freunde und profitable Kriege" ist ohne jeden Zweifel mein emotionalstes, für mich wichtigstes Buch. Die Geschichte rund um die Avatar und ganz besonders die Beziehung zwischen John und Alice hat mich nicht mehr losgelassen, seit ich sie irgendwann im Jahr 1996 oder 1997 geträumt hatte - mit mir als John. Das klingt jetzt durchtbar nach Klischee oder an den Haaren herbeigezogener Origin Story, aber eso war es, und ich habe gottseidank Zeugen dafür.


    Zuerst habe ich es in einem Song verarbeitet, "Man and Machine", mit meiner damaligen EBM / Wave Band. Alice hieß anfangs Elisa, und ich kann mich noch an die Textzeilen erinnern:


    "Man and machine, working just as one, Harris and Elisa, always on the run"
    "She's a part of the ship, she's a part of me, we will fly together in eternity"


    Und wer mich für meine damalige Reimkunst kreuzigen will - he, bitte, ich war gerade mal 19 Jahre alt :lol:


    Auf jeden Fall hat es als Song nicht richtig, nicht fertig erzählt, nicht tiefgründig genug gewirkt. Also habe ich mich ans Schreiben gemacht. Die ersten Kapitel von "Mutation" wurden dann 1998 geschrieben. Und dann folgten 20 Jahre abwechselnd Interesse, Desinteresse, der Gedanke, es sein zu lassen und die Motivation, es doch noch fertig zu schreiben, endlich die Geschichte zu erzählen, die sich so hartnäckig im Hinterkopf eingenistet hatte.

    Ein Wechselbad der Gefühle, vom ärgsten Selbstzweifel bis hin zu gnadenloser Selbstüberschätzung.

    Und irgendwie ging es am Ende dann doch gut aus. Es wurde eine Mischung aus Thrill und neugierigem Abenteuer, aus Gesellschaftskritik und unbeschwertem Humor, eine Geschichte, in der all mein Herzblut steckt.

    Und es ist wunderbar zu sehen, wie es honoriert wird.

    Heute ist es mit Abstand mein erfolgreichstes Buch, und am 25. Juli erscheint der Nachfolger.