Stina Jackson - Dunkelsommer / Silvervägen

  • Kurzmeinung

    aida2008
    ohne Ermittlerteam den Fall gelöst - mal eine andere Vorgehensweise - gut gemacht!
  • Kurzmeinung

    Marie
    düster, glaubwürdig, spannend - diese Sorte Krimi gefällt
  • Kurzmeinung

    Ambermoon
    Melancholischer Spannungsroman, welcher Schwedens Wälder noch nie so düster und bedrohlich erscheinen ließ
  • Wie bei allem was als Nr.1 Bestseller angekündigt wird, ist man erst einmal skeptisch und will sich eine eigene Meinung bilden, aber.... diesmal liegen die Kritiker wohl richtig. Eine spannende und richtig gute Geschichte bei der man nicht aufhören kann zu lesen.

    Geschichte: Vor 3 Jahren verschwindet die blonde 17 Jährige Lina von heute auf morgen. An der Bushaltestelle abgesetzt um für den Ferienjob im Wald zu arbeiten, bestätigen alle, dass sie nie im Bus war. Tagein und Tagaus fährt Lelle, ihr Vater, in seinem Urlaub, alle Nebenstraßen ab und schaut in jede verfallene Waldhütte um seine Tochter doch noch irgendwann zu finden...Jede Nacht zieht er los …

    Währenddessen zieht die 17 Jährige Meja mit Ihrer Mutter Silje, aus Südschweden, zu einem älteren Mann auf einen abgelegenen Hof. Ihre Mutter hat ihn im Internet kennengelernt. Plötzlich verschwindet wieder ein Mädchen spurlos und die Wege von Lelle und Meja kreuzen sich....

    Was relativ unspektakulär beginnt, ist ein Roman der von seiner Schreibweise her jemand unbewusst so mitnimmt, das ein Gefühl von Zeit sofort verschwindet. Ich war total gefangen im Buch, habe mitgelitten mit den Figuren und konnte Lelle´s Schmerz so richtig nachempfinden. Die beiden Geschichten von Meja und Lelle laufen parallel und jede für sich ist ein Kompliment an eine wahnsinnige düstere Atmosphäre, die meiner Meinung nach fast nur Skandinavier schaffen können.Personen, die ich wirklich Leibhaftig vor mir sehe, eine Sucht ,die mich zwingt das Buch sofort zu lesen und auch einen wirklich durchdachten und guten Schluss bereit hält. Es beginnt langsam und steigert sich, wie es bei einem richtigen Thriller sein muss. Als die beiden Geschichten von Meja und Lelle sich miteinander verbinden, besteht natürlich eine Ahnung was passieren wird, aber dass es trotzdem ein Genuss wird, es zu lesen, ist dann doch etwas sehr sehr gutes.

    Dieses Buch ist für alle Thriller und auch Krimi Fans eigentlich ein Muß, da es wirklich ein extrem hohes Niveau hat und mit seiner Stimmung und Spannung rundum überzeugen kann. Für mich eine klare Empfehlung und ein Highlight 2019 :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Tefelz

    Hat den Titel des Themas von „Starke Gefühle und atemberaubende Atmosphäre“ zu „Stina Jackson - Dunkelsommer“ geändert.
  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Stina Jackson - Dunkelsommer“ zu „Stina Jackson - Dunkelsommer / Silvervägen“ geändert.
  • Drei Jahre ist es her, dass Lelles Tochter in einem abgelegenen Teil Nordschwedens spurlos verschwand. Seither fährt er jeden Sommer im düsteren Licht der Mitternachtssonne die Straße ab, an der Lina zuletzt gesehen wurde. Nacht für Nacht sucht er verzweifelt nach seiner Tochter, nach sich selbst und nach Erlösung. Dann kommt eines Tages die siebzehnjährige Meja in der Hoffnung auf einen Neuanfang in Norrland an. Doch als sich die Dunkelheit des aufkommenden Herbstes über das Land legt, verschwindet ein weiteres Mädchen. Und Lelles und Mejas Leben werden durch dramatische Ereignisse miteinander verbunden, die sie nie wieder loslassen werden ... (Klappentext)


    ✺✺✺✺✺


    Zitat
    "Die Mitternachtssonne würde die Menschen aus ihren Höhlen jagen und sie mit Sehnsucht erfüllen. Sie würden lachen und sich lieben und verrückt werden und sich Gewalt antun. Manche würden vielleicht sogar verschwinden."
    (S. 9)


    Im Sommer, wenn die Sonne niemals untergeht, fährt ein Vater in der Mitternachtssonne eine einsame vom Wald umgebene Straße entlang. Jede Nacht, bis es Herbst wird und die Nächte wieder dunkel werden. Jede Nacht, und das seit drei Jahren. Er heißt Lelle und seine Tochter verschwand vor drei Jahren spurlos, nachdem er sie an der Bushaltestelle auf dieser Straße mitten im Wald absetzte. Immer wenn er diese Straße entlang fährt ist Lina, seine Tochter, bei ihm auf dem Beifahrersitz und er unterhält sich mit ihr, als wäre sie noch hier und nicht verschwunden. Ihn plagen Schuldgefühle und Trauer, doch er fühlt noch etwas ... Hoffnung. Hoffnung seine Tochter Lina irgendwann wiederzufinden. Solange er diesen Funken Hoffnung spürt, wird er weiterhin nach ihr suchen. Immer, wenn die Mitternachtssonne scheint.

    Meja, ein 17-jähriges Mädchen zieht mit ihrer Mutter zu deren neuen Freund. Wieder ein Umzug und wieder ein Neuer für ihre Mutter. Diesmal verschlägt es sie nach Glimmersträsk und somit in die Pampa, wo man außer dichten Wald nichts vor Augen hat. Meja hasst es dort und sie hasst ihre Mutter, die immer nur an sich und ihre Lover denkt. Eine normale Kindheit kennt sie nicht, ein Zuhause hat sie nie gehabt. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als eine Familie und ein geborgenes Zuhause und als sie Carl-Johan trifft scheint ihr Wunsch endlich in Erfüllung zu gehen.

    Und dann verschwindet plötzlich ein Mädchen.

    Zitat
    "Ihr Herz machte ein furchtbares Theater, obwohl sie gar nicht wusste, wovor sie am meisten Angst hatte, vor den Schatten zwischen den Bäumen oder vor den wilden Tieren im Wald oder vielleicht einfach vor der Einsamkeit."
    (S. 44)

    Hier begleitet man zwei Handlungsstränge aus der Perspektive der jeweiligen Figur.

    Lelle sucht seine Tochter und wir fahren mit ihm die Straße entlang, erkunden den dichten Wald, verfallene Höfe und gehen vermeintlichen Spuren nach. Lelle ist schwer gezeichnet, doch niemals gibt er auf. Im Grunde lebt er nur für die Suche nach Lina.

    Meja hat ebenso zu kämpfen, jedoch auf eine andere Art und Weise. Eine psychisch labile Mutter, welche gerne mal ihre Psychopharmaka absetzt, immer nur an sich denkt und sich an ihre Tochter klammert und alle Verantwortung auf Meja überträgt, als wäre nicht sie die Mutter, sondern das junge Mädchen. Als LeserInnen sind wir dabei als Meja schon fast aufgegeben hat und schließlich Hoffnung schöpft als sie den charismatischen Jungen Carl-Johan trifft.

    Zwei Suchende, zwei Hoffende und zwei mit einem großen Ziel vor Augen, doch die Hoffnung zerspringt und das große Ziel zerbricht als wieder ein Mädchen verschwindet.

    Zitat
    "Lelle startete den Motor, fuhr los und ließ die verlassene Bushaltestelle hinter sich. Drei Jahre war es her, dass sie ihm hinterhergesehen und gelächelt hatte. Drei Jahre war es her, und er war auch heute noch der Letzte, der sie lebend gesehen hatte."
    (S. 21)

    Der Schreibstil ist flüssig und enthält eine unglaubliche Sprachgewalt. Hier trifft nordische Melancholie auf Beklemmung und bedrohliche Spannung und so tritt man ein in Schwedens dichte Wälder, erlebt die Mitternachtssonne und dies auf sehr düstere Art und Weise.

    Beide Perspektiven sind von Trauer aber auch von Hoffnung geprägt. Auf eindringliche Weise schafft es die Autorin die Gefühle der Protagonisten auf den Leser zu übertragen - man fühlt was sie fühlen und man wird ebenso zu einem/einer Suchenden und Getriebenen.


    Dieser Spannungsroman besticht aber auch durch die unglaublich atmosphärischen Naturbeschreibungen, welche Schwedens idyllische Dörfer und die Dichte und Weite der grünen Wälder noch nie so bedrohlich erscheinen ließen. Man spürt die Beklemmung auf jeder einzelnen Seite und trotzdem, bzw. gerade deswegen, reißt einem die Geschichte regelrecht mit. Man spürt, es ist etwas nicht in Ordnung, die Bedrohung ist ganz nah und trotzdem ist sie lange nicht greifbar ... bis man beim letzten Drittel des Romans angekommen ist und die Story durch einen dritten Handlungsstrang erweitert wird. Die Spannung steigt, die Bedrohung steht nun vor einem und die Neugierde ist entfacht.

    Gegen Ende hatte ich bezüglich des Täters zwar eine Vermutung, doch die Auflösung hielt trotzdem eine überraschende Wendung bereit.

    Zitat
    "Das Gefühl, gleichzeitig vor Angst zu zittern und sich nach ihm zu sehnen, verwirrte sie. Und sie erkannte, dass die Angst, alleine hier unten zu verrotten, größer war als die Angst vor ihm."
    (S. 248)

    Fazit:

    Dieser Spannungsroman hat mich von der ersten Seite an mitgerissen. Trotz dieser Düsternis und Beklemmung, welche mich während des Lesens umgab, wollte ich daraus nicht mehr auftauchen. Ich wollte bei den Protagonisten bleiben, um ihnen beizustehen, mit ihnen die Bedrohung finden und aus der Welt schaffen.

    So richtig spannend wird es jedoch erst im letzten Drittel des Buches und da war es für mich sowieso schon ein Ding der Unmöglichkeit dieses Buch zur Seite zu legen. Da schlägt die Melancholie nämlich in das Gefühl von Gefahr um, welches einem bis zur Auflösung nicht mehr loslässt.

    Kaum zu glauben, dass dieser sprachgewaltige und atmosphärischer Spannungsroman ein Debüt ist. Diese Autorin bleibt somit definitv auf meinem Radar.:bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (inkl. Leseprobe. Autoren-Info und Lese-Soundtrack)

  • „Es war das Licht, die Art, wie es stach und brannte und an ihm zerrte. Es legte sich über die Wälder und Seen wie eine Aufforderung weiterzuatmen, wie ein Versprechen auf ein neues Leben. Das Licht füllte seine Adern mit Unruhe und raubte ihm den Schlaf.“ (Seite 9)


    In einem abgelegenen Teil Nordschwedens verschwand vor drei Jahren Lina, die Tochter des Lehrers Lelle. Mit diesem Verlust kann sich Lelle im Gegensatz zu seiner Frau Anette nicht abfinden. Inzwischen ist seine Ehe zerbrochen. Lelle hadert mit Schuldgefühle, zieht sich von den Menschen zurück und fährt, statt soziale Kontakte zu pflegen, einsam jeden Sommer im Licht der nicht untergehenden Mitternachtssonne jene Straße - Silvervägen - entlang, wo er Lina an einer Haltestelle der einzigen Buslinie absetzte und sie zuletzt sah.


    Meja, siebzehn und damit so alt wie Lina damals, ist ebenfalls allein. Nach langen Jahren des Umherziehens kommt sie mit ihrer Mutter Silje, die sich bei ihrer Internetbekanntschaft Torbjörn ein sorgenfreies Heim erhofft, nach Glimmersträsk in Norrland. Das junge Mädchen wünscht sich einen Neuanfang, endlich ein eigenes Zimmer und einen Ort, an dem sie Zuhause sein kann, ohne sich um ihre Mutter kümmern und vor anderen verstecken zu müssen.


    Doch die Träume erfüllen sich nicht vollständig, die Sicherheit erweist sich als trügerisch. Silje kann nicht aus ihrer Haut. Erst die Begegnung mit Carl-Johan und seiner autark lebenden Familie auf einem Hof mitten im Wald gibt Meja Mut, mit Optimismus vorauszuschauen, all die Sorgen hinter sich zu lassen.


    Als ein weiteres Mädchen verschwindet, reißen alte Wunden auf, und diese bringen neue Unruhe in das Leben von Lelle und Meja, die sich im Herbst bei Schulbeginn als Lehrer und Schülerin begegnen.



    Mit ihrem Debüt „Dunkelsommer“ ist Stina Jackson ein psychologischer Spannungsroman gelungen, der zwar Verbrechen beinhaltet, allerdings keine traditionelle Aufklärung, und der durch seine düstere bedrückende Atmosphäre besticht. Er zieht seine Kraft aus den friedvollen einprägsamen Naturbeschreibungen und lebt von einer ruhigen poetischen Bildsprache. Diese erzeugt eine schwermütige Stimmung, die glaubwürdig zur Thematik passt und zu keinem Zeitpunkt enttäuscht.


    „Dunkelsommer“ präsentiert ein in seiner Dramatik unangenehmes und berührendes Geschehen, schaut in die Abgründe des Bösen, offenbart das Gute und ist ein Wechselbad der Gefühle, angefüllt mit Ängsten, Trauer, Hoffnung und gleichzeitig hypnotischer Dunkelheit im Lichte des Mittsommers, die besonders im letzten Teil an Bedrohlichkeit zunimmt und durchaus Gänsehautmomente verursacht.


    Nicht nur äußerlich sind die Einwohner der wenigen Orte hier im nördlichen Lappland isoliert. Die Silvervägen erstreckt sich über viele Kilometer durch meist menschenleere Gebiete, vorbei an beeindruckenden Landschaften, Flüssen und Seen. Stina Jackson lässt verschiedene Lebensmodelle aufeinandertreffen, bei ihr existieren Menschen am Rand der Gesellschaft, auch jene, die nicht dazugehören (wollen). Die einen haben die Familie verloren, die anderen stellen die Familie bis zur Besessenheit in den Vordergrund, und dann gibt es noch diejenigen mit Familie, aber ohne haltende Bindung.


    Daneben wird die innere Vereinsamung greifbar. So bewältigt die Autorin mühelos die Aufgabe, die Empfindungen ihrer Protagonisten mit Tiefe darzustellen und den Leser emotional durch kleine subtile Mittel und Gesten zu erreichen. Denn „Dunkelsommer“ profitiert hauptsächlich von seinen komplexen Charakteren, vor allem Lelle und Meja, aus deren wechselnder Perspektive die Geschichte erzählt wird. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und haben doch einiges gemeinsam.


    Allein die Suche nach Lina ist das, was Lelle noch interessiert, getrieben von einer verzweifelten Hoffnung, wenigsten eine Spur von ihr zu finden, um abschließen zu können. Das Einzige, was er dabei entdeckt, ist seine Einsamkeit und die Erkenntnis, wie viel es davon überall gibt. Und Lelle ist wütend. Wütend über die Unbeholfenheit der Menschen, über ihre verängstigten und unsicheren Blicke. Wütend darüber, dass sie nichts wissen, dass sie ihm nicht helfen können und alle ihre Leben fortsetzen.


    Auch Meja ist einsam und führt einen scheinbar aussichtslosen Kampf gegen ihre psychisch instabile Mutter, die Tabletten und Alkohol braucht, um den Tag zu überstehen, nur die eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt ihres Daseins stellt und wenig Gedanken an die Tochter verschwendet, zugleich jedoch alles an Verantwortung auf Meja überträgt.


    Als Meja Carl-Johan kennenlernt, sich verliebt und zu ihm zieht, nimmt seine Familie sie auf, so dass das junge Mädchen zum ersten Mal etwas wie Zugehörigkeit empfindet. Sie akzeptiert, dass sich die Familie von den Gesellschaft fernhält, ja diese und moderne Technik ablehnt, sich selbst versorgt und damit beschäftigt ist, sich auf eine mögliche Katastrophe vorzubereiten. Meja verzichtet auf ihr Mobiltelefon und verspürt endlich die Kraft, anders zu werden als ihre Mutter. Sie will sie selbst werden. Aber es ist fraglich, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen hat, dies wirklich zu erreichen.


    Zwei Menschen, die auf der Suche sind, die hoffen und bangen, die jeder ein Ziel haben. „Dunkelsommer“ sieht unter die Oberfläche und beeindruckt mit einem Blick in das Innere…


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Meinung

    Warum „Dunkelsommer“ ein Bestseller war, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Aber vielleicht sind die nordischen Thriller auch nichts für mich. Ich fand teilweise die Schreibweise etwas komisch, kann aber nicht genau sagen woran es lag. Ob mir die Kürze der „Kapitel“ gefällt weiß ich auch nicht so richtig. Einerseits liest es sich flüssig, andererseits kommt man jedes mal wieder ein bisschen aus der Handlung der jeweiligen Person.

    Spannung baut das Buch allerdings trotzdem auf und ich hab es sehr schnell durch gelesen, da ich dann unbedingt wissen wollte wie es ausgeht. Vor allem der 2. Teil des Buchs war dann noch richtig spannend, aber für mich als ungeübter Thrillerleser auch etwas unangenehm zu lesen. Wobei bei den unschönen Szenen jetzt nicht unnötig detailliert wurde.

    Ich habe immer wieder hin und her überlegt wer es nun war. Ich war mir bis zuletzt nicht sicher.

    Wer das nordische in solchen Geschichten mag und auch die Art zu schreiben mag ist hier wahrscheinlich genau richtig.

    Von mir gibt’s :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne.

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Dieses Buch habe ich - kein Schnellleser! - innerhalb von 24 Stunden ausgelesen. Ich empfand beide Handlungsstränge, sowohl den um den nach seiner vermissten Tochter suchenden Lelle als auch den um die bedauernswerte, aus dysfunktionaler Familie stammende Meja, als äußerst fesselnd. Gerade der Wechsel der beiden Erzählperspektiven, zu denen im zweiten Teil noch eine dritte hinzukam, sorgte dafür , dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Sehr eindrucksvoll ist auch die düstere Atmosphäre, die sich in den Beschreibungen des dunklen Waldes und im Cover widerspiegelt.

    Der mangelnde Einsatz der Polizei kam mir etwas unrealistisch vor, weshalb wurden jeweils direkt nach dem Verschwinden der Mädchen keine Mantrailerhunde eingesetzt? Auch die totale Isolation und Selbstversorgung von Mejas "Adoptivfamilie" wirkten nicht ganz glaubwürdig, ich weiß jedoch nicht, ob das in einer Region wie Norrland möglich ist (?).

    Wer einen absolut fesselnden, hochspannenden und dabei wenig bluttriefenden Krimi sucht, hat hier eine uneingeschränkt empfehlenswerte Lektüre vor sich.:thumleft:

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Eher leise Suche nach einem verschwundenen Mädchen


    In Schweden beginnt langsam der Sommer, die Tage werden wieder heller, bis die Sonne gar nicht mehr untergeht. Das ist die Zeit, in der der Lehrer Lelle Gustafsson den Silvervägen, die Silberstraße, abfährt, jede Nacht. Er ist auf der Suche nach seiner vor drei Jahren verschwundenen Tochter, die er an einer Bushaltestelle absetzte und dann nie wieder sah. Auf einer Karte notiert er jeden Waldweg und jedes verlassene Haus, das er durchsucht hat.

    Mit dem Zug kommt Meja mit ihrer Mutter Silje in die gleiche Gegend. Sie ziehen beim alten Thorbjörn ein, einer Internetbekanntschaft von Silje. Um dem trostlosen Haus und der trinkenden Mutter zu entgehen, flüchtet Meja immer wieder in den Wald, obwohl er ihr Angst macht. Hier lernt sie Carl-Johan kennen. Plötzlich verschwindet wieder ein Mädchen, von einem Campingplatz am Silvervägen.


    Stina Jackson beschreibt ein eher düsteres, raues und unwirtliches Schweden, beileibe keine Idylle. Die Charaktere sind ebenfalls keine strahlenden Helden, sondern vom Leben gezeichnete Figuren. Selbst die erst siebzehnjährige Meja weiß, dass die Sonnenseite des Lebens ganz anders aussieht. Einzig der Polizist Hassan, Lelles einziger Freund, hebt sich positiv gegen die anderen Charaktere ab.

    Die Autorin schreibt schnörkellos. In eher kurzen, beschreibenden Sätzen vermittelt sie den Fortgang der Handlung. In der Mitte kommt die Geschichte etwas ins Stocken, gewinnt aber in Teil II (ab Seite 263) durch eine andere Sichtweise wieder an Fahrt und Spannung.


    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, ein Highlight ist es für mich aber nicht. Dafür fehlt es dem Roman deutlich an Tempo. Das begrenzte Personal des Buches ließ auch nicht ganz so viel Spielraum für die Tätersuche, das ließ früh die Spannung etwas abflachen. Ich kann das Buch allen empfehlen, die einen durchaus spannenden Krimi verbunden mit einer Sozialstudie mögen. Hier prallen verschiedene Weltauffassungen aufeinander und sorgen für Konfliktpotential. Knappe vier Sterne.