Klappentext:
Charlie ist ein sympathischer Lebenskünstler Anfang 30. Miranda eine clevere Studentin, die mit einem dunklen Geheimnis leben muss. Sie verlieben sich, gerade als Charlie seinen ›Adam‹ geliefert bekommt, einen der ersten lebensechten Androiden. In ihrer Liebesgeschichte gibt es also von Anfang an einen Dritten: Adam. Kann eine Maschine denken, leiden, lieben? Adams Gefühle und seine moralischen Prinzipien bringen Charlie und Miranda in ungeahnte – und verhängnisvolle – Situationen. – von der Diogenes-Verlagsseite kopiert
Zum Autor:
Ian McEwan, geboren 1948 in Aldershot (Hampshire), lebt bei London. 1998 erhielt er den Booker-Preis und 1999 den Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung. Seit seinem Welterfolg ›Abbitte‹ ist jeder seiner Romane ein Bestseller. Zuletzt kamen Verfilmungen von ›Am Strand‹ (mit Saoirse Ronan) und ›Kindeswohl‹ (mit Emma Thompson) in die Kinos. Ian McEwan ist Mitglied der Royal Society of Literature, der Royal Society of Arts und der American Academy of Arts and Sciences. – von der Diogenes-Verlagsseite kopiert
Allgemeine Informationen:
Originaltitel: Machines like me
Aus dem Englischen übersetzt von Bernhard Robben
Erstmals erschienen 2019 bei Jonathan Cape
Zehn nummerierte Kapitel auf 416 Seiten
Meine Meinung:
1982.
England hat den Falkland-Krieg verloren. Thatcher verliert die Wahl, ein populärer linksorientierter Demagoge namens Tony Benn wird Premier.
Auf den Straßen sind fast nur autonom fahrende Autos unterwegs.
Das Internet hat die Welt verändert.
Man denkt an einen Brexit.
Mit Alan Turing (1912-1954), einem Pionier der Informatik, führt Charlie Gespräche über seinen „Adam“.
McEwan bedient sich also einiger tatsächlicher Motive aus der englischen Nachkriegshistorie, nimmt Erfindungen und Entwicklungen aus der Neuzeit dazu und schickt reale Personen auf die Bühne. Anschließend pappt er das Ganze mit viel viel Phantasie und Fiktion zusammen, und fertig ist die Grundlage von „Maschinen wie ich“.
Aus diesem Grund habe ich das Buch von Anfang an als ironisches Bravourstückchen gelesen. Wenn McEwan reale Ereignisse auf den Kopf stellt – wie ernst kann ein Leser die Handlung generell nehmen?
Charlies Android Adam kann alles, er ist vernetzt, lernt immer weiter und bildet sich fort. Merkwürdig allerdings, dass er sich als Automat sogar verlieben kann. Dennoch muss er seiner Programmierung folgen, kann also keine moralischen Entscheidungen treffen, kann nicht eine Problemlösung gegen eine andere abwägen oder einem – wie auch immer gearteten – Gewissen folgen. Die abgespeicherten Prinzipien verhindern die Wahl eines kleineren Übels oder die Gestaltung von Alternativen.
Andererseits brilliert Adam mit seiner Intellektualität, und wenn er sich mit Charlie Wortgefechte um moralische und ethische Fragen liefert, so greift er in seinen großen Fundus an gespeicherten Informationen und Ableitungen daraus. Dass bei den philosophisch-akademischen Diskussionen gelegentlich ein Gemeinplatz abfällt, mag der Leser verschmerzen.
Bekanntlich wirken tragische und komödiantische Elemente verstärkend, wenn man sie neben- oder gegeneinander setzt. Und so spitzt sich die Handlung in einer Geschichte zu, deren Wurzeln in der Vergangenheit liegen, und die dramatische Auswirkungen auf das Zusammenleben des Paares und seine Zukunftspläne hat.
Im Vergleich zu anderen Büchern des Autors, die berühren und aufwühlen, hat dieser Roman mich „nur“ unterhalten. Doch das hat er ausgezeichnet gemacht.