Verlagstext
Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer Mutter in die Berge, wo ihr neuer Stiefvater mit seiner Truppe stationiert ist. Der dichte Wald, der ihr neues Zuhause umgibt, wird für Ofelia zur Zufluchtsstätte vor ihrem unbarmherzigen Stiefvater: ein Königreich voller verzauberter Orte und magischer Wesen. Ein geheimnisvoller Faun stellt dem Mädchen drei Aufgaben. Besteht sie diese, ist sie die lang gesuchte Prinzessin des Reiches. Immer tiefer wird Ofelia in eine phantastische Welt hineingezogen, die wundervoll ist und grausam zugleich. Kann Unschuld über das Böse siegen?
Inspiriert von Guillermo del Toros grandiosem oscarprämierten Meisterwerk »Pans Labyrinth« schafft Bestsellerautorin Cornelia Funke eine Welt, wie nur Literatur es kann.
Die Autoren
Cornelia Funke zählt zu den international erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. In ihrem Schreibzimmer hing jahrelang das Filmposter von ›Pans Labyrinth‹ des mexikanischen Regisseurs Guillermo del Toro an der Wand. Del Toro wusste, wie sehr Cornelia Funke seine Filme liebt, seit sie ihm eine spanische Ausgabe der »Tintenwelt« für seine Kinder zukommen ließ. Als er sie schließlich bat, eine Romanfassung von ›Pans Labyrinth‹ zu schreiben, hielt sie das für ein unmögliches Unterfangen: »Aber zu unmöglichen Aufgaben kann man nicht nein sagen!«, so die Autorin, »das wissen wir schließlich aus den Märchen. Die Aufgabe wurde eins meiner aufregendsten kreativen Abenteuer.« Cornelia Funke wurde für ihre Bücher mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sie lebt in Malibu, Kalifornien.
Guillermo del Toro ist Filmregisseur, Drehbuchautor, Produzent und Romanautor und erhielt für sein Schaffen unzählige Preise. Mit Werken wie ›Pans Labyrinth‹ zählt er zu den bekanntesten und erfolgreichsten Regisseuren der Welt.
Illustrator: Allen Williams
Inhalt
Cornelia Funkes Märchenadaption zum Film Pans Labyrinth (2006) wurde in amerikanischem Englisch verfasst und dann ins Deutsche übersetzt, damit Guillermo del Toro, der Drehbuchautor und Regisseur, den Text lesen konnte.
Erzählt wird die Geschichte der 13-jährigen Ofelia. Ihre Mutter erwartet ein Kind von Capitán Vidal und zieht mit Ofelia zu Vidal in die Wälder Galiziens. Vidal, den Ofelia „den Wolf“ nennt, bekämpft dort mit seiner Truppe Rebellen gegen das Francosystem. Schnell wird klar, dass der grausame Stiefvater nur Interesse an seinem ungeborenen „Sohn“ hat, weder an dessen Mutter Carmen noch an der unerwünschten Stieftochter. Was Ofelia über das Leben weiß, hat sie aus Märchen gelernt. So wundert es nicht, dass sie in Vidals Hauptquartier, dem verwunschenen wie unheimlichen Gelände einer ehemaligen Mühle, ein geflügeltes Feenwesen und einen Faun trifft. Der Faun stellt Ofelia drei Prüfungsaufgaben, nach deren Lösung sie Prinzessin seines Reichs werden darf.
Auch für Vidal wirkt das Szenario unheimlich; denn der Wald bietet den Widerstandskämpfern Schutz und stellt für Vidals Männer eine Gefahr da. Der Wald repräsentiert alles, was Vidal ablehnt und nicht kontrollieren kann: Schmutz, Deckung, wuchernde Pflanzen. Vidal und die Soldaten könnten nicht existieren ohne Mercedes und einen ganzen Trupp Dienerinnen, die für die Männer kochen und waschen. Diese Frauen dienen denjenigen, die ihre Väter und Brüder bereits getötet haben oder sie noch töten werden. Mercedes erkennt sofort, dass Ofelia keine Überlebenschance hätte, sollte Carmen bei der Geburt von Vidals Kind sterben. Beeindruckende Frauenfiguren lässt bereits del Toros Film auftreten, Mercedes, die sich klein macht, weil sie nur so Hilfsgüter für die Guerillas abzweigen kann, Carmen, die nur wahrnimmt, was sie selbst direkt betrifft, und die hellsichtige Ofelia, die Zuflucht in einer verwunschen Welt unterhalb der realen Welt findet.
Verknüpft mit dem Gelände sind alte Geschichten vom Müller und von der Hexe Rocio, die im Mühlteich ertränkt wurde, vom Bildhauer Cintolo, der für die Prinzessin Moanna Blüten fertigte, die unter der Erde nicht verwelken, und vom Buchbinder Aldus Caraméz, der für Moanna Bücher in Echsenleder bindet, damit sie nicht auf die Idee kommt, ihre unterirdische Welt verlassen zu wollen.
In märchenhaft verdichteten Grundkonflikten geht es um Angst, Rache, Loyalität, Verrat, besonders um den Verrat, den die Kirche (und hier auch die Welt außerhalb Spaniens) an ihren treuen Gläubigen begeht, indem sie vor Vidal passiv die Knie beugt. Was Bücher Menschen bedeuten könnten und ob sie sie von der Realität fernhalten, ist eines der zentralen Themen. Die Illustrationen beziehen sich beeindruckend auf Baumwesen, Baumrinde und spielen mit dem, was Menschen in Bäumen zu sehen glauben. Während in Pans Labyrinth noch hauptsächlich das düstere Setting auf mich wirkte, fand ich im Buch die Frauenfiguren und -beziehungen am faszinierendsten. Indem Mercedes und Ofelia Vidal durchschauen, stellen sie auch das bequeme Konzept infrage: Sex und Schwangerschaft gegen Schutz vor der bösen Welt außerhalb, das ja leider nicht zusammen mit Vidal von der Erdoberfläche verschwunden ist, sondern aktueller denn je zu sein scheint.
Fazit
Mit Einbandillustration und ganzseitigen Schwarz-Weiß-Illustrationen von Allen Williams definitiv ein Buch zum Besitzen und nicht „nur“ zum Lesen.