M.R.C. Kasasian - Der Fluch des Hauses Foskett / The Curse of the House of Foskett

  • Kurzmeinung

    mhameist
    Sehr skurril & überhaupt kein Krimi wie mensch ihn sonst so kennt. Alleine die Idee mit dem "Finalen Sterbefallverein"
  • Klappentext


    Sidney Grice ist zurück, und seine Laune ist nicht besser geworden.


    Die Stimmung in der Gower Street 125 ist mies. Seit Sidney Grice durch seine Ermittlungen einen unschuldigen Mann an den Galgen gebracht hat, laufen die Geschäfte schlecht. Der scharfsinnigste Detektiv des viktorianischen England liegt stundenlang apathisch in der Badewanne. Selbst zum Einsetzen seines Glasauges fehlt ihm die Kraft. March Middleton, Sidneys Patentochter, langweilt sich zu Tode … Bis zu dem Tag, an dem ein Mitglied des bizarren Clubs »Finaler Sterbefallverein« sein Leben aushaucht – mitten in Sidneys Wohnzimmer. Immerhin haben Sidney und March endlich wieder etwas zu tun. Und das nicht zu knapp, denn es bleibt nicht bei dieser einen Leiche. Die Ermittlungen führen das ungleiche Paar von London bis nach Kew in ein unheimliches Herrenhaus, dessen Eigentümerin, die enigmatische Baroness Foskett, eine alte Bekannte Sidneys ist.


    Meine Meinung


    Der erste Band hatte mich ja schon positiv überrascht, der zweite hier hat mich dann regelrecht begeistert :D


    Wir sind im London des Jahres 1882 unterwegs und folgen March Middleton, die ihren detektivischen Einsatz mit ihrem Vormund Sidney Grice zusammen verfolgt. Eine winzige Spur erinnern die beiden an Sherlock und Watson, denn March berichtet alles über Spuren, mutmaßliche Indizien und mögliche Täter. Sidney Grice hingegen ermittelt mithilfe der Deduktioin, wie man sie eben von Holmes kennt - und trotzdem kann man die "Pärchen" nicht miteinander vergleichen.


    March ist eine starke Person, die sich in ihrer Rolle als Frau gerne über Konventionen hinwegsetzt - und durchaus auch mal eine Zigarette raucht oder ein Glas Gin trinkt, auch wenn es sich für ihren Stand nicht gehört. Vor allem hat sie ein schlagkräftiges Mundwerk, mit dem sie sich sehr gut zu helfen weiß.

    Sie scheint keine rechte Schönheit zu sein, was ihr auch immer wieder recht uncharmant ins Gesicht gesagt wird, doch sie hat damit kein großes Problem und weiß sich sehr gut zu wehren.


    Sidney Grice hat in seinem Mündel einen perfekten Gegenpart gefunden, denn er ist für seine Spitzfindigkeit bekannt, die oftmals auch in grobe Beleidigungen münden. Sein Kredo ist Wahrheit, egal wie verletzend oder unpassend sie eingesetzt wird, und das schnöde Geld. Man kann ihn tatsächlich geizig nennen und die Verstorbenen, deren Schicksal er aufzuklären erhofft, interessieren ihn nur hinsichtlich der Entdeckung der Fakten und der möglichen Belohnung.

    Allerdings, wie es meist bei so hartherzig wirkenden Menschen der Fall ist, steckt auch in ihm ein weicher Kern, doch er tut alles, damit ihn auch ja keiner entdeckt.

    March allerdings konnte ab und an schon einen Blick hinter seine Fassade erhaschen und da sie auf ihn angewiesen ist hat sie gelernt, mit ihm zurecht zu kommen.


    Der Schlagabtausch zwischen den beiden ist einfach genial. Ironie und trockener Humor prägen ihre Gespräche und es macht unheimlich viel Spaß, das beim Lesen mitzuerleben.


    Die Handlung ist dieses Mal sehr komplex durch die vielen Beteiligten, aber man kommt gut mit, auch wenn es zackig vorangeht. Der Schreibstil wirkt wirklich energisch, denn es gibt keine ruhigen Phasen zwischendurch sondern es geht unermüdlich vorwärts. Auch die kurzen Kapitel unterstützen das Tempo und die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin.

    Ich finde es auch sehr schön an die damalige Zeit angepasst und es gibt viele eingestreute Details über das öffentliche Leben, die Klassengesellschaft, die Umgangsformen und viele Überzeugungen wie das Frauenwahlrecht oder die ärztliche Versorgung, die ein sehr anschauliches Bild transportieren. Ich hab mich jedenfalls direkt in die Vergangenheit versetzt gefühlt und war immer mittendrin im Geschehen.


    Man erfährt auch durch die zwischendurch eingeworfenen Gedanken von March zu ihrem früheren Geliebten Edward mehr über das schlimme Schicksal, dass die beiden auseinandergebracht hat - wie auch schon im ersten Teil. Marchs Rolle und ihre verhängnisvollen Entscheidungen werden dadurch immer deutlicher.


    Die Auflösung war überraschend, auch wenn ich dann am Ende kurz davor schon auf die Lösung gekommen bin - und es wird keine Frage offen gelassen. Allerdings gibt es noch einen fiesen Cliffhanger ganz am Ende, der mich super neugierig auf die Fortsetzung gemacht hat.


    Mein Fazit: 5 Sterne


    Weltenwanderer