Jürg Amann - Das Märchen von der Welt

  • Verlagstext

    Die traurig-schöne Geschichte lehnt sich an das Original des „Anti-Märchens“ in Georg Büchners „Woyzeck“ an. Mit neuen poetischen Sprachbildern erzählt Jürg Amann darin über die Reise eines Kindes, dass sich unendlich alleine fühlt. Käthis Bhends Illustrationen erzählen eine ganz eigene Geschichte, die ebenso berührend wie tröstlich sind. In ihrer Geschichte bricht ein mutiges Kind zu einer kuriosen Entdeckungsreise auf. Eine besondere Geschichte über die Kraft von Ängsten und deren Überwindung, über die Wahrnehmung von Realität und Illusion.


    Der Autor

    Jürg Amann wurde 1947 in Winterthur geboren. Nach dem Studium der Germanistik arbeitete er als Literaturkritiker und Dramaturg am Schauspielhaus Zürich. Seit 1976 ist Jürg Amann freier Schriftsteller. Er wurde u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann- und dem Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis ausgezeichnet. Jürg Amann lebt und schreibt in Zürich.


    Die Illustratorin

    Käthi Bhend kam am 8. Juni 1942 in Olten zur Welt. Nach einer Grafikerlehre arbeitete sie in Werbeagenturen in Lausanne und Paris. Als sie einen Wettbewerb des Zürcher Lehrmittelverlages gewann, begann sie, Kinderbücher zu illustrieren. Heute lebt Käthi Bhend in Oberegg/AI.


    Inhalt

    Das Kind in hellblauer Narrenmütze trifft mit seinem ernsten, erstaunten Blick direkt ins Herz. Es blickt auf dem Buchcover mitten aus einem Mandala heraus, dessen Außenrand aus Achten bestehen könnte - oder aus Symbolen für die Größe Unendlich. Aus dem Rahmen des Mandalas sehen Perlen und Edelsteine wie Augen heraus.


    Der Text des Märchens, in Büchners Woyzeck von einer alten Frau erzählt, ist mit der Hand geschrieben. Das allein gelassene Kind, dem die Tränen herunterrinnen, sucht nur kurz Trost unter seiner Decke. Auf der nächsten Seite, die man drehen muss, um die Geschichte zu verfolgen, hat das Kind sich warm angezogen und wickelt wie Theseus im Labyrinth den Faden von einem riesigen Knäuel ab, um ihn sich um die Hüften zu schlingen. "Und weil auf der Erde niemand mehr war, wollte es in den Himmel gehen. Es hatte gehört, dass die Menschen, die die Erde verlassen, in den Himmel gehen." Den Mond, zu dem es zuerst reist, erleben Kind und Betrachter des Buches als Gewirr aus Ranken, Ästen und Wurzeln, in dem sich Gesichter verbergen. Der Mond, auch die Sonne mit ihrem Geflecht aus Blüten, Ranken und Früchten, enttäuschen das Kind. Wie ein Astronaut, der mit seinem Raumschiff verbunden bleibt, lässt sich der kleine Held weiter durch den Weltraum treiben. Die Seifenblasen, die unser einsames Kind den Planeten entgegenbläst, spiegeln Gesichter und stellen wieder eine Verknüpfung zum Leben auf der Erde her. Nach seiner Rückkehr ist das Kind immer noch allein, doch es lächelt unter Tränen. Kann ein Kind allein sein, auf das hinter Türen schon andere Menschen warten und das seinen Igel im Arm hält?


    Fazit

    Die dunkle Hintergrundfarbe des Buchcovers, die das Weltall symbolisieren könnte, verbirgt eine in ihrer Traurigkeit doch sehr ermutigende Geschichte, die den jugendlichen Helden in sein Zimmer und zu seiner Familie zurückkehren lässt. Ob Eltern ihren Kindern die völlige Einsamkeit der Hauptfigur zumuten wollen, ist nicht leicht zu entscheiden. Die vielen winzigen Details, die sich in den Bildern verstecken, regen Eltern und Kinder dazu an, das Buch gemeinsam zu entdecken. Empfohlen wird Jürg Amanns "Märchen von der Welt" ab 5 Jahren. Ein Geschenk für erwachsene Märchenliebhaber; ein Buch, das Familien schon bereit halten können, auch wenn sie ihre Kinder mit ungefähr fünf Jahren im Moment noch nicht für aufnahmefähig für das ernste Thema halten.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Jürg Amann wurde 1947 in Winterthur geboren. Nach dem Studium der Germanistik arbeitete er als Literaturkritiker und Dramaturg am Schauspielhaus Zürich. Seit 1976 ist Jürg Amann freier Schriftsteller. Er wurde u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann- und dem Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis ausgezeichnet. Jürg Amann lebt und schreibt in Zürich.

    Jürg Amann (* 2. Juli 1947 in Winterthur; † 5. Mai 2013 in Zürich) war ein Schweizer Schriftsteller.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter