Gil Ribeiro - Weiße Fracht

  • Weiße Fracht - Lost III


    Lost in Fuseta III –Weiße Fracht, Portugal-Krimi von Gil Ribeiro, 390 Seiten, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
    Der Hamburger „Austausch-Kriminaler“ Leander Lost ermittelt in seinem 3. portugiesischen Fall.
    Leander Lost ist etwas Besonderes, ein Asperger-Autist, Eidetiker, liebenswerter Hamburger Kommissar in Diensten der portugiesischen Policia Judicária. Zusammen mit Sub-Inspektor Graciana Rosado und Carlos Esteves ermittelt er in seinem neuesten Fall. In Fuseta wird die Leiche des deutschen Aussteigers Uwe Ronneberg gefunden. Im nahegelegenen Tavira ereignet sich ein weiterer Mord an der Lehrerin Isamara Alves, stehen die Taten miteinander in Verbindung und hat das etwas mit einer gigantischen Drogenlieferung, die in Kürze die portugiesische Küste erreichen soll, zu tun? An der Algarve wird wieder auf Hochtouren ermittelt.
    Ich habe Lost in Fuseta I und II gelesen und mich schon sehr auf den neuen Band gefreut. Durch meine Vorkenntnisse war ich mit „Land und Leuten“ schon vertraut und konnte mich von Anfang an auf den neuen Fall einlassen, zwar ist es nicht zwingend notwendig, die Vorgängerbände zu kennen, aber es erleichterte mir die Lektüre enorm. Ribeiro spart nicht mit kursiv gedruckten portugiesischen Redewendungen, Straßen, Landschaften Speisen und Namen. Die Handlung geht über einen Zeitraum von fünf Tagen, die auf 41 Kapitel aufgeteilt sind, das war hilfreich, weil sehr übersichtlich. Die handelnden Personen waren hervorragend charakterisiert und liebevoll gezeichnet. Natürlich war Leander meine Lieblingsperson, der Protagonist ist wirklich ein sehr liebenswerter Mensch, der so offen und ehrlich und in manchen Situationen auch mal unbeholfen agiert, woraus sich so manche nette Situationskomik ergab. Er kann z.B. nicht lügen. Auch in seiner Beziehung zu Soraia, der Schwester von Graciana Rosado steht er sich hier gerne selbst im Wege. Mit seiner Inselbegabung, seinem fotografischen Gedächtnis konnte er wieder einmal viel zur Lösung des Falls beitragen. Der Plot ist in auktorialer Erzählweise verfasst. Die einzelnen Bedrohungen waren für meinen Geschmack immer etwas zu schnell „entschärft“ und gelöst , aber es gibt auch immer wieder neue Wendungen, die überraschen, deshalb ist stets für Spannung gesorgt. Die beiden Ermittler M&M aus Deutschland haben die Erzählung humorvoll belebt. Nicht gefallen, hat mir bei diesem Fall, dass sich der Protagonist gerne eine „Nase voll“ von der „weißen Fracht“, dem Kokain gönnt, das hätte sich der Autor sparen können, Die Figur Leander ist m. M. nach interessant genug. Der Handlung konnte ich zu jederzeit gut folgen, die Charaktere agierten nachvollziehbar und größtenteils logisch.
    Zum Ende wurde es noch einmal richtig spannend und es sieht so aus als ob der „Alemao“ nun endgültig in Fuseta und in der Familie Rosado angekommen wäre. Deshalb hoffe ich auch auf eine Fortsetzung der Reihe, durch einen vierten Band. Von mir 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Neueinsteiger und die Fans der Reihe.:bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • Auch der dritte Teil hat mir wieder gut gefallen.

    Anfangs war es mir ein bisschen viel Atmosphäre und Fusetas Postkartenidylle etwas zu klischeehaft, vielleicht, weil davon in den Vorgängern bereits reichlich verbreitet worden ist. Auch manches sehr überzeichnet, wie z. B. die beiden Polizisten M & M, simpel gestrickt und arg testosterongesteuert :roll:.

    Dann aber gewann die Krimihandlung an Fahrt und wurde stellenweise richtig spannend, aber in erster Linie ist es schon das Geschehen rund um die Figuren, das mich an diese portugiesischen Krimis fesselt.

    Ich finde sie einfach sympathisch und mag sie allesamt mit ihren Stärken und Schwächen. Wohl hauptsächlich wegen ihres Umgangs miteinander, und wie auch tatsächlichen oder vermeintlichen Underdogs mit freundlichem Respekt begegnet wird. Ist jedes Mal aufs Neue schön zu lesen, wie der Einzelgänger Leander dort Aufnahme und Freundschaft gefunden hat, man seine Andersartigkeit nicht nur respektiert, sondern auch wertschätzt und für ihn einsteht.

    Keine Ahnung, ob das für Portugal typisch ist, oder einfach ein bisschen "heile Welt" vermittelt, aber es tut irgendwie gut :).

  • Die nächste, die dritte Liebeserklärung an die Algarve von Gil Ribeiro. Er hat sich in die portugiesische Algarve verliebt und damit zu seiner zweiten Heimat gemacht. Er schildert die Landschaft, die Menschen, das Essen mit einer grenzenlosen Euphorie und es wunderte mich nicht, wollte der Provinzgouverneur ihn zum Ehrenbürger auf Lebenszeit ernennen. Seine Schilderungen könnten eins zu eins in einen Reisführer übernommen werden. Doch sind die touristischen Erfahrungen im Ausland und ein jahrelanges Leben dort zwei völlig verschiedene Dinge. Ich bin mir sicher, viele werden dem zustimmen.

    Saudade: Das portugiesischste aller Gefühle gehört zu den „schönsten Wörtern der Welt“. Saudade ist mehr als ein Wort. Der Begriff steht auf Portugiesisch für ein unübersetzbares Gefühl aus Sehnsucht, Melancholie, Schmerz, Nostalgie und Einsamkeit – und doch ist die Saudade so wunderschön.

    Zara: [ˈθaɾa] mit dem stimmlosen dentalen Frikativ: Lege die Zungenoberfläche gegen den unteren Teil der Rückseite der oberen Zähne und produziere einen Luftstrom. Lass deine Stimmbänder nicht vibrieren.

    Das sind sie wieder, die Darbietungen von gastronomischen Leckerbissen der portugiesischen Küche: Bifana, Pastéis de Nata, Frango piri piri,…

    Ich habe einen Vorschlag für die Besetzung des Sub-Inspektors Miguel Duarte sollte die „Weiße Fracht“ verfilmt werden: Louis de Funès.

    Leander und Soraia haben „Schmetterlinge im Bauch“. Leander wollte sagen: „Von anthropologischen und biologischen Standpunkt kann das nicht sein, zudem bin ich kein Lepidopterologe.“

    Ein Gericht mit regionalen Zutaten „Südost-Algarve“ plus dem Leben und Treiben der Portugiesinnen und Portugiesen, der portugiesischen Polícia Judicária, einer fortgeführten Aufklärung über berufliche und private Aspekte eines Aspi, Leander Lost und einer kriminalistischen Zutat: Kokain mit allen nicht gesetzlichen Fassetten.

    Lost 3 ist nicht aller Tage Abend, Lost kommt wieder, keine Frage.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Gil Ribeiro - Lost in Fuseta: Weiße Fracht“ zu „Gil Ribeiro - Weiße Fracht“ geändert.
  • Weiße Fracht - Lost III


    Lost in Fuseta III –Weiße Fracht, Portugal-Krimi von Gil Ribeiro, 390 Seiten, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
    Der Hamburger „Austausch-Kriminaler“ Leander Lost ermittelt in seinem 3. portugiesischen Fall.
    Leander Lost ist etwas Besonderes, ein Asperger-Autist, Eidetiker, liebenswerter Hamburger Kommissar in Diensten der portugiesischen Policia Judicária. Zusammen mit Sub-Inspektor Graciana Rosado und Carlos Esteves ermittelt er in seinem neuesten Fall. In Fuseta wird die Leiche des deutschen Aussteigers Uwe Ronneberg gefunden. Im nahegelegenen Tavira ereignet sich ein weiterer Mord an der Lehrerin Isamara Alves, stehen die Taten miteinander in Verbindung und hat das etwas mit einer gigantischen Drogenlieferung, die in Kürze die portugiesische Küste erreichen soll, zu tun? An der Algarve wird wieder auf Hochtouren ermittelt.
    Ich habe Lost in Fuseta I und II gelesen und mich schon sehr auf den neuen Band gefreut. Durch meine Vorkenntnisse war ich mit „Land und Leuten“ schon vertraut und konnte mich von Anfang an auf den neuen Fall einlassen, zwar ist es nicht zwingend notwendig, die Vorgängerbände zu kennen, aber es erleichterte mir die Lektüre enorm. Ribeiro spart nicht mit kursiv gedruckten portugiesischen Redewendungen, Straßen, Landschaften Speisen und Namen. Die Handlung geht über einen Zeitraum von fünf Tagen, die auf 41 Kapitel aufgeteilt sind, das war hilfreich, weil sehr übersichtlich. Die handelnden Personen waren hervorragend charakterisiert und liebevoll gezeichnet. Natürlich war Leander meine Lieblingsperson, der Protagonist ist wirklich ein sehr liebenswerter Mensch, der so offen und ehrlich und in manchen Situationen auch mal unbeholfen agiert, woraus sich so manche nette Situationskomik ergab. Er kann z.B. nicht lügen. Auch in seiner Beziehung zu Soraia, der Schwester von Graciana Rosado steht er sich hier gerne selbst im Wege. Mit seiner Inselbegabung, seinem fotografischen Gedächtnis konnte er wieder einmal viel zur Lösung des Falls beitragen. Der Plot ist in auktorialer Erzählweise verfasst. Die einzelnen Bedrohungen waren für meinen Geschmack immer etwas zu schnell „entschärft“ und gelöst , aber es gibt auch immer wieder neue Wendungen, die überraschen, deshalb ist stets für Spannung gesorgt. Die beiden Ermittler M&M aus Deutschland haben die Erzählung humorvoll belebt. Nicht gefallen, hat mir bei diesem Fall, dass sich der Protagonist gerne eine „Nase voll“ von der „weißen Fracht“, dem Kokain gönnt, das hätte sich der Autor sparen können, Die Figur Leander ist m. M. nach interessant genug. Der Handlung konnte ich zu jederzeit gut folgen, die Charaktere agierten nachvollziehbar und größtenteils logisch.
    Zum Ende wurde es noch einmal richtig spannend und es sieht so aus als ob der „Alemao“ nun endgültig in Fuseta und in der Familie Rosado angekommen wäre. Deshalb hoffe ich auch auf eine Fortsetzung der Reihe, durch einen vierten Band. Von mir 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Neueinsteiger und die Fans der Reihe.:bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Ich streue auch gern mal ein Fremdwort in meine Rezension, gibt so einen "intellectual touch".

    Bei "auktorialer Erzählweise" hat mich meine Bildung im Stich gelassen. :lechz:LOL. Der Rest deiner Rezension ist ziemlich normal.

    Schwarzer August
    Lost in Fuseta. Ein Portugal-Krimi
    Leander Lost ermittelt Band 4

    Erscheinungsdatum 10.06.2020

  • Bei "auktorialer Erzählweise" hat mich meine Bildung im Stich gelassen.

    Dafür kann ele ja nichts.


    Ich glaube, damit hast Du ein Eigentor geschossen. "Auktoriale Erzählweise" ist ein gängiger Begriff auch hier im Forum bei Rezensionen. Und wenn man ihn tatsächlich nicht kennt, gibt es Google.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Die nächste, die dritte Liebeserklärung an die Algarve von Gil Ribeiro. Er hat sich in die portugiesische Algarve verliebt und damit zu seiner zweiten Heimat gemacht. Er schildert die Landschaft, die Menschen, das Essen mit einer grenzenlosen Euphorie und es wunderte mich nicht, wollte der Provinzgouverneur ihn zum Ehrenbürger auf Lebenszeit ernennen. Seine Schilderungen könnten eins zu eins in einen Reisführer übernommen werden.

    .....

    Also ich wusste sofort, was ein "Reisführer" ist.:pale:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • Hallo Ele,

    danke für deine Wortspende. Marie hat sich als Fußballkennerin geoutet.

    Zurück zu "auktorial". In den Archiven gibt es 320 Beiträge mit "auktorial", davon sind 104 von dir, als fast ein Drittel, unbestritten bei deinen 187 Rezensionen eine häufig verwendete Beschreibung.

    Wenn ich also an meine Rezensionen denke, so ist mir nie in den Sinn gekommen, den Autor das Atribut "allwissend" zuzuschreiben. Höchstens scheinbar, dann ist da noch die Frage, subjektiv oder objektiv allwissend.

    Mach´s gut.

    Manfred

  • Klar, denn wenn ein Buch nicht im auktorialen Erzählstil verfasst ist, dann ist es personal oder neutral oder auch in der Ich-Form.

    Was ist so schlimm daran, bei einer Rezension zu vermerken, in welcher Erzählform es verfasst ist?

    Im Übrigen fand ich es total lieb von Marie, dass sie mir so den Rücken gestärkt hat, zieh sie da bitte nicht mit rein.

    Allwissend oder eben auch auktorial erzählend ist der Autor in dem Fall, wenn er Bescheid weiß, was seine Charaktere denken, fühlen usw.

    Ich frage mich schon warum du explizit meine Rezensionen so schlecht findest - oder auch, siehe weiter oben "ziemlich normal". Ich gebe auch kein Urteil über deine Rezensionen ab, hier werden Bücher beurteilt und nicht die Beurteilungen.

    Also ich lese gerne und verwende einen Großteil meiner Freizeit dafür, nicht um anderen vorzurechnen wie oft sie bestimmte Wörter und Redewendungen in ihren Rezensionen gebrauchen. Keine Ahnung was ich dir getan habe. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du deine überschüssige Zeit nicht mehr auf meine unwürdigen Rezensionen verschwenden könntest. :friends: Lies sie einfach nicht mehr. Habe fertig!

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • Was ist so schlimm daran, bei einer Rezension zu vermerken, in welcher Erzählform es verfasst ist?

    Ich würde noch weiter gehen und sagen: Die Erzählform oder -perspektive zu nennen ist Bestandteil einer aussagekräftigen Rezension.


    Hier findet sich eine gute Übersicht.


    Höchstens scheinbar, dann ist da noch die Frage, subjektiv oder objektiv allwissend.

    "Auktorialer, bzw. allwissender Erzähler ist ein Begriff aus der Literaturwissenschaft und kann mit unserm umgangssprachlich verwendeten "allwissend" nicht synonym verwendet werden. Insofern gibt es kein objektiv oder subjektiv allwissend.

    Habe fertig!

    dito:thumleft:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)