Susanne Rößner - Ein Sommer, der nach Liebe schmeckt

  • Für Anna ist die rosarote Wolke weit entfernt, obwohl sie einen Job hat, der sie ausfüllt und Freund Lars ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht hat. Aber genau der ist das Problem, denn die Besserwisserei und der Kontrollwahn von Lars geben Anna das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein, sondern nur noch eine Marionette ohne eigenen Willen. Anna hat die Nase voll und beschließt für sich, einfach mal etwas für sich zu tun. Kurzentschlossen reist sie nach Italien, wo sie bei einer Pause Paolo und Christine begegnet, zu denen sie sofort einen Draht hat. Die beiden bewirtschaften ein Weingut im wunderschönen Trentino und bieten Anna spontan einen Job an, den sie gern annimmt und sich schon dort gut einlebt. Dazu trägt auch die Bekanntschaft mit Marco bei, der bei ihr im Bauch Schmetterlinge fliegen lässt. Alles könnte so schön sein, aber sie hat nicht mit Lars gerechnet…


    Susanne Rößner hat mit „Ein Sommer, der nach Liebe schmeckt“ einen Liebesroman vor der Kulisse italienischer Weinberge vorgelegt und damit gleich ein Gefühl von Urlaub und Dolce Vita versprühen soll. Der Schreibstil lässt sich gut lesen, so dass der Leser sich schnell in der Geschichte wiederfindet und Anna bei ihrem Aufbruch ins Ungewisse begleitet, wobei er ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenlernen darf. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten sind farbenfroh und bildgewaltig, die Autorin beschenkt den Leser mit einem Kurzurlaub in italienische Weinberge und lässt während der Lektüre idyllische Bilder entstehen. Leider ist das aber auch alles, was die Geschichte lesenswert macht, denn vieles wirkt konstruiert und fernab der Realität. Schon die Art und Weise, wie die Protagonisten miteinander kommunizieren, hat mit dem normalen Leben nichts zu tun, was der Geschichte jeglichen Charme raubt. Außerdem wirken die Protagonisten wie Puppen, die in ihren Kulissen hin und her geschoben werden. Es ist fast so, als wären sie Schauspieler, die gerade ihren Text üben und das nicht einmal besonders gut. Das raubt einem beim Lesen den letzten Nerv.


    Die Charaktere sind auch nicht gerade die hellsten Leuchten auf der Kerze, hier hat sich die Autorin leider keine große Mühe gegeben, was der Leser damit abstraft, dass er keinerlei Nähe zu ihnen aufbauen kann und unbeteiligt ihr Schicksal verfolgt. Anna wirkt wie ein naives Dummchen, die sich von jedem herumschubsen lässt. Dieser Eindruck entsteht auch durch die Art, wie andere Protagonisten mit ihr sprechen. Da wundert es nicht, dass sie es so lange mit ihrem kontrollbesessenen Freund ausgehalten hat, sie wirkt unsicher und wehrlos. Marco ist ein bedachter und umgänglicher Mann, aber so farblos wie der Rest der Geschichte. Lars ist ein Kotzbrocken, ein Egoist mit übergreifendem Wesen, Hauptsache, alle tanzen nach seiner Pfeife. Einzig Christine und Paolo kommen sympathisch rüber, können das aber nicht mehr rausreißen.


    „Ein Sommer, der nach Liebe schmeckt“ ist ein Roman mit vielen Baustellen, die noch ausbaufähig sind. So schmeckt die Lektüre leider nicht. Keine Empfehlung.


    Mit gutem Willen noch :bewertung1von5::bewertung1von5:

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    Albert Einstein


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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten