Friedrich Ani - All die unbewohnten Zimmer

  • Eine Frau wird ermordet, ein Streifenpolizist erschlagen. In einem Netz von falschen Geständnissen und zwischen Zeugen, die nichts gesehen haben wollen, suchen »die Vier« nach der Wahrheit: Der ehemalige Mönch Polonius Fischer, der pensionierte Kommissar Jakob Franck, Polizeibeamtin Fariza Nasri und Tabor Süden, der Experte für Vermisstenfälle, übernehmen die Fahndung. Trotz vereinter Kräfte stoßen sie an ihre Grenzen. Aber die Zeit drängt – es kommt zu Nachfolgeverbrechen, und die Todesfälle erregen große mediale Aufmerksamkeit.

    Dieses Buch ist mehr als ein Krimi oder Thriller denn der Autor lässt sehr viele aktuelle gesellschaftliche Fragen einfließen. Er liefert keine Antworten aber allein die Fragen untergebracht in einem spannenden Krimi sind herausfordernd.

    Es ist mein erstes Buch von Ani und ich habe daher absolutes Neuland betreten. So eine Art des Schreibens ist mir bisher nicht begegnet. Die Handlungen sind wie in anderen Krimis auch, die Ermittler sind ungewöhnlicher als sonst aber das macht immer noch nicht das Eigenartige an diesem Schreibstil aus. Es ist als ob die Personen laut denken aber keiner kann es hören, sie schreien ihre Ängste, ihre Wut oder Verzweiflung heraus aber niemand reagiert weil es keinen Ton gibt. Nur ich als Leser erfahre davon und kann nicht reagieren daran habe ich fast verzweifelt. Ich wollte antworten und niemand hat mich gehört. Diese Interaktion mit dem Buch, die keine war hat mich zweifelnd zurück gelassen. Ich habe meine Meinung zu den angeschnittenen Themen. Aber habe ich auch alle Facetten bedacht, oder ist sie oberflächlich weil sie von der allgemeinen Meinung oder weil ich gegen diese bin, zu stark geprägt?

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Friedrich Ani All die unbewohnten Zimmer“ zu „Friedrich Ani - All die unbewohnten Zimmer“ geändert.
  • wiechmann8052 Bitte gib immer die ISBN in die entsprechende Zeile unter dem Reiter "Buch" mit ein, damit die Buchinfo abgebildet und deine Rezension auch gefunden werden kann. Danke :wink:

  • Klappentext:

    »Die Vier« müssen im neuen Roman von Friedrich Ani aktiv werden: Polonius Fischer (der ehemalige Mönch), Tabor Süden (der zurückgekehrte Verschwundenensucher), Jakob Franck (der pensionierte Kommissar, immer noch Überbringer der schlimmsten Nachricht) und Fariza Nasri (Beamtin mit syrischen Wurzeln, erlöst von der Verbannung in die Provinz). Alle wenden ihre einzigartigen Methoden auf, um die Ermordung einer Frau und die Erschlagung eines Streifenpolizisten aufzuklären.

    Die Todesfälle erregen größte Aufmerksamkeit, weil sie gesellschaftliche und politische Debatten (ausgehend vom rechten Rand) über die unfähige Polizei, Flüchtlingskinder, Ost- und Westdeutschland, »das System« anfachen.

    Deshalb kämpfen »die Vier« mit möglichen Hinweisen auf die Täter, Zeugen, die nichts gesehen haben wollen, suchen nach Vermissten, die zur Aufklärung beitragen (sollten), sind konfrontiert mit falschen Geständnissen. Nachfolgeverbrechen können sie dabei zunächst nicht verhindern – bis die unterschiedlichen Fahndungsmethoden »der Vier« den Zufall in Notwendigkeit überführen.


    Autor:

    Friedrich Ani (geb. 1959) schreibt Romane, Gedichte, Jugendbücher, Hörspiele und Drehbücher. Er erhielt mehrfach den Deutschen Krimipreis, den Stuttgarter Krimipreis sowie den Adolf-Grimme-Preis und den Bayerischen Fernsehpreis. Sein Roman „Der namenlose Tag“ (Suhrkamp) wurde unter die zehn besten internationalen Kriminalromane des Jahres gewählt. Friedrich Ani ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und des Internationalen PEN-Clubs. Er lebt in München.


    Allgemeines:

    Erscheinungsdatum:17. Juni 2019

    Seitenanzahl: 494

    Verlag: Suhrkamp


    Eigene Meinung:

    Dies war mein erstes Buch von Friedrich Ani und ich gestehe, es wird vermutlich das letzte bleiben. Nachdem meine Kollegin so davon geschwärmt hatte, hatte ich mich auf das Buch sehr gefreut.

    Allerdings plätscherte das Buch so vor sich hin. Die Schilderung des Attentats am Anfang war das Spannendste, danach verliert sich das Buch in weite Ausschweifungen und Beschreibungen. Es wird viel geschwafelt und viel geeiert, was mich sehr gelangweilt hat. Nun kenne ich die Ermittler nicht, die ja aus Anis verschiedenen Reihen zusammentreffen sollen. Hier lernte ich sie kennen und konnte aber irgendwie keinen so richtig greifen oder eine Beziehung aufbauen.

    Ich habe das Buch also ziemlich schnell nur noch überflogen. Was eigentlich schade ist, denn ich hatte mir einiges davon versprochen.


    Fazit: Für mich Langeweile pur… :sleep:

  • Ein Buch wie ein Puzzle


    In dem vorliegenden Buch von Friedrich Ani kann man, wenn man bereits Bücher von ihm gelesen hat, alte Bekannte treffen. Es sind Jakob Franck, der seinen Kollegen die meist unangenehme Aufgabe abnimmt die Angehörigen über den Tod des Opfers zu informieren, Tabor Süden, der gar kein Polizist mehr ist, sondern für eine Detektei nach vermissten Personen sucht, Polonius Fischer ein ehemaliger Mönch der jetzt Chef des K111 (bekannt als die 12 Apostel) ist und Fariza Nasri die nach einer langjährigen Pause wieder in den Dienst zurückkehrt.

    Diese vier Ermittler arbeiten zusammen und doch jeder mit den eigenen Methoden an zwei Morden, die anfänglich nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Ein Polizist wird erschlagen als er zwei Kinder verfolgt, die Obst gestohlen haben und eine Frau wird auf offener Straße scheinbar ohne Motiv erschossen.

    Am Anfang gibt es offensichtliche Ermittlungsansätze und Ergebnisse, aber mit jedem Kapitel kommen neue Aspekte dazu die die Situation in neuem Licht erscheinen lassen. So als hätte man in einem Puzzle ein Teil, was so aussieht als ob es passt, aber wenn man dann versucht die Lücke zu schließen, merkt man, dass da doch ein anderes hingehört.

    Am Ende des Buches hat man ein stimmiges Bild über die Abläufe der Morde, die Umstände die dazu geführt haben und ein recht überraschendes Finale.

    Ganz nebenbei hat man auch noch ein gesellschaftspolitisch hochaktuelles Buch gelesen, da hier u. a. Bereiche wie Migrationspolitik, Vorurteile, Rassismus, Fluch und Segen der sozialen Netzwerke, Differenzen zwischen Ost- und Westdeutschland etc. geschickt mit eingeflochten werden.

    Der Autor schafft es mit seinem ruhigen, intensiven Erzählstil den Lesenden in seinen Bann zu ziehen und hat mich wieder einmal total gefesselt.


    Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Buch, das wesentlich mehr ist als nur ein Krimi.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Allerdings plätscherte das Buch so vor sich hin.

    dieses Buch hab ich zwar nicht gelesen, dafür aber drei andere des Autors. Und genau so, wie du es beschreibst, sind die auch bei mir angekommen. Es gab drei, zwei und einen Stern in der Bewertung. Ich habe zwar mehrmals dem Autor eine Chance gegeben, da er doch so vielen gefällt, doch inzwischen habe ich es aufgegeben. Wir beide werden nicht warm miteinander:wink:

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

  • Inhalt:


    In diese Roman geht es gleich um 2 Kriminalfälle, einem Anschlag auf einen Polizisten und eine erschossene Passantin, die anscheinend ein Zufallsopfer wurde und einen ermordeten Polizisten.

    Gelöst werden diese Fälle von einem sehr ungewöhnlichen Ermittlerteam. Die zentrale Rolle spielt hier Fariza Nasir, eine syrischstämmige Kommissarin, die schon in der Vergangenheit durch ihre unkonventionellen Ermittlungsmethode Probleme bekommen hat. Aber ich ihr Chef, der ehemalige Mönch Polonius Fischer und der Ex-Polizist und Privatermittler Tabor Süden sind sehr erfrischende Charaktere. Abgerundet wird das Team durch Jakob Frank, der schon nicht mehr im aktiven Polizeidienst ist, aber trotz seines Ruhestandes immer wieder in die Ermittlungen eingreift.


    Meine Meinung:


    Dieser Roman ist nicht ganz einfach zu lesen. Es handelt sich um keinen Kriminalroman, was man bei der Beschreibung des Buches vermuten könnte, sondern eher um einen Roman mit Einfluß aus dem Bereich des Krimis.

    Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, waren doch die vier Ermittler alle interessante Personen, die ein besonderes Team bilden.

    Die Handlung ist sehr spannend, aber man muß beim Lesen schon genau aufpassen, um die Fäden der verschiedenen Handlungsebenen nicht zu verlieren. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, aber der Aufbau der Handlung doch etwas komplexer als bei einem reinen Krimi.

    So spielen auch die Menschen eine größere Rolle. Besonders die beiden Flüchtlingsjungs mit ihrem Vater lernen wir besser kennen, geraten sie doch in den Verdacht, an dem Polizistenmord beteiligt zu sein. So bekommen wir einen tiefen Einblick in ihre Gefühle in der fremden Stadt, ihre Zerrissenheit in ihrem neuen Leben in Deutschland und in ihre Ängste.

    Aber auch das Leben von Menschen in prekären Verhältnissen und die teilweise Überforderung der Polizei spielen in diesem Buch eine wichtige Rolle.

    Mir fehlte bei diesem Buch die runde Geschichte, das Buch wirkt etwas zerrissen. Mehrere Handlungsstränge laufen nebeneinander her, ohne zu einem gemeinsamen Finale zusammen zu laufen. Ich hatte das Gefühl, hier werden verschiedene Geschichten aneinander gereiht, ohne dass dem Autor so ganz klar war, was er eigentlich erzählen wollt.

    Das Buch spiegelt das große Erzähltalent des Autoren wieder, jedoch fehlt mir die runde, abgeschlossenen Geschichte, die dieses Buch zu einem richtigen Lesegenuss machen würde.

  • Friedrich Ani nimmt uns wieder einmal gefangen. Auf mehrere Arten: einmal durch eine hinreißende Sprache. Man denke nur an den schlechten Wein der scheinbar gelobt wird – er stammt von einem Nordhang in Sibirien, Tabor Süden antwortet auf die Frage ob er betrunken sei, mit „bebiert“, ab und zu kommen solch sprachliche Leckerbissen, die die ansonsten düstere Handlung aufhellen. Eine Andere Art wie Friedrich Ani uns gefangen hält, ist die Art der Darstellung der Geschehnisse. Man muss sich richtig konzentrieren, um mitzukommen, aus wessen Sicht gerade die Handlung beschrieben wird, wann die Handlung gerade spielt, in der Vergangenheit oder in der Gegenwart, welcher der vier Hauptermittler gerade am Handeln ist. Dann ist da noch die Handlung an sich. Personen tauchen auf, zuerst werden sie nur erwähnt und plötzlich sind sie Teil der Handlung. Aus einem Mord werden zwei, dann drei, zum Schluss sind es drei Morde und ein versuchter Totschlag. Die ersten beiden werden aufgeklärt dank der manchmal direkt obsessiven Arbeit von vier Profi-Ermittlern, den dritten Mord empfinden wir schon gar nicht mehr als Mord sondern als nur zu gerechte Strafe.


    Interessant ist auch, wie die Handlung zuerst verzweigt, breit gefächert zu sein scheint, fast schon zusammenhanglos, nur um sich am Ende perfekt zuschließen, alle offenen Fragen zu beantworten, keine Lücken offen zu lassen. Und wir stellen fest, alles hängt irgendwie zusammen, ist miteinander verkettet und verzahnt, bildet eine unwiderlegbare Einheit.