Nicholas Sansbury Smith - Trackers Buch 1

  • Eigentlich könnte es ein etwas verschobener Fall sein, denn im Rocky-Mountain-Nationalpark sucht der Polizeichef mit der Hilfe eine Fährtenlesers, der indianischer Abstammung ist, nach einem Mädchen. Sie hoffen es noch lebendig zu finden. Doch während sie durch den Nationalpark streifen, wird ihnen sehr schnell bewusst, dass der Täter ein Wahnsinniger sein muss. Das wäre ja schon recht interessant, aber es gibt noch einen größeren und zudem noch beklemmenderen Hintergrund. Die USA und Nordkorea stehen in keinem guten Verhältnis. Ist ja wie im wahren Leben, werden sich einige denken und so ist es. Eben dieses Verhältnis hat auf die gesamte Geschichte so eine starke Auswirkung. USA ist nämlich relativ schnell nicht mehr so, wie wir es kannten. Es liegt plötzlich im Dunkeln. Es wurde angegriffen. Ein EMP sorgt dafür, dass es keinen Strom mehr gibt. Was das alles für Folgen hat, ist mir so gar nicht bewusst gewesen, aber dieses Buch schildert es auf beklemmende Art und Weise. Und dazu eben noch dieser wahnsinnige Kerl, der sein Unwesen treibt.

    Der Autor kann viel mit diesem Thema anfangen und schildert es deshalb auch auf eine sehr überzeugende Weise. Er hat Berufserfahrungen und kann diese auch in seinem Schreibstil sehr gut rüber bringen. Er verknotet viele einzelne Stränge in der Handlung so gut miteinander, dass sie ein großes Ganzes ergeben und die Aktualität und auch diese Bedrohung sehr deutlich machen. Ich selbst hatte irgendwann das beklemmende Gefühl, dass ich vielleicht doch mal ein paar Essensreserven und Trinken lagern sollte. Ein paar Kerzen wären auch nicht schlecht, denn in unserer aktuellen, politischen Lage, ist wohl diese Geschichte nicht weit hergeholt.

    Erschreckend aber wahr.

    Der Autor spielt mit Wahrheit und Fiktion und lässt Legenden und mögliche Theorien so überzeugend verschmelzen, dass es mir an manchen Stellen wirklich ein ungutes Gefühl in den Magen gesetzt hat.

    Ich selbst bin nicht unbedingt bewandert, was alles militärisch möglich ist, bin dennoch ein großer Fan von Dystopien und ähnlichem. Diese Story war mir dann teilweise schon etwas sehr unheimlich, denn es könnte wirklich passieren. Hier über Deutschland oder wo auch immer könnte so ein EMP passieren und wäre ich dann noch lebensfähig? Könnten wir mit so etwas überhaupt umgehen?

    Die Reihe hat noch einige geplante Folgebände und auch der zweite Teil ist bereits im Mai erschienen. Ich weiß, dass ich den zweiten Teil definitiv lesen möchte, denn der Fall im Rocky-Mountain-Nationalpark ist vielleicht gelöst, aber die Problematik des Umgangs mit der Apokalypse noch lange nicht.

  • Es tut sich viel in Dystopien, dem Land in dem alles möglich und auch alles kaputt ist.


    Das neuste Steckenpferd der dystopischen Schreiberlinge scheint die Auslöschung der gewohnten Zivilisation durch einen gesteuerten EMP. EMP = Elektro Magnetischer Impuls, in englisch Electromagnetic Pulse, also EMP. So ein Impuls kann, wenn er gezielt durch die Explosion einer Bombe in diversen Schichten der Atmosphäre ausgelöst wird, den kompletten Zusammenbruch der Stromversorgung und die Zerstörung sämtlicher Elektronik in seinem Wirkungskreis zur Folge haben.


    Dies ist Science und keine Fiction, also eine sehr reale Bedrohung, welche im ersten Band der neuen „Trackers“-Serie den USA durch Nordkorea verabreicht wird. Auch wenn das ein wenig zu stereotyp daherkommen mag, ist auch dies nicht so weit von der Hand zu weisen.


    Der Autor der „Trackers“-Serie ist niemand anderes als Nicholas Sansbury Smith, der mit seinem „Extinction Cycle“ ebenfalls dystopisch im Festa Verlag vertreten ist. Sind es im Cycle mutierte Monster, welche der Menschheit gerne die Ausrottung bescheren möchte, so ist es bei den Trackers die blutrünstigste Bestie, welche der Planet Erde jemals hervorgebracht hat, die den Gegenpart zum Heldenpool des Ganzen darstellt: Der Mensch selbst!


    Sansbury Smith verlässt sich im Auftaktband der Serie nicht darauf einfach nur zu zeigen, wie sich die Gesellschaft selbst vor die Hunde bringt, wenn sie keinen Akkustrom für ihre Smartphones mehr hat, nein, es muss auch noch ein bestialischer Mörder an Werk gehen, dem es gilt das Handwerk zu legen.


    Und der gerät hier auch ein wenig zu sehr in den Vordergrund für meinen subjektiven Geschmack. So würde ich „Buch 1“ mehr in Richtung Thriller einstufen, denn ihm das Prädikat einer reinrassigen Dystopie zu verleihen. Doch das kann sich ändern, denn die Serie besteht in den USA bereits aus vier Bänden.


    Wie gewohnt geht es bei Festa recht ruppig zur Sache und auch die Trackers machen da keine Ausnahme. Kein Kuschelkurs wird von Sansbury Smith gefahren, wenn es um die Ausschmückung diverser Unappetitlichkeiten geht.


    Wie aus dem Cycle gewohnt, sind die handelnden Personen dicht und glaubhaft angelegt, sodass man sich in diverse Handlungen und Ansichten gut hineinversetzen kann.


    Wer Thriller mag, wird hier genauso bedient, wie die Dystopen, denen es gar nicht schnell genug mit dem Zerfall der sozialen Strukturen gehen kann.

  • Der Einstieg ins Buch hat mich etwas zweifeln lassen, ob es das richtige für mich ist. Wie man es von amerikanischen Actionfilmen kennt, in dem das Militär eine Rolle spielt, wird Patriotismus ja ganz groß geschrieben - und ich hab auch nichts dagegen, aber der "Pathos" des Soldaten, der nichts hinterfragen darf und für sein Land alles tut (ohne Rücksicht auf Verluste), rührt bei mir einfach immer unangenehme Gefühle auf. Wenn man das aber weiß und sich damit arrangiert hat, kann man sich sehr gut darauf einlassen.


    Ich war jedenfalls sehr gespannt, wie der Autor die Menschen nach so einem EMP Angriff reagieren lassen wird. Den Begriff hatte ich zwar schonmal gehört, konnte ihn aber nicht mehr in Bezug setzen und war dann unangenehm überrascht, wie realitätsnah das ganze Szenario ist. EMP ist eine Abkürzung für "Elektromagnetischer Impuls", was bedeutet, das hier in großem Umfang sämtliche Stromnetze außer Gefecht gesetzt werden - und wenn man überlegt, was alles am Strom hängt ... wollen wir einfach hoffen, das sowas nie wirklich passieren wird.

    Dennoch waren mir die Ausführungen zu den Folgen davon etwas zu wenig. Der Fokus liegt hier eher auf den Figuren und den Folgen in ihrem direkten Umfeld, was den Blick fürs ganze geschmälert hat.


    Wir begleiten vor allem die Senatorin Charlize, die uns einen Einblick aus der Sicht der machthabenden Politiker gibt. Nichts neues, dass hier die "Elite" sofort evakuiert wird, da die Organisation zur Rettung des Landes und der Menschen gewährleistet sein muss.

    Dann haben wir noch den Polizeichef Colton sowie den Ex-Marine Raven Spears, die in dem Städtchen Esten Park nicht nur mit den Folgen des Angriffs, sondern auch noch mit einem psychopathischen Mörder zu kämpfen haben. Während anfangs noch die Spannung durch die apokalyptischen Ereignisse vorwärts getrieben wird, verlegt sich das ganze dann sehr auf die Jagd nach dem Täter. Ein Nebenstrang, der mir nebensächlich lieber gewesen wäre, denn das ganze drumherum, die Panik, die um sich greift und wie die Bevölkerung mit der Situation umgeht, wäre für mich interessanter gewesen. Aber es folgen ja noch drei Bände, vielleicht gibts dann da mehr davon.

    Aufgebaut ist das ganze aber trotzdem sehr spannend durch die wechselnden Sichtweisen und die Dramatik der Verwicklungen der Figuren.

    Der Part mit den Morden und den damit verbundenen Mythen der "Wasserkannibalen" fand ich als zusätzlichen Spannungsfaktor gut, wurde mir aber zu sehr ausgebaut. Ich hab mich hier einfach eher auf das Weltuntergangs-Szenario eingestellt und nicht auf eine Mörderjagd in einer Kleinstadt...

    Insgesamt eine sehr temporeiche, in manchen Szenen fast zu kurz geratene, teilweise actionreiche Handlung, die mich mitreißen konnte - aber mich nicht in allen Momenten überzeugen konnte. Band 2 werde ich auf jeden Fall noch ausprobieren, weil mich doch interessiert, ob die weiträumigen Folgen so eines Anschlags besser beleuchtet werden.

    Wenn der "Kriegshelden" Status allerdings noch mehr Gewicht bekommt, bin ich allerdings raus. Ich weiß, was diese Menschen (leider) leisten müssen, aber ich mag keine Kriege und keine damit verbundenen Machthaber, die solche Entscheidungen treffen, wie es hier der Fall war. Entscheidungen sind nie leicht, aber was hier mitgeschwungen ist, widerspricht mir einfach sehr.


    Mein Fazit: 4 Sterne