Haruki Murakami - Eine Metapher wandelt sich / Utsurou metaphor

  • Verlagstext

    Menshiki gibt ein zweites Bild in Auftrag: Der junge Maler soll die 13-jährige Marie porträtieren. Das Mädchen, so glaubt Menshiki, könnte seine Tochter sein. Während der Sitzungen entwickelt sich allmählich ein vertrautes Verhältnis zwischen dem Ich-Erzähler und seinem Modell. Marie ist eine aufmerksame Beobachterin, und so hat sie vieles, was sich rund um das Haus des Malers abspielt, bemerkt. Eines Tages ist Marie verschwunden. Der Ich-Erzähler ist überzeugt davon, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen ihrem Verschwinden und dem Gemälde ›Die Ermordung des Commendatore‹. Darüber könnte ihm allerdings nur der alte, demente Maler des Bildes Aufschluss geben. Wozu ist ein Mensch fähig, von dem er nichts ahnt und das er weit von sich weisen würde? Diese Frage stellt sich der junge Maler, als er erfährt, was er tun muss, um Marie zu finden. Wäre er bereit, einen Menschen zu töten?


    Der Autor

    Haruki Murakami, 1949 in Kyoto geboren, lebte über längere Zeit in den USA und in Europa und ist der gefeierte und mit höchsten Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen.


    Inhalt

    Was im ersten Band geschah:

    Ein junger namenloser Porträtmaler bewohnt als Haussitter ein einsam gelegenes Haus in der Nähe von Odawara, das dem Vater eines Malerkollegen gehört. Er findet auf dem Dachboden ein einziges geheimnisvolles Gemälde, „Die Ermordung des Commendatore“. Zwischen der Familiengeschichte der Hausbesitzer Amada (Masahiko Amadas jüngerer Bruder nahm 1937 an der Eroberung von Nanjing teil) und dem Gemälde könnte es einen Zusammenhang geben. In der Folge wird auf dem Grundstück des Hauses unter einem Tumulus eine sorgfältig gemauerte Grube freigelegt, die für einen Brunnenschacht zu groß erscheint. Seit der Freilegung des Schachts geschehen im Haus sonderbare Dinge. Der Nachbar Wataru Menshiki gibt beim Icherzähler ein Porträt der dreizehnjährigen Nachbartochter in Auftrag, für deren Vater er sich hält.


    Inhalt Band 2

    Übergangslos folgt im zweiten Band das nächste Kapitel; sehr ausführliche Rückblicke zu den vorhergegangenen Ereignissen werden in die Handlung eingebunden. Marie Akikawa, ein puppenhafter, kunstinteressierter Teenager erscheint mit ihrer Tante Shoko als Anstandsdame weiterhin zu Sitzungen für ihr Porträt. Marie und der Maler scheinen Seelenverwandte zu sein, verbunden durch den frühen Tod eines nahestehenden Menschen. Der Ton, in dem der Icherzähler die körperliche Entwicklung seines dreizehnjährigen (!) Models beschreibt, ließ mich hoffen, dass die Sitzungen bald ein Ende finden und beim Maler endlich der Knoten platzt, der seine Vergangenheit und die Geheimnisse des Hauses Amada verknüpft. In der einsamen bewaldeten Gegend scheinen der Maler, die Akikawas und Menshiki weit und breit die einzigen Bewohner zu sein. Menshiki beobachtet von seinem Grundstück aus intensiv seine Nachbarn, Marie kontrolliert dezent eifersüchtig, ob Menshiki um ihre Tante wirbt, das Verhältnis zwischen Maler und Modell könnte ebenfalls als gegenseitige Beobachtung interpretiert werden. Während die magische Kraft der gemauerten Grube und des Waldes deutlicher wird, erscheint Marie eines Tages nicht zu ihrem Malkurs beim Erzähler und verschwindet. Auf der Suche nach ihr betritt der Maler die Unterwelt und damit das Land der Metaphern. Der Commendatore, der aus seinem Gemälde in die Handlung treten kann, fantastische Träume und eine deutliche erotische Symbolik der Landschaft drängten mir trotz meiner westlichen Sozialisation die Überzeugung auf, dass im Umkreis des Hauses Amada Dinge und Landschaft belebt sind und selbstständig handeln. Zeitfalten oder Zeittunnel in den als heilig betrachteten Bergen Japans verwundern in einem derartigen Setting nicht. „Was am anderen Ufer ist, hängt davon ab, was man dort sucht,“ trifft der Mann ohne Gesicht die Verhältnisse exakt.


    Fazit

    Murakami mäandert in seinem zweiten Teil in großen Schleifen durch eine Parallelwelt, scheint um des Erzählens willen zu erzählen und regte mich zu allerlei Assoziationen zum Thema Natur und Unterwelt an. Wenn zwischen dem Erscheinen von Band 1 und 2 einige Monate vergehen, können Wiederholungen recht angenehm sein. Wer beide Bände direkt aufeinander folgend liest, wird von dem Konzept aus zwei Bänden zu je 500 Seiten weniger begeistert sein. Mir hätte ein kürzerer Text in einem Band besser gefallen, deshalb Punktabzug für Band 2 wegen der ausschweifenden Wiederholungen.


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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Das Original

    Hardcover, 544 pages

    Published February 24th 2017 by 新潮社 (first published February 2017)

    Original Title: 騎士団長殺し―第2部 遷ろうメタファー編― [Kishidancho Goroshi 2]
    ISBN 4103534338 (ISBN13: 9784103534334)
    Edition Language: Japanese
    URL http://www.shinchosha.co.jp/book/353433
    Series Kishidancho Goroshi #2

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Haruki Murakami - Die Ermordung des Commendatore 2. Eine Metapher wandelt sich / Kishidanchō goroshi“ zu „Haruki Murakami - Eine Metapher wandelt sich / Kishidanchō goroshi“ geändert.
  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Haruki Murakami - Eine Metapher wandelt sich / Kishidanchō goroshi“ zu „Haruki Murakami - Eine Metapher wandelt sich / Utsurou metaphor“ geändert.
  • Series Kishidancho Goroshi #2

    Dies ist ganz richtig als Serie bezeichnet, denn "Kishidancho Goroshi" heißt "Die Ermordung des Kommandanten" und "Utsurou metaphor" ist der Titel des zweiten Bandes. Wir hatten uns da schon einmal beim ersten Band zu auseinandergesetzt.

  • Haruki Murakami - Die Ermordung des Commendatore - Eine Metapher wandelt sich


    "Nichts ist sicher auf dieser Welt, aber zumindest kann man an etwas glauben"

    "Die Ermordung des Commendatore - Eine Metapher wandelt sich" ist für mich stilistisch etwas anders geschrieben, dieses Dunkle ist nicht mehr so im Vordergrund, dafür erscheint ein eher phantastisches Element. Die erste Auflage mit dem blauen Farbschnitt ist wieder eine Augenweide, erscheint genauso edel, wie der erste Teil, ist nur farblich etwas verändert


    Der Held des Buches taucht weiter in die Geschichte ein und findet in diesem Buch einiges über sich heraus. Herr Menshiki beeinflusst weiter sein Leben, er malt das Porträt von Marie Akikawa, er taucht in die Geschichte Tomohiko Amadas und der ganzen Amada Familie ein und schlussendlich ist die Kraft der Veränderung die Botschaft des Buches. Die ganzen Erzählstränge des ersten Buches werden teilweise entworren, nur das Surreale wird nicht erklärt, aber dies ist auch ein Teil des typischen Murakami Stils. Die Hauptcharaktere des Buches verändern sich und auch die geheimnisvolle Geschichte des ersten Teils verändert sich, wird noch phantastischer, während sich das Dunkle etwas vermindert. Dieser Teil wird etwas anders erzählt als Teil 1, aber er hat genauso diesen typischen Murakami Charakter. Die Gedanken des Protagonisten in dieser Geschichte, dieser philosophische Grundton in einem surrealen Umfeld, war wieder eine wunderschöne Erfahrung für mich. Da werden sprachlich Bilder gezeichnet, die einfach umwerfend sind. Es wird nicht genau erklärt, warum dieses ganze Phantastische so ist, wie es ist. Aber genau das nimmt einen auch gefangen, und ist ein typischer Teil des Murakami Stils. Es war wieder sehr spannend geschrieben, hat vielleicht nicht ganz die Dichte von Teil 1, dafür aber eine andere Stärke/Dimension, ist noch phantastischer.


    Was ich noch unbedingt erwähnen muss, ist folgendes. Diese wunderschöne sprachliche Kraft des Murakami, die einen so verzaubert zurücklässt, ich bewundere sie. Und ich bin restlos begeistert von ihr.


    "Nach einer kurzen Pause folgten wir wieder dem weißen Wal übers weite Meer." S.147/148

    Was für eine wunderschöne Umschreibung von etwas ganz Anderem, was ich aber nicht weiter erklären werde.


    Ich sage nur, Unbedingt Lesen.

  • Wer beide Bände direkt aufeinander folgend liest, wird von dem Konzept aus zwei Bänden zu je 500 Seiten weniger begeistert sein. Mir hätte ein kürzerer Text in einem Band besser gefallen, deshalb Punktabzug für Band 2 wegen der ausschweifenden Wiederholungen.

    Da gebe ich Dir schon mal recht! Die Wiederholungen hatten mich aber bereits innerhalb des ersten Bandes gestört. Überhaupt macht dieses Aufteilen in zwei Bände nur aus kommerziellen Sicht Sinn.


    Von diesem Ärgernis abgesehen, gab es noch weitere Punkte, weshalb mir dieser zweite Band deutlich weniger gefiel als der Auftakt. Die surrealen Elemente nehmen zu, ohne dass es einen Bezug zur Handlung hat. Ebenso gibt es Handlungsstränge, die bedenkenlos hätten weggelassen werden können (bspw der Mann mit dem Pickup), Fragstellungen, die mir nie in den Sinn kämen (bspw wie gross die Oberweite der 13-jährigen Marie wird, und wann es "endlich" soweit ist) und wieder Aufzählungen diverser Luxusmarken, um bspw damit den Reichtum des Nachbarn zu zeigen - und dann der Schluss:

    Dieses Finale nach der Rückkehr aus der Unterwelt schien mir dann viel zu zurechtgedreht. Ein Schluss, der so abrupt und unglaubwürdig scheint, dass ich mich regelrecht nach dem Lesen geärgert habe.

  • Da gebe ich Dir schon mal recht! Die Wiederholungen hatten mich aber bereits innerhalb des ersten Bandes gestört. Überhaupt macht dieses Aufteilen in zwei Bände nur aus kommerziellen Sicht Sinn.


    Von diesem Ärgernis abgesehen, gab es noch weitere Punkte, weshalb mir dieser zweite Band deutlich weniger gefiel als der Auftakt. Die surrealen Elemente nehmen zu, ohne dass es einen Bezug zur Handlung hat. Ebenso gibt es Handlungsstränge, die bedenkenlos hätten weggelassen werden können (bspw der Mann mit dem Pickup), Fragstellungen, die mir nie in den Sinn kämen (bspw wie gross die Oberweite der 13-jährigen Marie wird, und wann es "endlich" soweit ist) und wieder Aufzählungen diverser Luxusmarken, um bspw damit den Reichtum des Nachbarn zu zeigen - und dann der Schluss:

    Dieses Finale nach der Rückkehr aus der Unterwelt schien mir dann viel zu zurechtgedreht. Ein Schluss, der so abrupt und unglaubwürdig scheint, dass ich mich regelrecht nach dem Lesen geärgert habe.

    An dem Punkt habe ich mich gefragt, ob ein "alter Mann" sich nicht damit übernimmt, die Innenwelt einer 13-Jährigen darzustellen, und ob sich niemand traut, einen prominenten "alten Mann" darauf anzusprechen.

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  • Ich fand die Sorge um die Oberweite von jungen Mädchen noch verstörender als die surrealen Elemente in dem Buch. Und völlig fehl am Platz. Und die Frage wurde ja immer wieder aufgebracht. Sehr sonderbar. Schade, dass Murakami scheinbar in Interviews nicht darauf angesprochen wurde. Typisch japanisch ist es doch nicht, auch wenn mir dazu Kawabatas "Die schlafenden Schönen" einfällt, in dem alte Männer von "jugendlicher Frische" und weiblichen Formen schwärmen?!