Ivo Andric - Die Brücke über die Drina / Na Drini Cuprija

  • Zum Autor (Quelle: wikipedia, gekürzt)


    *1892 + 1975

    Andric wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters in Visegrad auf. Er studierte in Wien, Zagreb und Krakau.1914 wurde er im Umkreis des Attentats von Sarajewo verhaftet und nach drei Jahren amnestiert. In der Folge war er Abgeordneter im Nationalrat und arbeitete bis 1941 im diplomatischen Dienst. Anschließend widmete sich seiner Schriftstellerei, blieb aber weiterhin als Angeordneter politisch aktiv.

    Andric erhielt 1961 den Nobelpreis und ist der bekannteste Schriftsteller des ehem. Jugoslawien. Neben Ehrungen wie Preise, Straßenbenennungen, Denkmäler etc. wurde in Belgrad ein ihm gewidmetes Museum errichtet sowie ein Andric-Preis für serbischsprachige Schriftsteller ausgelobt.

    „Die Brücke über die Drina“ wurde 2011 anlässlich der Leipziger Buchmesse neu ediert.


    Klappentext (Quelle: Verlag):


    Dieser monumentale historische Roman erschien 1945 und hat den Weltruhm von Ivo Andric begründet, der 1961 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Erzählt wird von einer Brücke, die bei Wischegrad, einer Stadt in Bosnien nahe der Grenze zu Serbien, über die Drina führt. Dort, im Herzen Bosniens, treffen sich seit Jahrhunderten die Menschen. Die Brücke verbindet und trennt Orient und Okzident. Der große Epiker Andric entfaltet die Geschichte vom 17. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg, und er zeigt uns unzählige Figuren - politische Märtyrer und religiöse Eiferer, jüdische Handwerker und islamische Händler, serbische Bauern und österreichische Beamte.

    In elf weit gespannten Bögen – 250 Schritte lang, 10 Schritte breit – schwingt sich die Brücke über die Drina. Bei Višegrad, einer bosnischen Stadt nahe der serbischen Grenze, führt sie über den Fluss. Seit Jahrhunderten ist sie ein Treffpunkt für Menschen von beiden Ufern, ist Trennlinie und Bindeglied zwischen Orient und Okzident. In seinem Meisterwerk entrollt Ivo Andrić ein gewaltiges Zeitpanorama vom 17. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg und erzählt von den vielfältigen Schicksalen der Menschen, die dort aufeinandertrafen.


    Mein Leseeindruck:


    Ivo Andric setzt in diesem Roman seiner Heimatstadt Wischegrad ein beeindruckendes Denkmal.

    Die Drina bildete schon im Altertum die Grenze zwischen dem West- und dem Oströmischen Reich, und damit war sie ebenfalls eine Grenze in ethnischer, in religiöser und kultureller Hinsicht.


    Der Roman beginnt im 16. Jahrhundert, während der Zeit der osmanischen Herrschaft, und schildert den Bau der gewaltigen Brücke, die Ost und West, Morgen- und Abendland miteinander verbinden sollte. In 11 großen Bögen überspannt sie den Grenzfluss. In der Folge geht Andric chronologisch vor. Er entfaltet ein farbenprächtiges Panoptikum, in dessen Zentrum immer die Brücke steht, auf deren Balkons in der Mitte sich ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens abspielt.

    Viele Menschen ziehen über die Brücke: Katholiken, Muslime, Juden, Alttürken und Neutürken, Bauern und Händler, Serben, Bosnier, Kroaten, Zigeuner, Säufer, Tänzerinnen, Kinder und Alte, Soldaten unterschiedlicher Couleur und schließlich auch Österreicher. Einige dieser vielen Gestalten greift der Erzähler heraus und lässt den Leser an ihrem Schicksal teilhaben; wir begegnen tapferen Partisanen (z. B. gegen die türkische Herrschaft), skurrilen Gestalten, Trinkern, reichen Händlern, armen Tröpfen und so fort – alle mit einer besonderen Geschichte, und so verbinden sich die kleinen Erzählungen eindrucksvoll mit der Landesgeschichte.

    Hier passt der Begriff der Multikulturalität – eine friedliche Begegnung von Orient und Okzident und ein Zusammenleben, wie es der historischen Toleranz des Islam entspricht, das hier allerdings gelegentlich durch kriegerische Auseinandersetzungen bedroht wird.

    Das Buch endet im I. Weltkrieg: die Brücke an der Drina wird gesprengt und läutet damit den Untergang der Habsburgischen Monarchie ein.


    Das Buch hat sicherlich eine politische Dimension. Andric beschwört hier nämlich die vergangene Größe seines Heimatlandes, das inzwischen weitgehend zur Bedeutungslosigkeit abgesunken ist; ebenso beschwört er die Heldentaten der zur Legende gewordenen Partisanen. Dieser politischen Dimension wollte ich jedoch nicht nachgehen.


    Der Roman besticht auch durch seine schöne sprachliche Gestaltung und hätte 5 Sterne verdient.

    Ich ziehe aber einen Punkt ab: der Erzähler beschreibt in unnötiger Ausführlichkeit die grausame Hinrichtung eines Partisanen durch Pfählung – und das wäre nicht nötig gewesen.


    Fazit:

    ein farbenprächtiger, nach wie vor lesenswerter Zeitroman! Der Punktabzug basiert auf persönlichen Empfindlichkeiten.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Ivo Andric - Die Brücke über die Drina“ zu „Ivo Andric - Die Brücke über die Drina / Na Drini Cuprija: Hrvatske Knjige“ geändert.
  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Ivo Andric - Die Brücke über die Drina / Na Drini Cuprija: Hrvatske Knjige“ zu „Ivo Andric - Die Brücke über die Drina / Na Drini Cuprija“ geändert.