Grégoire Delacourt - Das Leuchten in mir / Danser au bord de l'abîme

  • Seit 18 Jahren für die 40-jährige Emmanuelle eine glückliche Ehe mit ihrem Mann Olivier, aus der drei Kinder hervorgingen. Emmanuelle wird allerdings völlig aus der Bahn geworfen, als sie in einer Brasserie auf Alexandre trifft. Sie fühlt sich sofort magnetisch von ihm angezogen und erkennt, dass er in ihr Gefühle weckt, die sie schon so lange nichtmehr gespürt hat: Begehren, Selbstbewusstsein und das Spüren der eigenen Schönheit in den Augen eines anderen. Schon lange hat sie diese Gefühle unterdrückt oder in ihrer Ehe nicht mehr gehabt. Emmanuelle trifft Alexandre immer wieder und irgendwann fällt sie eine folgenschwere Entscheidung, denn sie verlässt ihre Familie ebenso wie Alexandre die seine, um gemeinsam ein neues Leben in Angriff zu nehmen. Doch wird es dazu kommen?


    Grégoire Delacourt hat mit „Das Leuchten in mir“ einen wunderschönen und tiefgründigen Roman vorgelegt, der schon allein durch seinen poetischen, melancholischen und gleichsam sinnlichen Erzählstil besticht. Der Autor besitzt die seltene Gabe, sich als Mann in die Seele einer Frau zu begeben, um auf diese Weise ihre Gefühlswelt, ihre Sprachlosigkeit sowie ihre Zerrissenheit wunderbar berührend wiederzugeben. Die Handlung teilt sich in drei Abschnitte, durch die sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart von Emmanuelles Leben lebendig und intensiv erzählt werden und ihre Reflexionen auf die Geschehnisse und ihre eigene Gefühlswelt sehr deutlich hervortreten. Interessant ist das Thema allemal, denn als Ehefrau und Mutter in den besten Jahren geht es vielen so, dass sie an einen Punkt gelangen, wo sie selbst das Gefühl haben, irgendwann in den letzten Jahren mit ihren eigenen Wünschen auf der Strecke geblieben zu sein. Doch in dieser Geschichte sind die Entschlüsse der Protagonistin sehr drastisch und egoistisch zu nennen für eine Vielleicht-Momentaufnahme, um wieder Lebendigkeit und ihre Sinne zu spüren. Die eigenen Kinder einfach so zu verlassen, das kann man als Mutter kaum nachvollziehen, ohne einen unbändigen Schmerz zu fühlen. Jedoch ist die Fragestellung für einen selbst nicht uninteressant: Würde man selbst sich auch so verhalten oder gibt es einen anderen Ausweg?


    Die Charaktere sind mit Leben versehen, besitzen Ecken und Kanten, die sie glaubwürdig und realistisch erscheinen lassen. Emmanuelle ist eine Frau in mittleren Jahren, die sich um Mann und Kinder gekümmert hat und dabei selbst zu kurz gekommen ist. Allerdings fokussiert sie sich dann doch zu sehr auf sich selbst und will mit Biegen und Brechen sich selbst verwirklichen ohne Rücksicht auf Verluste. Dieser Egoismus lässt sie nicht gerade in einem besonders guten Licht erscheinen, zumal sie als Mutter eine lebenslange Verantwortung hat, der sie sich entziehen will, um ihr Ding durchzuziehen. Mutig ist Emmanuelle allemal, denn leicht ist dieser Cut bestimmt nicht, aber sympathisch wird sie dadurch auch nicht gerade. Auch Alexandre kommt hier nicht gerade rühmlich weg, denn auch er verlässt seine Familie, aber Männern verzeiht man so etwas merkwürdigerweise eher als Frauen. Ebenso geben Sophie und Olivier der Handlung zusätzliche Impulse.


    „Das Leuchten in mir“ ist ein intensives und sinnliches Lesevergnügen, dass einiges an Tragik und Melodramatik in sich vereint. Die verschiedenen Facetten der Liebe sowie die sehr persönliche und tiefgründige Gedankenreflexion machen das Buch sehr lesenswert. Absolute Leseempfehlung.


    Sehr verdiente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Grégoire Delacourt - Das Leuchten in mir“ zu „Grégoire Delacourt - Das Leuchten in mir / Danser au bord de l'abîme“ geändert.