Lukas Erler - Side Effect

  • Side Effect - Lukas Erler


    Arena Verlag

    272 Seiten

    Thriller

    Einzelband

    18. Februar 2019


    Inhalt:


    Plötzlich war sie weg. Kaum hat Ben begriffen, dass die faszinierende Nesrin mit den blauen Haaren auch etwas für ihn empfindet, ist sie verschwunden. Hinterlassen hat sie nur einen Zettel mit einer Adresse in Amsterdam.

    Ben reist ihr nach und muss feststellen, dass sie dort niemals angekommen ist. Als er beginnt nach ihr zu suchen, überschlagen sich die Ereignisse.

    Ein Junkie rät ihm dringend, aus Amsterdam zu verschwinden, dann wird er überfallen, und plötzlich taucht Erol auf, ein ominöser Bekannter aus Nesrins Vergangenheit. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach ihr und geraten in einen Sumpf aus krimineller Forschung, Menschenversuchen, legalen Drogen und großen Geschäften. Im Mittelpunkt: ein skrupelloser Konzern und ein Mädchen mit blauen Haaren. Ob Nesrin noch zu retten ist?


    Meinung:


    Also, ich weiß nicht was ich erwartet habe, aber diese Geschichte auf jeden Fall nicht. Als ich den Klappentext gelesen hatte, dachte ich an skrupellose Verbrecher, einen Aufenthalt in einer Klinik, vielleicht Einblicke in Nesrins Sichtweise, irgendwie mehr arzneimittelbezogene Fachbegriffe.

    Eine große Verschwörung mit viel Taktik und Drogenmissbrauch in vielerlei Hinsicht.


    Was ich dann bekommen habe, war aber etwas gänzlich anderes, nämlich eine Art Abenteuer-Detektiv-Spiel und das meine ich keinesfalls negativ.

    Direkt am Anfang durfte ich innerlich jubeln, denn dieses Buch ist in der Ich Perspektive verfasst - was ich vor allem bei Thrillern sehr schätze, da es einem die Charaktere noch näher bringt. Der Leser begibt sich also zu Ben in die Schule, es ist der letzte Tag vor den Sommerferien und seine einzige Chance nochmal mit seinem heimlichen Schwarm Nesrin zu reden.

    Ben scheint ein Durchschnittstyp zu sein, denn er gehört weder zu den Strebern, noch zu den Schlägern, die alles und jeden anpöbeln müssen.

    Seine Art und Weise und auch wie die Geschichte erzählt wird, kam mir erfrischend normal vor. So als sei absolut selbstverständlich, wenn man mit 17 in den Sommerferien mit Kumpels drei Wochen eine Interrailtour macht und dabei allerdings auf der Suche nach seinem Mädchen ist.


    Ben ist selbstbewusst genug, um auf eigenen Beinen zu stehen, kam mir aber manchmal auch leicht kopflos vor.

    Nichtsdestotrotz ist Nesrin dann verschwunden und ein Wettlauf gegen die Zeit und durch drei verschiedene Länder beginnt.

    Und das war unheimlich aufregend, obwohl in der Summe gar nicht so viel passiert ist.

    Allerdings hat der Autor das Talent einen zu fesseln, denn ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

    Es ist definitiv das erste Mal, dass mich ein männlicher Autor mit seinem Schreibstil direkt zu Beginn so mitreißt.

    Es war einfach locker, flockig und ich kam mir vor wie in einem hübschen Spionagefilm - dabei sind die Protagonisten gerade mal erwachsen oder sogar nur kurz davor. Jeder Schritt wirkte auf mich zwar gut überlegt, aber gleichzeitig auch, als würde das Duo diese ganze Operation jährlich mindestens fünf Mal durchführen. Professionell und authentisch.


    Ben und Erol sind kein eingespieltes Team und gerade das macht die Zusammenarbeit recht amüsant.

    Die Spannung ist alleine schon durch die unbekannte Komponente Nersin und deren Aufenthaltsort gegeben.

    Wie die beiden Jungs allerdings dahin kommen, was es mit Nesrins Abtauchen auf sich hat und welche Steine ihnen bis dato in den Weg gelegt werden - das hat der Autor extrem unterhaltsam und mit erhobenem Zeigefinger dargestellt.


    Einziges Manko an der Sache: Gegen Ende ging mir alles ein wenig zu schnell.

    Klar, das Tempo der Geschichte ist sowieso rasant, sonst hätte man den Leser nicht so mitziehen können. Aber die Auflösung des Ganzen war zu einfach.

    Ohne viel Schwierigkeiten. Als würde man ein Kartenhaus einfach zusammenplumsen lassen - Zack und weg.

    Das war ein bisschen schade, denn gerade weil ich anfangs gedanklich in Richtung Drogen/Pillenmissbrauch gegangen bin, hätte ich mir zumindest über die Umstände noch ein wenig mehr Informationen gewünscht.

    Dennoch bin ich positiv überrascht von dieser reichlich unblutigen Geschichte.


    Fazit:


    „Side Effect“ ist ein ziemliches Überraschungspaket.

    Es sieht aus wie ein Thriller, klingt wie einer, ist aber irgendwie keiner und ist trotzdem richtig gut und teilweise spannend, sowie lehrreich.

    Ich würde die Geschichte unter „Hetzjagd mit Spionageanteil“ verbuchen.

    Fügt man dann noch ein paar kriminelle staatliche Machenschaften hinzu, verbotene Tests und einen packenden Stil, hat man echt gutes Unterhaltungsmaterial. Nur das Tempo hätte der Autor zum Ende drosseln können.


    Empfehlenswert für Computernerds, Verschwörungstheoretiker und militärbegeisterte Tarnfarbenträger.

    Aber auch für alle anderen, die sich einfach nur auf ein kleines Abenteuer einlassen wollen.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️?