Willy Vlautin - Ein feiner Typ / Don't Skip Out on Me

  • Verlagstext

    Ein herzzerreißender Roman über wahre Freundschaft und Loyalität. --- Eigentlich ist er zu alt und sein Rücken macht ihm zu schaffen, aber Mr Reese geht in seinem einfachen Leben in den Bergen von Nevada ganz auf. Deshalb will er seine Farm eigentlich Horace übergeben. Der ist wie ein Sohn für ihn und sein bester Mann auf der Ranch. Aber obwohl auch Horace die Tiere und die Arbeit mit ihnen eigentlich liebt - es drängt ihn in die Stadt. Der Hütejunge muss sich und der Welt unbedingt beweisen, dass er mehr ist als das »Halbblut«, von dem die eigene Mutter nichts wissen wollte. Auch wenn er ahnt, dass es Mr Reese das Herz bricht, geht Horace nach Tucson, Arizona, um sich dort als Preisboxer ganz neu zu erfinden. Doch als Mr Reese zu lange nichts von dem Jungen hört, sorgt er sich und fährt los, um ihn zu suchen.


    Der Autor

    Willy Vlautin, geboren 1967 in Reno, Nevada, ist Sänger und Songschreiber der Folkrockband The Delines. Seine Romane »Motel Life«, »Northline« und »Lean on Pete« wurden zu internationalen Erfolgen, »Motel Life« wurde mit Emile Hirsch, Dakota Fanning und Stephen Dorff in den Hauptrollen verfilmt. Willy Vlautin lebt in Portland, Oregon. Mit seiner Musik tourt er regelmäßig auch in Europa.


    Inhalt

    Der alte Eldon Reese ist ein feiner Typ. Er und seine Frau nehmen den Jugendlichen Horace bei sich auf, der in katastrophalen Verhältnissen bei seiner Großmutter lebt, und übernehmen die Vormundschaft für ihn. Mr Reese ist inzwischen über 70 und schafft die schwere Farmarbeit nicht mehr. Einen Nachfolger für die Farm der Reeses irgendwo nördlich von Las Vegas gibt es nicht, wie bei vielen anderen Farmern auch, deren Kinder keinen Partner finden oder in die Stadt ziehen. Horace ist inzwischen erwachsen und auf der Farm unentbehrlich. Er und Mr Reese wirken äußerst zufrieden damit, wie sie mit ein bis zwei mexikanischen Schafhirten den Betrieb in Gang halten. Doch Horace ist so oft als irisch-indianisches Halbblut gedemütigt worden, dass er es endlich allen zeigen will. Er will Box-Champion werden und zwar ein mexikanischer, weil das die besten Boxer sein sollen. Horace bringt es nur schwer übers Herz, seine Pflegeeltern, die Farm und die Tiere zu verlassen. Doch angefeuert durch ein Motivationsbuch will er die Sache durchziehen. Mr Reese kennt Horace gut genug, um vorauszusehen, dass der Junge scheitern könnte und sich als Verlierer nicht mehr zurück auf die Farm wagen wird.


    Das Problem der drei Personen scheint unlösbar. Horace, der bisher nur in Tonopah/Nevada und auf der Farm in der Nähe gelebt hat, muss in der Welt der Städte und des Boxens eigene Erfahrungen sammeln. Selbst ein noch so geschickter Versuch der Reeses, Horace zurückzuhalten, wäre nutzlos gewesen, wenn der Junge einfach weg will. Der alte Reese muss sich seine schwindenden Kräfte eingestehen, und allen Figuren wünscht man als Leser ein menschenwürdiges Leben. Während Reese die Weichen für die Zukunft seiner Farm stellt, als gäbe es kein Morgen, muss Horace einsehen, dass er auf die Welt da draußen nicht vorbereitet war.


    Fazit

    Billy Vlautin zeichnet einen unlösbaren Konflikt zwischen Weggehen, Loslassen und Bewahren, den es so in jeder Kultur und in jedem Zeitalter geben kann. Die Handlung spielt in der unmittelbaren Gegenwart im Jahr X nach den Tributen von Panem. Sein moderner Western wartet mit Figuren auf, die entweder zu fürsorgliche, zu langmütige oder zu korrupte, zu egoistische Kerle sind. Differenziertere Figuren hätten vielleicht zum Ende der Geschichte hin das Kippen ins Pathos mildern können. Ich habe den Roman gern gelesen, weil Horaces und Eldon Reeses Probleme so allgemeingültig sind.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Billy Vlautin - Ein feiner Typ / Don't Skip Out on Me“ zu „Willy Vlautin - Ein feiner Typ / Don't Skip Out on Me“ geändert.
  • Horace Hopper ist Anfang 20 und arbeitet auf der Farm der Reese. Mr. Reese ist nicht mehr der Jüngste und er spürt seinen Rücken. Seine Töchter sind längst weggezogen, er betrachtet Horace als seinen Sohn und will ihm die Farm einmal überlassen. Aber Horace will Box-Champignon werden und macht sich eines Tages auf den Weg nach nach Tucson, Arizona.

    Dies ist mein erstes Buch von Willy Vlautin. Inzwischen weiß ich, warum der Autor das Milieu in der Gosse so gut beschreibt, denn er kennt es aus eigener Erfahrung. Der Schreibstil dieses Buches ist sehr ruhig und lässt sich gut lesen. Der Autor erzählt die Geschichte eines Jungen, der sich etwas beweisen will und daher einen Weg beschreitet, der ihn zum Ruhm bringen soll, aber im Elend endet.

    Die Charaktere sind sehr gut beschrieben.

    Mr. und Mrs. Reese haben kein leichtes Leben in den Bergen von Nevada. Daher kommt ihnen die Hilfe von Horace gelegen. Aber es ist nicht nur das, sie mögen dieses Halbblut, von dem die Mutter nichts wissen wollte. Horace mag die beiden auch und er mag auch seine Arbeit, aber er hat sich nun einmal in den Kopf gesetzt, Box-Champ zu werden. Dafür trainiert er und nennt sich Hector Hidalgo. Aber das Schicksal meint es nicht gut mit ihm. Er gerät an die falschen Leute und eigentlich hat er auch Angst. Schon bald bleiben die Siege aus, körperlich ist er angegriffen und so gerät er immer mehr ins Elend. Er ist einsam. Doch statt wieder zu den Reese zu gehen, hält ihn seine Scham zurück. Als er nichts von Horace hört, macht sich Mr. Rees auf die Suche nach ihm.

    Ich bin kein Freund vom Boxsport und es ist gut beschrieben, wie hart der Sport und das ganze Umfeld ist.

    Es ist ein sehr melancholischer Roman über einen Menschen, der vor sich selbst davonrennt und einem Traum hinterher, statt das kleine Glück festzuhalten.

    Es ist ein trauriges und berührendes Buch, das mich von Anfang an gepackt hat.