Guy Gavriel Kay - Im Schatten des Himmels / Under Heaven

  • Verlagstext

    Guy Gavriel Kay ist der Großmeister der historischen Fantasy. Mit „Im Schatten des Himmels“ hat er ein bildgewaltiges und fesselndes Epos geschrieben, das in einem phantastischen Reich der Mitte spielt. Kay beschwört das China der Tang-Dynastie herauf und erzählt eine grandiose Fantasy-Geschichte voller Intrigen, Abenteuer und Magie. - „250 sardianische Pferde, Geschöpfe von unvergleichlicher Schönheit und Seltenheit!“ Als der Kriegermönch und Gelehrte Shen Tai für seine Heldentaten von der Jadeprinzessin des Nachbarreiches belohnt wird, macht ihn das überaus großzügige und gefährliche Geschenk auf einen Schlag zu einem der mächtigsten Männer im Reich der Mitte. - Die Herrschenden von Kitai – eine Fantasy-Version des Chinas der Tang-Dynastie – wollen jedoch keinen neuen Konkurrenten neben sich dulden und senden Mörder aus, um Shen Tai aus dem Weg zu räumen. Nach einem ersten Attentatsversuch beschließt Shen Tai, in die Hauptstadt zu reisen, um die Pferde dem Kaiser zum Geschenk zu machen. Begleitet wird er von der jungen Kriegerin Wen Song, die geschworen hat, ihn mit ihrem Leben zu beschützen, und dem berühmten Dichter und Trunkenbold Sima Zian, der seinem jungen Freund mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Gefährten erwartet eine abenteuerliche und gefährliche Reise, auf der sich das Schicksal des Reiches entscheiden wird. - Mit seiner unvergleichlichen Charakterentwicklung und der großartigen Handlung wird Kays neuestes Werk Liebhaber von historischen Romanen ebenso begeistern wie Fantasy-Fans.


    Der Autor

    Guy Gavriel Kay ist der erfolgreichste Fantasy-Autor Kanadas. Er wurde in über 25 Sprachen übersetzt und hat drei Mal den World Fantasy Award verliehen bekommen. Zusammen mit Christopher Tolkien hat er das „Silmarillion“ herausgegeben.“ ›Im Schatten des Himmels“ wurde mit dem Sunburst Award als „Bester Roman des Jahres“ sowie mit dem Prix Elbakin als „Bester Fantasy-Roman des Jahres“ ausgezeichnet.


    Inhalt

    Shen Tai ist in den Norden des Reichs der Mitte unterwegs, um nach dem Tod seines Vaters die traditionellen Trauerzeremonien zu vollziehen. Eigentlich hatte Shen Tai sich auf die anspruchsvolle Prüfung für die Beamtenlaufbahn vorbereiten wollen, um wie sein Bruder in den Dienst des Kaisers zu treten. Doch davon kann in der 2 1/2 Jahre dauernden Trauerzeit keine Rede mehr sein. Auch die Pläne der Familie mit der Schwester Li Mei wurden durch den Tod des Vaters durchkreuzt, sie kann während der Trauerzeit nicht verheiratet werden. Shen Gao, der Vater, hatte dem chinesischen Kaiser als General gedient. Shens Tais älterer Bruder ist ein einflussreicher Hofbeamter, seine Schwester als Zofe im Dienst der Kaiserin. Ein großzügiges Geschenk aus dem Nachbarreich von 250 Pferden bringt Shen Tai in eine gefährliche Lage. Nimmt er die Pferde an, muss er sie versorgen und schützen, lehnt er ab, beleidigt er die Jadeprinzessin. Die Pferde symbolisieren die Macht des kriegerischen Kaiserreichs und könnten zum Ziel eines Angriffs werden. Ein Mordversuch an ihm verdeutlicht Shen Tai die Gefahr, in der er sich im Niemandsland außerhalb des Kaiserreichs befindet. Er muss sich in einer Welt der Gestaltwandler, Wölfe, Dämonen und phantastischen Kampfkünste bewähren.


    Das Setting des historischen Fantasyromans ist im 8. Jahrhundert im China der Tang-Dynastie angesiedelt (618 bis 907). Xian ist der Mittelpunkt des Chinesischen Reiches und Sitz des Kaiserhofs. Besonderes Merkmal des Reiches ist seine herrschende Beamtenkaste, die sich durch Kenntnis der chinesischen Klassiker, von Lyrik und fortgeschrittenen Kalligrafie-Künsten auszeichnet. Kays Figuren sind bestens ausgebildete Krieger und Kampfkünstler. Man könnte sich fragen, wie es funktionieren kann, wenn Gelehrte ein kämpferisches Reitervolk regieren. Außerhalb Chinas stellen sich die Menschen im Alten China und auch Kays Figuren eine ferne, gefährliche Einöde voller unzivilisierter Fremder vor. Reist man in abgelegene Gegenden, geht die Reise in den Norden oder den Westen. Auf der Seidenstraße gelangen jedoch Kaufleute aus dem Rest der Welt ins Reich der Mitte. Die Sichtweise, dass sich die Welt rund um Xian dreht und zu drehen hat, steht der westlichen Sehgewohnheit komplett entgegen, selbst der Nabel der Welt zu sein.


    Das Setting im Alten China nutzt Guy Gavriel Kay meiner Ansicht nach leider viel zu wenig, weil er sich nicht von seinen westlichen Sehgewohnheiten lösen kann. Der Perspektivwechsel in die Stiefel eines Reitervolkes oder die Seidenpantoffeln bei Hofe gelingt ihm nicht. Historische und kulturelle Details seines Szenarios nennt er, aber er beschreibt sie zu selten anschaulich oder bildhaft. Dinge sind prunkvoll oder etwas ist staubig, aber wie sind sie denn nun genau? Auch die Innenwelt seiner Figuren wirkt seltsam nüchtern. Zu oft setzt Kay voraus, dass ihm vertraute Dinge auch auf der anderen Seite des Globus so sein müssten. Seine mangelnde Präzision in Details wird durch die Übersetzung nicht besser. Nordamerikaner glauben vielleicht, dass Seide auf einer „Farm“ erzeugt wird, in China stammen die Kokons aus einer Seidenraupenzucht; und im Deutschen gibt es keine Seidenfarmen. Die Erzählerstimme klingt häufig sehr modern und zu westlich für eine Handlung im China des 8. Jahrhunderts. Sie wirkt weichgespült, ohne Ecken und Kanten. Kay wagt nicht, sich auch sprachlich in eine traditionsreiche fremde Kultur zu begeben.


    Fazit

    Auf die Übersetzung von Guy Gavriel Kays Büchern ins Deutsche hatte ich mich sehr gefreut. Sein umfangreiches Epos kann mich weder sprachlich überzeugen noch mit dem versprochenen historischen Hintergrund der Tangzeit.


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