Saladin Ahmed - Das Schwert der Dämmerung / Throne of the Crescent Moon

  • Zuerst eine Warnung: Der Titel des Buches hat bei mir vollkommen falsche Erwartungen geweckt, denn das titelgebende Schwert existiert im Buch nicht.


    Davon abgesehen weicht dieser Roman aber auf erfrischende Weise von dem üblichen Fantasy-"Einheitsbrei" ab.


    Adoullah ist Ghuljäger, der seinem Beruf in und im Umfeld der prachtvollen Stadt Dhamsawaat nachgeht. Hilfe bekommt er von einem jungen Derwisch und seinen Freunden Dawoud und Litas, einem Alchemisten-Ehepaar sowie von Samia, der letzten Überlebenden ihres Stammes. Bei einer ihrer Unternehmungen geraten sie an den Mouw Awa, einer Gestalt aus den alten Tagen der Kemt. Und plötzlich geht es um nichts Geringeres als den Kampf um den halbmondthron und damit auch um die Zukunft der ganzen Stadt.


    Die Geschichte wird gradlinig und ohne allzu ausschweifende Ausschmückungen erzählt und beschränkt sich auf eine Handvoll Protagonisten. Der Handlungsverlauf ist in den ersen zwei Dritteln eher ruhig, obwohl immer mal wiede von Kampfszenen durchbrochen. In den letzten Kapiteln passiert dafür umso mehr, so dass die die Handlungskurve nicht ganz ausgewogen wirkt.


    Es gibt einige sehr grausame Szenen im Buch, die einigen Lesern zu viel sein könnten.


    Ahmed Saladin beherrscht verschiedene Stile und wäre ein Meister der Sprache, wenn nicht alle Leute ständig "bellen" oder "gaffen" würden, was das Niveau seines Könnens etwas schmälert. Gefalen hat mir, das der Mouw Awa gemäß seiner Herkunft die formelhafte Sprache und Wortstellung des Alten Ägyptens spricht (Kemt ist zweifellos Kemet - dem ursprüngelichen Namen des Alten Ägyptens - entlehnt, und in der Sprache des Mouw Awa ist diese Herleitung hervorragend umgesetzt). Auch beherrscht Saladin die Poesie, denn immer wieder sind Gedichte eingestreut, die mich sehr agesprochen haben, und Adoullah und seine Freunde haben eine orientalisch angehauchte, blumige Sprechweise. Kurz: Abgesehen von einigen Einschüben wie dem ständig wiederholten "bellen" und "gaffen" ist die Sprache des Autors durchaus gelungen und abwechslungsreich.


    Die Stadt Dhamsawaat ist für mich die eigentliche Hauptdarstellerin des Buches und hat mich als Schauplatz sehr für sich eingenommen.


    Das Schema des Romans entspricht einem typischen Rollenspiel und ist nach meinem Geschmack zu konventionell und nicht mitreissend genug.


    Ich schreibe diese Rezension, obwohl dies Buch von mir "nur" 4 Sterne bekommen hat. Normalerweise schreibe ich nur über Bücher, die mich total begeistert oder aber enttäuscht haben..


    Dieses Buch möchte ich aber dennoch kommentieren, weil es sich durch zwei Umstände von der "typischen" Fantasy auf erfrischende Weise absetzt.


    Zum Einen ist da da orientalische Setting, das auch sprachlich toll umgsetzt worden ist. Die Beschreibungen der Gegend, und der Sitten und Gebräuche sind nicht ausschweifend, aber umfangreich genug, dass ich mir alles gut vorstellen konnte.


    Zum Anderen sind da Adoullah, Dawoud und Litas, die im Grunde alte Männer und Frauen sind, keine wie sonst üblich junge Helden auf Selbstfindungstripp. Ich habe sie alle ins Herz geschlossen, wenn ich auch erst im zweiten Drttel allmählich mit ihnen warm geworden bin.


    Fazit: Konventioneller Handlungsverlauf mit ungewohntem Setting und alten, aber rüstigen Helden, sprachlich abgsehen von ein paar Ausreißern abwechslungsreich und gekonnnt in Szene gsetzt.

    Wer mal "etwas andere" Fantasy lesen will, sollte einen Blick riskieren. Ich hatte mir das Buch aus der Bibliothek ausgeliehen. Kaufen würde ich es nicht, bin aber trotzdem froh, es gelesen zu haben.