Original : Französisch, 2019
INHALT :
Mischka befindet sich nun in einem Altersheim. Langsam verliert sie den Gebrauch der Sprache. Zwei Menschen stehen ihr nahe (die sich lange nicht kreuzen) : Marie – um die sie sich gekümmert hat in deren Kindheit, und Jérôme, der Orthophonist.
BEMERKUNGEN :
Gut, dass ich trotz meiner Bedenken bei ihrem Buch « Das Lächeln meiner Mutter » nun doch zu einem neuen Roman De Vigans griff. Ich habe es nicht bereut.
Man mag den Ausgangspunkt bei einer älter werdenden Frau, Mischka, sehen, die eines Tages einfach vor einer Unmöglichkeit steht, weiter alleine zu leben. Marie begleitet sie, besucht sie regelmäßig. Mischka hatte jene als Kind mehr oder weniger unter ihre Fittiche genommen, da sie in schwierigen häuslichen Verhältnissen lebte. Marie hat eine Beziehung, in der es normal scheint, dass der « Er » nach Indien gehen wird um seine Karriere fortzusetzen, obwohl Marie schwanger ist. Abtreibung ? Momentan eine Option…
Und da ist Jérôme, der Orthophonist, unermüdlicher Sprachtrainer, aber auch Zeuge der unwiederbringlichen Verluste Mischkas. Und gleichzeitig auch selber mit einem abwesenden Vater lebend, mit dem Kontakt wiederaufzunehmen er ablehnt.
Mischka, so hört man heraus, hat als Jüdin ihre Eltern in der Zeit der Deportation verloren…, und wurde selber von einem mutigen Ehepaar auf dem Lande beherbergt. Doch sie erinnert sich nicht an jene Namen, leidet unter dem unausgesprochenen Dank, der « Dankesschuld »...
Und so landen wir bei einem sehr originalen, und doch so wichtigen, nahen Thema, das wie ein Grundmotiv, -motto das Buch und vielleicht auch die verschiedenen oben angedeuteten Beziehungsgeflechte betrifft :
« Haben Sie sich schon mal gefragt, wie viele Male im Leben Sie wirklich Danke gesagt haben ? Ein wahres Danke. Der Ausdruck Ihrer Dankbarkeit, Ihrer Anerkennung, Ihrer Schuld. Wem ?
Man denkt immer, dass man noch Zeit hätte die Dinge zu sagen, und dann ist es plötzlich zu spät. »
(Behelfsübersetzung von mir)
Haben wir nicht alle etwas empfangen ? Haben wir zur rechten Zeit aussprechen können, was uns dabei erfüllt – Dankbarkeit ? Dabei ist jene nicht etwa so sehr eine « moralische Pflicht », sondern eine innere Notwendigkeit ?!
Dieses sehr dialogreiche, auch oft durch die Sprachbuchselfehler humorige Buch mit großem menschlichen Touch ist wirklich was ganz Feines ! Hut ab !
AUTORIN :
Delphine de Vigan (* 1966 in Boulogne-Billancourt/Paris) ist eine französische Schriftstellerin. Sie ist Mutter eines Sohnes und einer Tochter und lebt mit ihren beiden Kindern in Paris. Während sie tagsüber in einem soziologischen Forschungsinstitut arbeitete und ihre Mutterrolle erfüllte, schrieb sie spät abends und nachts ihre Manuskripte. Seit 2007 lebt sie vom Schreiben.
Delphine de Vigan hat mehrere Romane veröffentlicht, den ersten - Jours sans faim - jedoch unter dem Pseudonym Lou Delvig. Für ihren 2006 veröffentlichten dritten Roman Un soir de décembre erhielt sie den Literaturpreis Saint-Valentin. Ihren endgültigen Durchbruch als Autorin erreichte sie mit ihrem Roman No et moi, in dem sie das Leben einer jungen Obdachlosen aus Sicht eines dreizehnjährigen Mädchens schildert. Der Roman wurde mit dem Prix des Libraires 2008 und dem Prix Rotary International 2008 ausgezeichnet. Der hier vorgestellte Roman erhielt verschiedene Preise, u.a. Den der « Lectrices d'ELLE ». (Quelle und mehr unter : http://fr.wikipedia.org/wiki/Delphine_de_Vigan )
Von Delphine de Vigan wurden im BT schon Bücher vorgestellt :
https://www.buechertreff.de/se…83629/?highlight=de+vigan
Broché: 192 pages
Editeur : JC Lattès (6 mars 2019)
Collection : Littérature française
Langue : Français
ISBN-10: 2709663961
ISBN-13: 978-2709663960