NoViolet Bulawayo - Wir brauchen neue Namen / We Need New Names

  • Verlagstext

    Die zehnjährige Darling lebt im Chaos einer Blechhüttensiedlung. Paradise heißt ihr Zuhause, und fast alles fehlt: der Vater, die Schule, der Fernseher oder auch nur genug zu essen. Doch hier lassen einen die Erwachsenen in Ruhe, die Entwicklungshelfer verschenken Spielzeug, und in ganz Afrika kann man nirgendwo besser Guaven klauen. Für alle anderen ist Paradise ein Scherbenhaufen aus zerbrochenen Träumen, für Darling der einzige Ort, der ihr ans Herz gewachsen ist. Gerade als Darling anfängt zu verstehen, wird sie von ihrer Tante in den USA fortgerissen. Üppiges Essen, der Fernseher, die Schule – das alles ist bald selbstverständlich, nur steht sie im neuen Paradies bald vor ihrer größten Aufgabe …

    Wir brauchen neue Namen erzählt von den Abenteuern eines Mädchens an einem unwirtlichen Ort in Afrika. NoViolet Bulawayo verleiht ihrer Heldin dabei eine einzigartige Stimme, die trotz allem beharrlich Lust am Leben versprüht. Und am Ende steht eine Geschichte, deren Reizen man sich nicht entziehen kann – saftig und bittersüß, genau wie Darlings geliebte Guaven.


    Die Autorin

    NoViolet Bulawayo, geboren 1981 in Simbabwe, zog im Alter von achtzehn Jahren in die Vereinigten Staaten. 2011 gewann sie den Caine Prize for African Writing. Ihr Romandebüt Wir brauchen neue Namen ist ein weltweiter Erfolg.

    Inhalt

    he ich es mit eigenen Augen gesehen habe, konnte ich mir nicht vorstellen, wie eine Regierung ein Land wie Zimbabwe derart ruinieren kann, indem sie u. a. seine weißen Farmer enteignet und vertreibt, die bis dahin zumindest schwarze Arbeitskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt haben. Wer kann, verlässt das Land und sucht in Südafrika oder Namibia Arbeit. Zurück bleiben auf sich gestellte Kinder, deren Mütter sich damit durchschlagen, an der Landesgrenze bescheidenen Handel zu treiben. Geld ist zum wertlosen Haufen Papier geworden. Die zehnjährige Darling geht längst nicht mehr zur Schule; die Lehrer haben das Land verlassen. Wofür sollten Kinder sich anstrengen, woher sollten die Schulhefte kommen? Als Bande stromern Darling und ihre Freunde durch ein ehemals gutbürgerliches Stadtviertel, in dem noch Obst von den Bäumen zu stehlen ist. In Darlings Alter werden Mädchen schwanger, ehe sie begreifen, was dabei mit ihrem Körper passiert. Darling ist die Chronistin dieser Verhältnisse, ihr Blick beschränkt auf die Sicht einer Zehnjährigen. Charakteristische Versatzstücke afrikanischer Realität setzen beim Leser Vorkenntnisse voraus, um z. B. einzuordnen, warum chinesische Kapitalanleger in einem verarmten Land ein Luxus-Einkaufszentrum errichten, damit jedoch keine Arbeitsplätze für Einheimische schaffen.


    Im zweiten Teil des Buches lebt Darling nach einem radikalen Schnitt vier Jahre später bei ihrer Tante Fostalina in den USA. Ihr Teenagerleben mit Fernsehen, Facebook und Blingbling steht in krassem Gegensatz zum Überlebenskampf ihrer Tante und auch zur kindlich-fordernden Sichtweise der in Afrika zurückgebliebenen Verwandten. So mancher Afrikaner rackert sich im Ausland mit mehreren Jobs ab, um Geld an die Familie schicken zu können. Einen Besuch in Afrika können sich die Auswanderer aus verschiedenen Gründen nicht leisten. Die „neuen Namen“, unauffällige amerikanische Vornamen, die Darlings Generation den eigenen Kindern gibt, stehen stellvertretend für die Entfremdung zum Heimatland und den Angehörigen dort.


    Fazit

    Die 1981 geborene Autorin beschränkt sich auf eine sehr kindliche Perspektive ihrer Icherzählerin und verlangt ihren Lesern damit ein selbstständiges Fortdenken eines Erwachsenwerdens als Flüchtling ab.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Arnott - Limberlost

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow