Karl Olsberg - Das KALA-Experiment

  • Der Physiker Hans Ichting wird nur wenige Tage, nachdem die Videobloggerin Nina Bornholm ihn interviewt hat, tot aufgefunden. Nina zweifelt an der offiziellen Darstellung eines Selbstmords und beginnt zu recherchieren. Bald wird klar, dass Ichting in den USA an einem streng geheimen Projekt mitgearbeitet hat. Doch jemand will um jeden Preis verhindern, dass die Wahrheit über das KALA-Experiment ans Licht kommt. Während sich überall auf der Welt unerklärliche Ereignisse häufen, wird immer deutlicher, dass die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel steht. Doch wie kann man ein zukünftiges Ereignis verhindern, dessen verheerende Auswirkungen bereits jetzt spürbar sind?


    "Das KALA-Experiment" von Karl Olsberg ist ein Einzelband Techno-Thriller, erschienen 2018.


    Zeitlich müsste der Roman irgendwo in der knappen Zukunft spielen, nachdem sowohl AR Brillen als auch selbstfahrende Autos komplett im Markt angekommen sind aber anscheinend unter einem unausstehlichen Präsidenten in Amerika. :wink: Das sind aber nur kleinere Anspielungen. Wie von Olsberg gewohnt auf einem technisch und wissenschaftlich hohem Niveau und vor allem auch sehr glaubwürdig und plausibel geschrieben,, über das allgemeine Thema will ich nichts sagen, ansonsten könnte ein Teil der Spannung schon verloren gehen.


    Zu den Charakteren im Allgemeinen:

    Eine junge Videobloggerin aus Deutschland interviewt einen Physiker, der danach angeblich Selbstmord begangen hat. Sie kann sich das nicht vorstellen und macht sich auf die Suche nach einer Erklärung. Neben ihr spielt noch ein "Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma" der doch eher zweifelhafte Jobs übernimmt, um sich die Versorgung seiner Tochter leisten zu können, die an einer schweren Immunerkrankung leidet. Der dritte, nennenswerte Hauptcharakter ist ein Priester, der seinen Glauben verloren hat und durch die Ereignisse hart auf die Probe gestellt wird.

    Durch diverse Ereignisse werden die Charaktere aufeinander aufmerksam (ob durch Job, Zufall oder anderen Ereignissen) und machen sich daran, zu verstehen was passiert. Hierbei lockert Olsberg die eigentlichen Handlungsstränge immer wieder mit Szenen von anderen Menschen auf, denen einige seltsame Sachen passieren und wie sie damit umgehen.

    Grundlegend sind die Charaktere gut durchdacht und auch nachvollziehbar. Mir ging allerdings die Bettgeschichte von Nina wahnsinnig auf den Zeiger. Sie lacht sich dann einen Physiker von CERN an und innerhalb von wenigen Tagen fliegt er sogar (längere Zeit) für sie nach Deutschland und das Einzige was der gute Mann im Kopf hat scheint Sex zu sein. Ernsthaft? Naja, wenn er mal nicht an Sex gedacht hat, war er ganz hilfreich. Dazu kam dann noch die Doppelmoral von Herrn "Sicherheitsfirma Mitarbeiter". Auch wenn Herr Olsberg uns nur einen vielleicht noch nachvollziehbaren Auftrag präsentiert, werden doch auch Hinweise darauf gegeben, dass er den ein oder anderen schmutzigen Job gemacht hat und doch soll der Kerl eine gute Seele haben und ist eigentlich ein Engel. Davon kann man halten, was man will, mein Fall war es jedenfalls nicht.


    Zu der Geschichte sage ich nur soviel: Es spielt sich mehr auf der Meta-Ebene ab und im theoretisch-physikalischen - Es ist eher interessant, was sich der Leser selber dabei denkt und über die Möglichkeiten und nicht-Möglichkeiten. Denn was tatsächlich passiert ist eher wenig. Der Handlungsspielraum ist aufgrund des (blass bleibenden aber mächtigen) Auslösers arg beschränkt und manchmal häuft sich doch ein Zufall zuviel und so stolpern die Charaktere irgendwie durch die Geschichte und am Ende wird alles auf eine Karte gesetzt, während die Hände in den Schoß gelegt werden. Auf der anderen Seite erscheint genau das auch logisch - was will man im Angesicht eines Gegners tun, der mehr Macht hat als man selber? Wie soll man gegen etwas vorgehen, das, sobald man es erzählen würde, doch nur als "lachhaft" abgetan würde? Und da sind wir wieder bei den Meta-Ebenen. Ich finde, das ist Herrn Olsberg durchaus gelungen, aber am Ende fühlt man sich, als wenn irgendwie im Buch nichts passiert ist.


    Mir persönlich sagt der Schreibstil von Herrn Olsberg gut zu. Er schafft es durch Unterhaltungen Wissenschaftliche Themen und Theorien anzureißen, sodass man Lust bekommt, sich selber auch mal näher damit auseinander zu setzen und selbst wenn nicht, nehmen seine wissenschaftlichen Ausflüge nicht überhand, sodass man das Buch nicht mehr verstehen würde, wenn man es nicht tut. Gerade in diesem Buch ist das durch die Videobloggerin, die versucht Nicht-Wissenschaftlern ebenjene etwas näher zu bringen ein klasse Ansatz! Und da mischen sich dann auch die allgemeine Sprache und wissenschaftliche Termini wunderbar untereinander und ich könnte mir gut vorstellen, dass ich ähnliche Fragen wie Nina stellen würde, wenn ich mit einem Wissenschaftler sprechen würde. Die Sprache wirkt einfach wunderbar real und es geht sauber über im Lesefluss. Insgesamt verzichtet Olsberg auch auf größere Beschreibungen, ich habe im Nachhinein das Gefühl, das viel geredet und gedacht wurde, aber wie oben auch schon erwähnt weniger "passiert" ist. Obwohl eben eine Menge passiert ist, aber irgendwie auch nicht richtig. Irgendwie paradox :lol:



    Aber abschließend hat mich das Buch mit einer Bewertung von nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sternen zurückgelassen. Es sind gute Sterne und ich würde das Buch auch so für zwischendurch empfehlen. Abstriche gab es wegen der Charaktere und eben wegen dem Gefühl, dass mir etwas gefehlt hat, dass mir Handlung gefehlt hat.Oder das nichts passiert ist. Es ist wirklich paradox.

  • Und ein bischen was zum Autor :wink:

    Karl Olsberg ist ein Pseudonym des deutschen Schriftstellers und Unternehmers Karl-Ludwig Max Hans Freiherr von Wendt (* 19. Dezember 1960 in Bielefeld)



    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Und ein bischen was zum Autor :wink:

    Karl Olsberg ist ein Pseudonym des deutschen Schriftstellers und Unternehmers Karl-Ludwig Max Hans Freiherr von Wendt (* 19. Dezember 1960 in Bielefeld)



    Man sollte meinen, da ich mir den Wikipedia Artikel auch mal vor einiger Zeit angesehen hatte, dass ich das auch gelesen hätte, aber tatsächlich habe ich das überlesen :D Aber bei dem Namen ist ein kürzeres Pseudonym wohl angebracht! :lol:


    Vielleicht eine weitere interessante Tatsache (die ich zumindest schon vorher kannte) ist, dass der gute Mann promoviert hat im Bereich Künstliche Intelligenz und daher vermutlich auch die Szenarien, die er zusammenstellt sehr realistisch wirken und im Bereich des Möglichen wären. :) :uups:

  • Vielleicht eine weitere interessante Tatsache (die ich zumindest schon vorher kannte) ist, dass der gute Mann promoviert hat im Bereich Künstliche Intelligenz und daher vermutlich auch die Szenarien, die er zusammenstellt sehr realistisch wirken und im Bereich des Möglichen wären.

    Eine noch weitere Tatsache ist, dass er auch ein recht interessantes Sachbuch (im weitesten Sinne) zum Thema geschrieben hat. :wink:


    Auf jeden Fall ist "Das KALA Experiment" auf meiner Wunschliste jetzt ein ganzes Sück höher gerutscht.

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5: