Tanja Heitmann - Stoneheaven

  • Stoneheaven - Tanja Heitmann


    Piper Verlag

    480 Seiten

    Jugendbuchfantasy

    Einzelband

    01. März 2019


    Inhalt:


    Mariella will bloß eins: Spaß haben. Nur ihre Familie will das nicht, da sie die Infantin der mächtigen Rosaliken ist.

    Nach einem Fehltritt landet sie in der Zitadelle Stoneheaven, wo der in Ungnade gefallene Nachwuchs geradegebogen werden soll. Für Mariella ist es die Hölle, alles muss erkämpft werden, sogar der Platz in ihrer Einheit, die aus dem von Schuldgefühlen zerfressenen Lyon, dem mental begabten Xiu, der Attentäterin Syke und dem unnahbaren Aidan besteht. Ausgerechnet letzterer weckt Mariellas Interesse, obwohl er einen schweren Verrat begangen hat. Aber als Mariella tatsächlich die Gelegenheit zur Flucht erhält, ist sie unsicher, ob sie noch aus Stoneheaven fort will. Vielleicht ist die Zitadelle ja doch die Chance, die sie braucht?


    Meinung:


    Astrallis, Tannin, Auren, Quellenversieglungen, Verwandelte und Unlichter.

    Alles Dinge, die euch nichts sagen, richtig?

    Ist aber auch überhaupt nicht wichtig, denn Stoneheaven lehrt euch mit diesen Begriffen umzugehen. Und zwar auf die eher unkonventionelle Weise.


    Ehrlich gesagt wusste ich nicht direkt, wie ich mit dieser Geschichte umgehen soll. Man wird zu Beginn gleich ins Geschehen geworfen und macht Bekanntschaft mit Mariella, der Hauptfigur. Sie ist mit ihrem Aufpasser auf dem Weg an eine Steilküste, hin zu ihrem Gefängnis für die nächsten paar Monate.

    Stoneheaven ist eine Art Besserungsanstalt für jugendliche Tannin mit Problemen.

    Und dass Mariella ein Rebellenkind ist, das hat man sofort an ihrem fließenden Sarkasmusumgang gemerkt. Aber auch die restlichen Charaktere scheinen damit kein Formulierungsschwierigkeiten zu haben, was auch einer der Gründe ist, warum ich schlussendlich so gut in die Geschichte reinkam.


    „Stoneheaven“ hat mich ziemlich unerwartet getroffen.

    Der Schreibstil der Autorin ist locker, flockig und auf eine gewisse Art und Weise leicht - aber so richtige Verbindungen zu den Protagonisten wollten bei mir nicht aufkommen, denn sie schreibt in der personellen Erzählperspektive, lässt aber zwischendurch Mariellas Gedanken in Ich Form einfließen.

    Das ließ mich anfangs etwas im Lesefluss straucheln, doch die Story ist wirklich extrem gut und hat mich fast instant wieder aufgefangen.

    Einzig und allein ein paar Worte haben mich irritiert, die ich erst für Übersetzungsfehler hielt, wobei die Autorin allerdings Deutsche ist.

    Nachdem ich mich damit dann auch angefreundet hatte, war ich vollends gefesselt von der Geschichte.


    Die Tannin sind sowas wie eine magische Rasse, die allerdings nicht über unendliche Magie verfügen und immer nur auf ein Gebiet spezialisiert sind.

    Es gibt Illusionisten, Assassinen, Schlossknacker und vieles mehr. Diejenigen, die vom vorgeschriebenen Hierarchie/Etepetete Weg der Tannin abgekommen sind, landen also in Stoneheaven, wobei es hier auch nochmal Abstufungen gibt. Das müsst ihr allerdings selbst erleben, nur so viel:

    Es geht auf allen Ebenen hoch her!


    Mariella, ihrerseits eigentlich eine heißblütige Spanierin mit hochrangiger Mutter, hat sich zu ihren Partyzeiten etwas geleistet und davon soll sie in Stoneheaven reingewaschen werden. Dass sie dabei mit einer durchgeknallten Assassine, einer nicht auf den Mund gefallenen Schnepfe, einem kleinen Elitesoldaten und einem aufmüpfigen Pubertier in einer Einheit landet und mit ihnen wohnen und leben muss, hat ihr keiner vorher gesagt.

    Und dann wäre da noch Aidan, die meistgehasste Person der Zitadelle in der so viele Ungläubige ihr Dasein fristen.


    Was soll ich sagen?

    Ich bin von den Charakteren total mitgerissen worden, habe niemals eine solche Vielfalt - sowohl bei der Story als auch bei den Schauplätzen, der Atmosphäre und Co erwartet und ich mag vor allem diesen dunkel, düster angehauchten Unterton, der sich über die gesamte Geschichte legt.

    Sobald Mariella die Zitadelle betritt wird es eigentlich niemals langweilig.

    Es gibt immer was zu tun oder zu bestaunen. Sei es auf Nachttauchgängen, bei Kantinenrevolten oder dem Alphatiergehabe der männlichen Charaktere.

    Es gibt Geheimnisse, die gelüftet werden wollen, Streithähne, die man auseinander bringen muss, Astralliskannalisationen, die aus dem Ruder laufen und vor allem eins: Den leichten, luftigen Geschmack der Freiheit, wenn die Fluchtgedanken mal wieder Überhand nehmen.


    Was mir trotz fehlender, tieferer Verbindung zu den Charakteren gut gefallen hat, ist, dass sie fast alle eine Vergangenheit haben.

    Sie wird thematisiert, nicht zu viel und nicht zu wenig. Die Intensität der Geschichte kann man fast schon schmecken - hinzu kommt dann noch der recht actionreiche, schlagfertige Verlauf der Story und ein paar winzige gefühlsmäßige Ausbrüche.

    Stoneheaven soll die Tannin brechen und neu formen.

    Ob das bei Mariella funktioniert bleibt abzuwarten.


    Fazit:


    „Stoneheaven“ ist anders. Es gehört für mich ins Genre der Jugendbuchfantasy, ist aber auch zeitgleich schon etwas zu krass dafür.

    Man spürt als Leser regelrecht die aufgeputschte Energie, die das Gefängnis umgibt. Und das kommt der Geschichte unheimlich zu gute.

    Schlagfertigkeit wird groß geschrieben, die Protagonisten sind wahnsinnig charakterstark, die Story nur so durchzogen von Magie und Action.

    Das Ganze in einer dunklen, machtunterdrückten aber schon irgendwie genialen Atmosphäre. „Stoneheaven“ hat zwar ein paar Fehler hinsichtlich der emotionalen Verbindungen, doch ansonsten finde ich die Geschichte, um es einfach auszudrücken, ziemlich cool.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️(4,5/5)


  • "Wenn einem alles genommen wird, ist es wichtig zu begreifen, dass man in seinem Innersten trotzdem unantastbar ist." (S. 278)


    Meine Meinung:


    Bereits vom Klappentext her weiß man, dass Mariella eine von den rebellischen und taffen Protagonistinnen ist. Denn sie stellt sich gegen ihre Familie, die wirklich mächtig ist und tut das, was sie am liebsten tut. Ausgehen, Partys machen. Und nur ein Fehler bringt sie ausgerechnet nach Stoneheaven, von dem Mariella eigentlich auch überhaupt keine Angst hat, denn die Vorstellung dort ihre Zeit zu verbringen macht sie nur noch stärker. Doch sie hätte niemals damit gerechnet, dass sie zwischen Gefangenen, Verbrechern und dunklen Geheimnissen auch sowas wie Freundschaft und Liebe erfährt. Und selbst das hat sie nicht sanfter gemacht. Oh nein, bis zur letzten Seite ist Mariella immer noch rebellisch und taff, aber reifer. Sie weiß, wofür es sich zu Kämpfen lohnt und dass es manchmal eben besser ist einfach mal den Mund zu halten. Und nicht nur Aidan spielte hier eine große Rolle, der selbst mit eigenen Sünden und Geheimnissen zu kämpfen hatte. Er ist natürlich der typische Badboy, denn weshalb sonst ist man in einem Gefängnis für Begabte Jugendliche? Denn er ist schließlich der größte Verbrecher aller Verbrecher. So wird er nämlich abgestempelt, ohne dass irgendwer wirklich nachfragt. Denn im Laufe des Lesens, merkt man einfach, dass hinter seiner Fassade so viel mehr steckt und er mit der Zeit vor allem auch Mariella viel offener begegnet, was auch ihm ziemlich gut tut.


    Die Beziehung zwischen den Beiden hat mir so unglaublich gut gefallen. Denn sie war auch geprägt von viel Humor und frechen Sprüchen, sodass ich beim Lesen wirklich Spaß hatte und der Entwicklung ihrer Beziehung einfach nur hingefiebert habe.

    Aber auch die anderen Charaktere, die bis zum Ende eine große Rolle spielen habe ich wirklich ins Herz geschlossen und habe sie wirklich lieben gelernt. Ich hätte gerne noch viel mehr über sie kennen gelernt!


    Die Handlung fand ich wirklich grandios. Es ist eine komplett neue Welt, die ich so zuvor noch nie in einem anderen Buch gelesen habe und die mich wirklich gefesselt hat. Das Setting ist wunderbar und die Idee verdient einen großen Pluspunkt. Ich liebe neue Geschichten und vor allem neue Wesen oder Arten von Menschen und die sind hier definitiv gegeben. Natürlich sind es Begabte, aber sie gehören eben nicht zu Menschen, sondern werden Tannin genannt. Bereits nach wenigen Seiten war ich vollkommen in der Geschichte drin und war gefesselt. Es gibt Höhen und Tiefen und das Ende hat mich noch einmal umgehauen, weil ich es so gar nicht erwartet hatte und nicht einmal auf die Idee gekommen wäre. Natürlich war es dann schnell wieder vorbei, aber das Ende war so unglaublich zufriedenstellend, dass einfach alles gepasst hat.


    Der Schreibstil ist sehr einfach und leicht zu lesen. Tanja Heitmann konnte mich total einfangen und ich hatte absolut keine Schwierigkeiten, sodass mit die fast 500 Seiten gar nicht so viel vorkamen. Die Kapitel sind angenehm lang/kurz, je nachdem wie man es nehmen mag. Es wird aus Mariellas Sicht in der Erzähler-Perspektive geschrieben, was für mich auch wieder vollkommen in Ordnung ist.




    Fazit:


    Das Buch konnte mich komplett überzeugen. Ich liebe das Setting und die neue Idee der Geschichte, die ich bisher so noch nie gelesen haben. Ein perfektes Buch für Academy-Geschichten-Fans!



    Es bekommt dementsprechend 5 von 5 Krönchen!

    Gelesen (2019): 27


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    „Von seinen Eltern lernt man lieben, lachen, und laufen. Doch erst wenn man mit Büchern in Berührung kommt, entdeckt man, dass man Flügel hat.“
    – Helen Hayes