Emma Donoghue - Zarte Landung / Landing

  • Verlagstext

    Sie begegnen sich auf einem Langstreckenflug nach London: Jude Turner und Síle O'Shaughnessy. Es ist Judes erster Flug überhaupt - Reiselust ist ihr fremd. Sie ist im beschaulichen Ireland, Ontario, verwurzelt und betreut dort ein kleines Heimatmuseum. Síle hingegen ist als Flugbegleiterin in ihrem Element. Sie lebt im quirligen Dublin und ist ständig auf Achse. Ihre Begegnung über den Wollken geht keiner der beiden Frauen aus dem Sinn. Sie schreiben sich E-Mails, führen Ferngespräche, treffen sich. Sie verlieben sich ineinander - zwei Frauen, deren Welten unterschiedlicher nicht sein könnten … »Zarte Landung« ist von Emma Donoghues persönlichen Erfahrungen inspiriert, die sie als »Zeitzonen-Tango« beschreibt. Es ist nach »Raum« und »Das rote Band« ihr dritter Roman, der nun auf Deutsch vorliegt.


    Die Autorin

    Emma Donoghue wurde 1969 in Dublin als Jüngste von sieben Geschwistern geboren. Ihre Schulzeit verbrachte sie – bis auf einen einjährigen Aufenthalt in New York – in katholischen Klosterschulen. 1990 machte sie am University College in Dublin einen Abschluss in Englisch und Französisch, ohne zu ihrem Bedauern jedoch gelernt zu haben, Französisch zu sprechen. Anschließend ging sie nach England und promovierte 1997 in Englischer Literatur. Schon mit 23 Jahren begann sie vom Schreiben zu leben. Sie schätzt sich glücklich, nie mehr einer »anständigen Arbeit« nachgegangen zu sein, seit ihr nach einem Monat als Zimmermädchen gekündigt wurde. Nachdem sie mehrere Jahre zwischen England, Irland und Kanada gependelt ist, lebt Emma Donoghue seit 1998 mit ihrer Lebensgefährtin und ihren beiden Kindern in London, Ontario. Mittlerweile hat Emma Donoghue mehrere Romane und verschiedene Anthologien veröffentlicht.


    Inhalt

    Jude Turner aus Ireland/Ontario/Kanada hat einen aufgeregten Anruf von ihrer Tante in England erhalten. Judes Mutter ist in ihrer alten Heimat zu Besuch und Tante Louise ist deutlich überfordert. Jude packt am ersten Tag des Jahres ihre Sachen und macht sich auf den Weg nach England. Die möglichen Katastrophen kann jeder sich ausmalen: Judes Mutter ist schwer krank, dement oder Tante Louise hat den Bezug zur Realität verloren. Jude hat bisher sehr abgeschieden gelebt, sie leitet das kleine Heimatmuseum ihres Heimatortes. Jude verlässt Ireland nur, wenn es unbedingt nötig ist – und dann fährt sie mit dem Auto. Ein bizarres Ereignis im Flugzeug führt zur Begegnung Judes mit einer gut aussehenden irischen Flugbegleiterin mit indischen Wurzeln. Der Blitz schlägt sofort ein. Die Kontraste könnten kaum größer sein. Jude, das Landei, liebt eine fast vierzigjährige weltgewandte, kulturell interessierte Frau aus Dublin. Sie wohnen auf zwei Kontinenten, 5000 Meilen voneinander entfernt. Síle hatte sich zuvor keine Gedanken darüber gemacht, dass in Kanada bis in den April hinein kniehoch Schnee liegt. Dass Menschen, die Englisch als Muttersprache sprechen, sich miteinander verständigen können, zeigt sich mit fortschreitender Beziehung als frommer Wunsch. Irisches und kanadisches Englisch könnten kaum verschiedener sein. Jude verachtet moderne Kommunikationsmittel, Síle O’Shaughnessy hängt wie am Tropf an ihrem Smartphone. Wer sonst würde sie auch daran erinnern, dass Zahnpasta gekauft werden muss. Jude kennt kaum etwas außer Ireland/Ontario; Síle weiß vermutlich an manchem Morgen nicht, in welchem Land sie gerade aufwacht. Aus dem Leben vor ihrer großen Liebe bringt Jude Rizla ein, den sie mit 18 geheiratet hat und der sich bisher das Scheidungsverfahren nicht leisten konnte. Síle lebt in Dublin in fester Beziehung, der irgendwann einmal die Leidenschaft abhanden gekommen ist. Síles Freundeskreis in Dublin zeigt sich so bevormundend wie egoistisch besitzergreifend: wer ist eigentlich diese Kanadierin, die ihnen ihre alte Freundin wegschnappen will? Für Síle bedeutet ihre Liebe auch, sich mit dem Schicksal ihrer Mutter Sunita auseinandersetzen zu müssen, die ebenfalls als Flugbegleiterin die Liebe ihres Lebens kennenlernte und dafür praktisch von einem Tag auf den anderen ihre Familie und ihre Heimat aufgab. Der kleine Zensor im Kopf wirkt auch auf die Leser. Ist diese Beziehung nicht völlig undenkbar, fragt man sich?


    Fazit

    Die Autorin von "Raum" hat hier eine zarte Liebesgeschichte zweier Frauen verfasst, deren Zwischentöne Nachdenkliches über Fernbeziehungen und das Auswandern vermitteln.


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