Adrian McKinty - Die verlorenen Schwestern / In the Morning I'll be gone

  • Verlagstext

    Nordirland, 1983. Als an einem Septembertag 38 IRA-Terroristen aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausbrechen, herrscht höchste Alarmbereitschaft: Unter den Flüchtlingen befindet sich der in Libyen ausgebildete Bombenspezialist Dermot McCann. Inspector Sergeant Sean Duffy, der McCann aus Schulzeiten kennt, soll ihn finden. Er weiß: Jeden Moment könnten Bomben hochgehen, doch McCann bleibt verschwunden. Plötzlich wendet sich McCanns Ex-Schwiegermutter an Duffy. Sie will ihm helfen, aber erst, wenn er das Rätsel um den Tod ihrer Tochter gelöst hat. Vier Jahre zuvor war die Leiche der jungen Frau in einem von innen verriegelten Pub gefunden worden. Die Mutter glaubt nicht an einen Unfall. Aber wie sollte der Mörder entwischt sein – bei verschlossenen Türen? Duffy ist ratlos, und die Uhr tickt ...


    Der Autor über sich

    I was born and grew up in Carrickfergus, Northern Ireland. I studied law at Warwick University and philosophy at Oxford University. In the early 90's I emigrated to New York City where I worked at various odd jobs with varying degrees of legality until 2001 when I moved to Denver, Colorado to become a high school English teacher. In 2008 I emigrated again, this time to Melbourne, Australia with my wife and kids.
    Inhalt

    Ein Disziplinarverfahren beendete Sean Duffys Karriere bei der nordirischen Polizei und er will sich eigentlich in Spanien niederlassen, als ihm 1984 der Geheimdienst MI5 einen speziellen Auftrag anbietet. Duffy soll für kurze Zeit in den Polizeidienst zurückkehren, um Kontakt zum IRA-Sprengstoffexperten Dermot McCann herzustellen, den er seit seiner Kindheit kennt. Im Gegenzug wird Duffy eine gesäuberte Personalakte versprochen, ein perfider Vorschlag; denn bei seiner Entfernung aus dem Dienst ging es alles andere als korrekt zu. Soll er sich etwa geschmeichelt fühlen, dass der Special Branch ihn zum Unterhändler mit Dermot ernennt? Eine offizielle Entschuldigung von Margaret Thatcher sollte doch mindestens dabei herausspringen, orakelt Duffy. McCann ist nach einem Ausbruch aus dem Gefängnis The Maze auf der Flucht. Duffy wäre als junger Mann beinahe mit Dermot zusammen IRA-Mitglied geworden. So nahe liegen die Abzweige vom Lebensweg zum Terrorismus oder zur Polizei beieinander. Duffy muss sich den Kontakt zu Dermot erst von seiner Informantin mit einem Deal erkaufen und zunächst für sie einen tragischen Todesfall klären. Die Ermittlungen wurden damals eingestellt, obwohl der Gerichtsmediziner deutlich auf eine nicht natürliche Todesursache hinwies. Als klassischer Locked-Room-Fall ist der Tod einer jungen Frau durch die Untersuchung des Tatorts und sorgfältige Zeugenbefragung aufzukläre - geradezu eine Idylle im Vergleich zu McKintys früherem Leben im Fadenkreuz der IRA.


    Adrian McKintys einzelgängerischer Held, der im Nordirland-Konflikt als Polizist im Dienst der verhassten Briten im falschen Wohnviertel lebt, gewinnt durch seine Stimmung am Rande der Depression und sein unerwartetes Interesse für Musik und Literatur die Sympathien der Leser. Duffy berührt durch seine Melancholie und seinen sarkastischen Blick auf die schönen Seiten seiner Heimat mitten im Bürgerkrieg. McKinty stammt selbst aus Carrickfergus wie sein Held. In den ersten beiden Bänden faszinierten mich die authentische Schilderung von Duffys Lebensumständen und der historische Hintergrund der Thatcher-Ära. Im dritten Band der Reihe geht es mit Nordirland und mit Duffys psychischer Verfassung deutlich bergab. Als Duffy dienstlich seine Ex-Freundin Laura in Schottland aufsucht, sieht er in ihrem Alltag all das, was er selbst vermisst: ein Leben in Sicherheit vor Terroranschlägen, beruflichen Erfolg und eine Liebesbeziehung.


    Fazit

    Wer die Bereitschaft mitbringt, sich über den historischen Hintergrund des Buches zu informieren, den IRA-Anschlag auf den Parteitag der Konservativen in Brighton, wird von McKinty atmosphärisch gekonnt und auf sprachlich solidem Niveau unterhalten.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Und schon wieder ein Tip von Dir :lol:


    Klingt jetzt wahrscheinlich irgendwie blöd, aber dieses trostlos-verregnete Cover hat mir sofort Lust auf das Buch gemacht. Ich mag düsteres Zeug aus Irland.