Hanya Yanagihara - Das Volk der Bäume

  • Kurzmeinung

    Emili
    Eine fiktive Geschichte, die das Leben einer realen Person im Hintergrund hat, hervorragend erzählt.
  • Kurzmeinung

    drawe
    Faszinierender Blickwinkel einer schillernden Erzählerfigur, gelegentl. langatmig, aber großes Lesevergnügen
  • Klappentext:

    Der junge Arzt Norton Perina kehrt mit einer unfassbaren Entdeckung von der Insel Ivu’ivu zurück: Hat er wirklich ein Mittel gegen die Sterblichkeit gefunden? Eine uralte Schildkrötenart soll die Formel des ewigen Lebens bergen. So kometenhaft er damit zur Spitze der Wissenschaft aufsteigt, so rasant vollzieht sich die Kolonisierung und Zerstörung der Insel. Mit gnadenloser Verführungskraft zieht Hanya Yanagihara uns hinein in den Forscherrausch im Urwald und lässt uns auch dann nicht entkommen, als Perina dort eine weitere Entdeckung macht: seine fatale Liebe zu Kindern. Wie betrachten wir eine Lebensleistung, wenn sich das Genie als Monster entpuppt? Ein brillant geschriebener, gefährlicher Dschungel von einem Roman. - Amazon


    Das Buch beginnt mit zwei Zeitungsartikeln aus den Jahren 1995 und 1997, als Dr. Norton Perina, Nobelpreisträger, wegen Kindesmissbrauchs angeklagt und verurteilt wird.

    Als nächstes liest man das Vorwort von Dr. Ronald Kubodera, einem ergebenen Kollegen und Freund Perinas, der fest an dessen Unschuld glaubt. Er überredet ihn, die Zeit im Gefängnis mit dem Schreiben seiner Autobiographie sinnvoll zu verbringen, bietet sich als Erstleser und möchte das Manuskript redigieren.


    Ab Seite 29 beginnen die Aufzeichnungen Perinas in Ich-Form mit Ergänzungen von Kubodera als Fußnoten.
    Welch ein unsympathischer Kerl! Von schwierigen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern habe ich oft genug gelesen, aber eine solche Überheblichkeit, Verachtung und Geringschätzung habe ich in dieser Form erstmals in einem Buch gefunden. Die Mutter ist eine Träumerin, hängt den ganzen Tag ihren Gedanken nach, summt und lächelt vor sich hin; der Vater arbeitet, wenn es sein muss - weil er Geld geerbt hat, muss es nicht viel und oft sein.

    Aber irgendetwas müssen die Eltern doch richtig gemacht haben, immerhin studieren Norton und sein Zwillingsbruder, und beide werden erfolgreiche Männern. Davon ist jedoch keine Rede.


    Das Buch ist gut geschrieben, keine Frage. Es liest sich flüssig, doch ich finde den Protagonisten einfach widerlich.


    pralaya , Emili , ich habe Eure schlechten Bewertungen gesehen. Habt Ihr abgebrochen? Oder warum nur :bewertung1von5:, bzw. :bewertungHalb:? Das würde mich jetzt sehr interessieren. :)

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • pralaya , Emili , ich habe Eure schlechten Bewertungen gesehen. Habt Ihr abgebrochen? Oder warum nur :bewertung1von5: , bzw. :bewertungHalb: ? Das würde mich jetzt sehr interessieren. :)

    Also ich habe abgebrochen. Bin da nicht reingekommen. Auf einer Seite gab es zum Beispiel eine abgeschlossene Fußnote, da hab ich dann im Text natürlich weitergelesen. Beim Umblättern fiel mir dann aber auf, dass die Fußnote noch weiter ging :roll: Fußnoten sind eh nicht meine Ding :-,

    Und dann fand ich das Buch einfach nur dröge. Erst liest man diese Lobpreisungen auf den Typ und statt es dann richtig losgeht im Dschungel oder so, schreibt dann dieser Forscher noch ellenlang über seine Kindheit :sleep:

    Ich hatte von ihr aber auch schon "Ein wenig Leben" abgebrochen. Ich glaube Yanagihara und ich können einfach nicht miteinander :friends:

  • pralaya , Emili , ich habe Eure schlechten Bewertungen gesehen. Habt Ihr abgebrochen? Oder warum nur :bewertung1von5: , bzw. :bewertungHalb: ? Das würde mich jetzt sehr interessieren. :)

    tut mir leid, Marie, über dieses Buch möchte ich nicht einmal reden.[-( Es bekam mir gar nicht. Weder von der Thematik her noch von der Protagonisten.

    2024: Bücher: 73/Seiten: 32 187

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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  • Es bekam mir gar nicht.

    Was ich gut verstehen kann, nachdem ich den Abschnitt über Perinas Arbeit im medizinischen Labor gelesen habe. Er arbeitet mit Versuchstieren, was nichts Neues ist in der medizinischen Forschung. Eine Szene stieß mich fürchterlich ab: Als er genüsslich erzählt, wie er Mäuse tötet, nachdem sie nicht mehr weiter gebraucht werden. Ich habe die Seite nur quer lesen können.


    Wer also in dieser Hinsicht sensibel ist: Hände weg! [-(

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  • Es bekam mir gar nicht.

    Was ich gut verstehen kann, nachdem ich den Abschnitt über Perinas Arbeit im medizinischen Labor gelesen habe. Er arbeitet mit Versuchstieren, was nichts Neues ist in der medizinischen Forschung. Eine Szene stieß mich fürchterlich ab: Als er genüsslich erzählt, wie er Mäuse tötet, nachdem sie nicht mehr weiter gebraucht werden. Ich habe die Seite nur quer lesen können.


    Wer also in dieser Hinsicht sensibel ist: Hände weg! [-(

    Soweit bin ich gar nicht gekommen aber ich denke spätestens dann hätte ich sowieso abgebrochen. Nicht, weil ich sowas nicht lese, sondern eher weil es wohl ein weiterer Negativpunkt gewesen wäre:-k

  • Die eigentliche Handlung, also Perinas Forschungsreise nach Ivu'ivu beginnt erst nach Seite 100. Bis dahin erzählt er von seiner Kindheit und Ausbildung.

    Was konstant bleibt, ist seine Überheblichkeit anderen Menschen gegenüber: Er sieht jemanden zu ersten Mal und hat schon sein Urteil gefällt. Völlig egal, ob es Leute aus seinem heimischen Umfeld sind oder diejenigen, die er jetzt trifft, die Ureinwohner. Man hat das Gefühl, dass niemand ihm gegenüber bestehen kann, und dass er sich keine Mühe gibt, jemanden besser kennen zu lernen. Außer, wenn er einen Vorteil für sich sieht.


    Gegenüber Perina ist sogar ein Antiheld vom Schlag eines Grenouille ein Sympathieträger.


    Ich lese das Buch mit einem voyeuristischen Gefühl: Als würde ich an einem grässlichen Unfall vorbeifahren mit dem Gedanken an das Glück, nicht der Betroffene zu sein. (Besser kann ich es nicht erklären, ich weiß auch nicht, woher dieses Gefühl kommt. Aber es ist nichts Schönes.) Abbrechen ist keine Option - ich kann einfach den Blick nicht abwenden (vom Buch, vom Unfall - egal).

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  • über dieses Buch möchte ich nicht einmal reden

    Nachdem ich die Rezensionen und Kommentare zu "Ein wenig Leben" nachgelesen und Deine Aussage gefunden habe, Du wärst gespannt auf dieses Buch hier, habe ich bei den ABSlern solange gesucht, bis ich Deine Beiträge dazu gefunden habe. Ich kannte ja das ungefähre Datum und habe nicht lange stöbern müssen.


    Letztlich hat meine Neugier sich vor allem gelohnt, weil ich serjena s Link zu diesem Artikel gefunden habe, was die ganze Sache jetzt natürlich noch furchtbarer macht.

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  • Ich bin ja sonst, wie Ihr wisst, immer für eigene Meinungsbildung aber die beiden Bücher dieser Autorin werde ich nach Euren Einschätzungen hier nicht mal mit der Kneifzange anpacken. [-( Die lagen gestern beide auch einträchtig in der Bücherei nebeneinander. Nein, möchte ich nicht lesen.

  • Man sollte beim Lesen auch über einen stabilen Magen verfügen. :-,


    Achtung: Früchte wie große Auberginen fallen vom Baum, und es sieht aus, als bewegten sie sich. Schlägt man sie auf, kommen aus dem Inneren zig Maden einer Schmetterlingsart (zugegeben: einer wunderschönen), fallen herunter und krabbeln fort.


    Achtung Achtung: Manche Einheimische beißen in die Früchte. Was machen wohl die Maden? :puker:


    Achtung Achtung Achtung: Wenn sie nicht sorgfältig essen, d.h. die Maden entweder auf den Boden kratzen oder schlucken, krabbeln diese in den Mundwinkeln herum. :puker::puker:

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  • Noch nie Insekten wie Heuschrecken und Maden gegessen?

    Roh oder geröstet? Ich glaube, es würde mir nicht gefallen, wenn meine Mahlzeit vor dem Kauen und Schlucken noch durch meinen Mund krabbelt. :|

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  • Noch nie Insekten wie Heuschrecken und Maden gegessen?

    Roh oder geröstet? Ich glaube, es würde mir nicht gefallen, wenn meine Mahlzeit vor dem Kauen und Schlucken noch durch meinen Mund krabbelt. :|

    Um ehrlich zu sein, ich kenne inzwischen beide Varianten. Lebend allerdings auch noch nicht gekostet.

  • IIIEEEEEEEKS!!!

    Selbst schuld, wenn Du meinen Beitrag gelesen hast. :PJedenfalls kannst Du nicht sagen, ich hätte nicht gewarnt.

    Ich weiß jetzt auch gar nicht ob ich deine Unterhaltung mit findo jetzt schlimmer fand als die Szenen aus dem Buch:totlach:

    Ich weiß ja auch aus einer Literatursendung

  • findo , von den 470 Seiten habe ich knapp die Hälfte. Ich finde es nach wie vor sehr gut geschrieben, aber schwer erträglich.


    Nachdem die Forscher im Dschungel auf eine Gruppe verwilderter Menschen gestoßen sind, die nach Berechnungen über 100 Jahre alt sind, körperlich topfit, aber geistig degeneriert, kommen sie in ein Dorf Eingeborener, deren Verhalten zumindest Perina nicht deuten kann.

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  • Für diejenigen, die das Buch noch lesen wollen, gebe ich eine Spoilerwarnung.


    Die Autorin wickelt den Leser raffiniert ein: In dem Dorf, das Perina und seine beiden Expeditionsmitglieder erreichen, gibt es ein Ritual für die Jungen, die eingangs der Pubertät ihren ersten Speer erhalten, womit sie zu Männern werden. Auch sexuell werden sie zu Männern gemacht, indem der Häuptling und einige andere Männer mit ihnen Geschlechtsverkehr ausüben, wobei keine Gewalt (!) ausgeübt wird.

    Perina notiert den ganzen Vorgang und wird seine Abhandlungen in den folgenden Jahren veröffentlichen, während seine Kollegen, die bei der nächsten Zeremonie auch Augenzeugen werden, diese in ihren Expeditionsberichten ignorieren.


    Was soll ich als Leserin davon halten? Nimmt Perina dieses Ritual, um sich für seine späteren Verbrechen zu rechtfertigen? In dem Sinne: Wenn er die Jungs bei ihren Völkern gelassen und nicht mit nach Amerika genommen hätte, wäre ihnen das gleiche passiert?

    Oder erfindet Perina diese Begebenheiten, so dass es nicht wundert, dass er der Einzige ist, der die Welt davon unterrichtet?


    Je mehr über das Dorf und seine Bewohner berichtet wird, desto schlimmer wird es: Die Art und Weise, wie Tiere geschlachtet werden, das o.g. Ritual, das Töten der Schildkröte, ... Damit gelingt es der Autorin, den Leser, der mit westlichen Werten groß geworden ist, auf Perinas Seite zu ziehen, auch wenn er ihn bisher als Kotzbrocken angesehen hat: Indem WIR gemeinsam mit Perina das, was er sieht und erlebt, abstoßend finden und fast nicht ertragen.

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