Gabriel Tallent - Mein Ein und Alles / My Absolute Darling

  • Kurzbeschreibung:


    »Ein Buch, das man mit angehaltenem Atem verschlingt.« Washington Post

    Dieser Roman über ein junges Mädchen hat Amerikas Leserschaft überwältigt und gespalten. Denn Turtle Alveston, so verletzlich wie stark, ist eine der unvergesslichsten Heldinnen der zeitgenössischen Literatur. Sie wächst weltabgeschieden in den nordkalifornischen Wäldern auf, wo sie jede Pflanze und jede Kreatur kennt. Auf tagelangen Streifzügen in der Natur sucht sie Zuflucht vor der besitzergreifenden Liebe ihres charismatischen und schwer gestörten Vaters. Erst als sie ihren Mitschüler Jacob näher kennenlernt und wahre Freundschaft erfährt, beginnt die Befreiung aus seinen Klauen. Gabriel Tallents Debut ist von eindringlicher Wucht und zugleich Zartheit, eine neue Stimme, die niemanden kalt lässt. »Als Leser schlägt einem das Herz bis zum Hals und man hofft nichts inständiger, als dass Turtle durchkommen möge. Intensiv und lebendig.« Marie Claire


    Meine Meinung:

    Die Aussage der Washington Post kann ich bestätigen. Das Buch liest sich wirklich sehr spannend. :thumleft:Man kann nicht aufhören, denn der Roman entwickelt eine Sogwirkung, der man sich nur schwerlich entziehen kann. Doch andererseits fällt es einem emotional schwierig den Roman zu lesen, da es extrem auf die Substanz geht. Es ist emotional gesehen sehr anspruchsvoll, und fordert vom Leser alles: Mitgefühl, Stärke, Freude und Traurigkeit. Nun ja, die ganze Palette an Emotionen wird verlangt. Dennoch würde ich das Buch gerne weiter empfehlen, aber nicht jedem. Da muss man schauen, ob man solche Themen verträgt. Es geht um Gewalt in der Familie, und das auch noch gegenüber Kindern. Also, ganz schön hart. Doch geschrieben, geschrieben ist der Roman wunderbar. Ich weiß gar nicht recht, wie ich die Art der Erzählung beschreiben soll, die ist auf jeden Fall von der Sorte, die ich nicht jeden Tag lese. Es gibt sehr viele Beschreibungen der Natur, sehr wenig Beschreibungen der Emotionen, aber da kann der Leser durch Andeutungen sehr gut nachvollziehen um was es geht, man kann die Geschichte nachfühlen. Also, keine Lektüre, die man einfach so nebenbei weg lesen kann. Die Geschichte nimmt einen mit, beschäftigt einen, lässt nachdenken und macht traurig und betroffen. :cry: Die Erzählperspektive schafft zusätzliche Distanz zu dem Geschehenen. Ich denke, wenn es aus Ich -Perspektive erzählt wäre, würde es mich noch mehr bewegen.

    Von mir bekommt der Roman :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    2024: Bücher: 74/Seiten: 32 651

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Morris, Brandon Q. - Tachyon. Der Planet

  • 2024: Bücher: 74/Seiten: 32 651

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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  • Dieses Buch hat mich alle Gefühlsstadien durchleben lassen


    Turtle lebt abgeschieden in der Nähe einer Kleinstadt allein mit ihrem Vater Martin in beinahe schon heruntergekommenen Verhältnissen. Nach dem Tod seiner Frau hat er sich voll und ganz auf seine Tochter konzentriert. Aber diese Vaterliebe hat schon obsessive Züge angenommen. Nicht nur, dass er Turtle, außer dass sie zur Schule geht, fast vollständig von der Außenwelt abkoppelt, er lehrt sie den Umgang mit Waffen und missbraucht sie in jeglicher Hinsicht. Erst als Turtle die Bekanntschaft mit Jacob macht, beginnt sie zu realisieren, dass ihr Leben auch anders sein könnte. Aber Martin ist nicht bereit Turtle gehen zu lassen. Es entbrennt ein Kampf ums Überleben.

    Dieses Buch zu beurteilen fällt mir nicht leicht, obwohl ich ihm volle fünf Sterne zugestehe. Schon vom ersten Kapitel an hat mich dieses Buch mit einer Wucht getroffen, die ich bis dato keinem Buch zugetraut hätte. Der Leser wird hier mit allen Ausformungen der Grausamkeit konfrontiert, die man einem Kind sowohl in physischer als auch psychischer Hinsicht antun kann. Und das alles in einer so bildgewaltigen Sprache, dass es einem beinahe die Luft nimmt. So kam es denn auch, dass ich schon nach dem ersten Kapitel das Buch erst einmal beiseitegelegt und mir überlegt habe, ob ich den Rest wirklich lesen will. Denn der Leser wird ohne große Vorgeschichte oder Einführung direkt in Turtels Leben geworfen. Etwas aufgehoben werden die detaillierten Grausamkeiten dadurch, dass auch die schönen Seiten, wie die Natur, eben auch sehr bildlich ausgearbeitet sind. So kommt man nicht auf den Gedanken, der Autor hätte hier nur einen brutalen und reißerischen Roman schreiben wollen.

    Beschrieben wird die ganze Situation nicht aus der Sicht von Turtle, wie man vermuten könnte, sondern aus Sicht eines beinahe schon neutralen Beobachters. Man hat wirklich den Eindruck, man wäre mit Turtle und Martin zusammen in dem Haus. Und so kam es denn auch immer wieder vor, dass ich das Bedürfnis hatte Turtle zu sagen: Mensch, Mädel, merkst du nicht, dass das nicht normal ist? Ich war auf jeder Seite hin und her gerissen zwischen Bewunderung Turtle gegenüber, Trauer, Unverständnis und Wut. Ein solches Gefühlserlebnis hatte ich bisher noch nicht bei einem Buch.

    Es fällt schwer, mehr über dieses Buch zu schreiben ohne zu spoilern. Aber es ist definitiv kein leichtes Buch. Wer nur schwer mit dem Thema Misshandlung und Gewalt umgehen kann, der sollte es vielleicht besser nicht lesen. Wer jedoch damit umgehen kann, der wird ein Leseerlebnis der besonderen Art haben. Mich jedenfalls wird dieses Buch so schnell nicht wieder aus seinen Fängen entlassen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: