Val McDermid - Schwarzes Netz / Splinter the Silence

  • Klappentext:

    In McDermids neuntem Thriller um das Ermittleduo Hill/Jordan ist der Polizeipsychologe Tony Hill mit einer mysteriösen Serie von Selbstmorden konfrontiert. Stets sind es Frauen, die mitten im Leben stehen, mit ihren prononcierten Meinungen jedoch einen Shitstorm von Internet-Trollen hervorgerufen und diesen offenbar nicht verkraftet haben. Merkwürdig nur, dass sie alle den Freitod berühmter Schriftstellerinnen wie Sylvia Plath, Virginia Woolf oder Anne Sexton imitieren und sich deren Werke jeweils in der Nähe der Toten finden. DCI Carol Jordan ist unterdessen zurück in ihrem alten Job bei der Polizei und bekommt ein neues Team, mit dem sie im Norden Englands schwere Fälle aufklären soll. Die rätselhafte Serie von Suiziden wird für sie zur Nagelprobe. – Amazon


    Zur Autorin:

    Val McDermid wurde 1955 in Kirkcaldy im schottischen Fife geboren und wuchs dort in einer Bergarbeiterfamilie auf. Nach der Schulzeit studierte sie Englisch in Oxford. Nach Jahren als Literaturdozentin und als Journalistin bei namhaften Zeitungen lebt sie heute als freie Autorin in Manchester und in einem kleinen Dorf an der englischen Nordseeküste. Sie gilt als eine der interessantesten Autorinnen im Spannungsgenre und ist außerdem als Krimikritikerin der BBC, der Times, des Express und der Krimi-Website Tangled Web sowie als Jurymitglied mehrerer Krimipreise eine zentrale Figur in der britischen Krimiszene. Ihre Kriminalromane und Thriller sind weltweit in mehr als 25 Sprachen übersetzt. – Amazon


    Allgemeine Informationen:

    Originaltitel: Splinter the Silence

    Aus dem Englischen übersetzt von Doris Styron

    9. Band der Carol Jordan-Tony Hill-Reihe

    Erzählt aus wechselnden personalen Perspektiven

    60 Kapitel + Danksagung

    461 Seiten


    Meine Meinung:

    Ein Krimi? Naja, wenn als Verfasserin „Val McDermid“ genannt ist und das Personal aus Carol Jordan, Tony Hill und weiteren Bekannten besteht, sollte man als Leser davon ausgehen. Stimmt, es werden auch Verbrechen begangen und irgendwie im letzten Drittel geklärt, aber …


    Ausgangspunkt ist zunächst die im letzten Band inszenierte „Eiszeit“ zwischen Carol und Tony: Nach außen kalt und kälter, innerlich brennt das Feuer natürlich weiter. So ist er als einziger Freund prompt zur Stelle, als Carol, auf eigenen Wunsch aus dem Polizeidienst ausgeschieden, in eine prekäre Situation gerät, und er ist der einzige, mit dem sie ihre Alkoholkrankheit in den Griff bekommt.

    Dass Verbrechen begangen werden, erfährt der Leser durch die eingeschobenen Kapitel, in denen ein Mörder zu Wort kommt, der seine Taten so geschickt als Suizide tarnt, dass niemand auf die Idee eines Mordes kommt. Niemand außer Psychologe, Hellseher und Wahrsager Tony Hill.


    Es mag beeindruckend sein, wie die routinierte Autorin ihr selbst fabriziertes Manko in den Griff bekommt, dass das aufgelöste Team um Carol Jordan reanimiert wird und die bekannten Mitglieder aus anderen Abteilungen und andren Landesteilen oder trotz Pensionierung rekrutiert werden.


    Als Aufwärmübung nimmt man sich einen Fall vor, den bisher niemand bearbeitet hat und von dem man nicht weiß, ob es überhaupt ein Fall ist. Leider weiß der Leser schon all das, was in einem Krimi eigentlich erst während der Ermittlungen aufgedeckt wird. Ihm hat es der Mörder selbst detailliert geschildert: Kindheit, Motiv, Vorgehensweise. Seinen Namen verrät er zwar nicht, aber der spielt sowieso keine Rolle.


    So sind alle wieder vereint. Paula, die jedes Verhör erfolgreich führt, Stacey, die „Lisbeth Salander Englands“ und das Dreamteam Jordan-Hill.

    Bleibt zu hoffen, dass der Fokus im nächsten Band wieder auf der guten alten Ermittlungsarbeit liegt und weniger auf den Beziehungskisten. Vielleicht schafft McDermid es auch mal, dass das psychologische Motiv für Mordserien nicht immer bei der bösen Serienmördermama liegt.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)