Scott Spencer - Während des Sturms / A Ship made of Paper

  • Verlagstext

    Was die Liebe in uns auslöst – und was sie in uns zerstört

    Manchmal ist die Liebe stärker als eine Naturgewalt. Manchmal verschlingt sie alles um sich herum. Manchmal setzt das blinde Verlangen jede Ordnung außer Kraft. Daniel Emersons Leben mit seiner Freundin und deren Tochter verläuft in geregelten Bahnen. Bis ein heftiger Schneesturm über die kleine Stadt am Hudson River hinwegfegt. Und während die schneeüberladenen Bäume unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen, die Stadt im Chaos versinkt und alle Gesetze aufgehoben scheinen, verbringt Daniel eine leidenschaftliche Nacht mit der schwarzen Studentin Iris, die er lange schon heimlich begehrt. Eine Nacht, die alles verändert. Auf einmal sind alle Grundlagen seines Lebens in Gefahr: Seine Beziehung, seine Arbeit, das Wohl des Kindes, sein eigener moralischer Anspruch. Aber endlich ist Liebe das, was sie sein sollte: Die Bereitschaft, notfalls dafür zu sterben. Doch was darf Leidenschaft? Und was wiegt schwerer: Die Ordnung der Dinge oder die Liebe, die diese Ordnung außer Kraft setzt?


    Über den Autor:

    Sott Spencer, geboren 1945 in Washington, D.C., gilt als einer der wichtigsten amerikanischen Autoren der Gegenwart. Er arbeitete lange Jahre als Journalist, unter anderem für die New York Times und den New Yorker. 2004 erhielt er – wie einst John Updike und Saul Bellow – das renommierte Guggenheim- Stipendium. Zwei seiner Romane – darunter »Während des Sturms« – waren für den National Book Award nominiert. Seine Bücher wurden millionenfach verkauft und zum Teil verfilmt. Er lebt in Rhinebeck in Upstate New York.


    Inhalt

    Für die kleine Ruby ist Daniel, der Lebensgefährte ihrer Mutter, der Mensch, den sie am meisten liebt. Ein glücklicher Zufall für das Mädchen; denn Rubys Mutter wirkt nicht sehr interessiert an ihrer Tochter. Ein Morgen, an dem Daniel Ruby einmal nicht in den Kindergarten bringt, scheint unvorstellbar. Beim täglichen Weg in den Kindergarten verliebt sich Daniel in Iris, die Mutter von Rubys bestem Freund Nelson. Iris scheint in der kleinen Stadt weit und breit die einzige Schwarze zu sein. Als durch einen verfrühten Schneesturm die Straßen unpassierbar sind und im Ort der Strom ausfällt, verbringen Iris und Daniel eine leidenschaftliche Liebesnacht miteinander in Iris Haus. Iris führt mit ihrem Mann eine Wochenendbeziehung, weil sie offiziell zum Studium in der Stadt ist. Ihre Promotion betreibt sie jedoch eher unentschlossen und führt ein sorgenfreies, finanziell abgesichertes Leben. Dass Daniel Kate seine Liebe zu Iris gesteht, bringt wie ein Katalysator Unausgesprochenes zu Tage, das die Beziehung schon lange belastet hat. In der Folge eines Zwischenfalls mit einem Klienten, den Daniel erfolglos zu verteidigen suchte, sind Daniel und Kate aus New York in die Provinz gezogen. Kate unterstellt eine ganz andere Ursache für den Umzug und bringt als erste die "Rassismus-Karte" ins Spiel, die die Nation durch den gerade stattfindenden Prozess gegen O. J. Simpson beschäftigt. Als Europäer wird man sich vielleicht fragen, ob es nicht belanglos ist, welche Hautfarbe Iris hat. Neben der spannenden Frage, wie die beteiligten Erwachsenen mit der Situation umgehen und ob einer von ihnen auf Rubys Gefühle Rücksicht nehmen wird, entwickelt sich die Rassismus-Karte zum faszinierenden Mittelpunkt dieses Romans. Kate, die aus dem Süden der USA stammt, steht fest zu ihren unverrückbaren Ansichten, und selbst die Ehe zwischen den beiden Afroamerikanern Iris und Hampton kommt nicht ohne rassistische Untertöne aus. Scott Spencer steigert diese Spannung noch durch eine zweite Handlungsebene, in der Daniel und Iris Mann Hampton als Mitglieder einer Suchmannschaft im Zweier-Team zwischen vom Sturm entwurzelten Bäumen nach einer vermissten Frau suchen.


    Fazit:

    Allein die beklemmende Situation des Schneesturms mit dem folgenden Stromausfall wäre Stoff für einen Psychothriller. Plötzlich sind Menschen gezwungen, sich bei Kerzenlicht miteinander in einem einzigen Zimmer aufzuhalten, deren Beziehung zueinander höchst problematisch ist. Auch das Taktieren und Lavieren der beteiligten Paare, bevor jeder von ihnen die Katze aus dem Sack lässt, entwickelt sich höchst spannend. Eine verführerische Sprache, ein spannender Plot, fesselnde Charaktere - hier wirkt alles perfekt. Dennoch teile ich die Lobeshymnen der amerikanischen Medien über diesen Roman nur teilweise, weil Spencer sich zum Schluß von US-amerikanischer Melodramatik davontragen lässt, ohne die mich der Roman sicher stärker bewegt hätte.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow