Katrin Linke/Karsten Brensing - Eine Liebe ohne Grenzen: Unsere Flucht aus der DDR

  • Autoren: Katrin Linke/Karsten Brensing

    Titel: Eine Liebe ohne Grenzen - Unsere Flucht aus der DDR

    Seiten: 316
    ISBN: 978-3-7857-2648-8
    Verlag: Bastei Lübbe


    Autoren:

    Katrin Linke ist Biologin und arbeitet als Wissenschaftsjournalistin für mehrere TV-Sender. karsten Brensing ist promovierter Verhaltensforscher und Autor mehrer populärwissenschaftlicher Bücher. Das Paar beschließt 1989, als die Grenzen beginnen durchlässig zu werden, die Flucht zu wagen. Das Paar lebt heute mit Kindern in Erfurt.


    Inhalt:

    12.000 Kilometer für die Freiheit.


    Ein Jahr lang bereiten die Autoren ihre Flucht aus der DDR vor. Sie trainieren in einem Seee, joggen sich die Lunge aus dem Leib und fasten, um so lange wie möglich ohne Nahrung auskommen zu können. Nach und nach machen sie alles zu Geld, was sie besitzen. Am 4. Juli 1989 starten sie ihr One-Way-Ticket in die Freiheit.


    Ihre Reise führt sie quer durch den Ostblock, doch alle Versuche, in den Westen zu gelangen, misslingen. jetzt hilft nur noch eins: Das paar muss sich trennen. Katrin gelingt die Flucht unter einer VW-Polo-Rückbank. Karsten schwimmt eine Nacht lang von Ungarn nach Jugoslawien durch die Donau. Ob die zwei Liebenden sich wiedersehen, bleibt zu diesem Zeitpunkt völlig offen. (Klappentext)


    Rezension:

    In Berlin ist es inzwischen sehr schwer, die jüngere Vergangenheit nachzuvollziehen. Während man dem Erbe der Nazizeit und des Preußentums durchaus begegnet, sind die Spuren der Teilung Berlins nach den Mauerfall nur noch an wenigen Orten zu bemerken. Im restlichen Deutschland dürfte dies kaum anders sein, doch zieht sich immer noch ein mehr oder weniger grünes Band durch Europa an der Stelle, wo einst der "Eiserne Vorhang" stand. Zahlreiche Menschen hatten diesen versucht zu überwinden, auf der Suche nach Freiheit und einem besseren Leben, nicht wenige haben dafür mit selbigen bezahlt. Einigen gelang es dennoch. Karsten Brensing und Katrin Linke sind solche Glücklichen, denen das Kunststück gelang, mit Mut und Durchhaltewillen ein mörderisches System zu überlisten. Dies ist ihre Geschichte.


    Katrin Linke, Hauptautorin dieser Lebensabschnittsbiografie, erzählt von der Flucht der damals gerade jungen erwachsenen Freunde, die sie durch halb Europa führte, auf der Suche nach einem Schlupfloch in den Westen. Ausführlich schildert sie, welche Unwägbarkeiten es zu überwinden galt, welche Möglichkeiten der Flucht sie einkalkulierten und den eigentlichen Fluchtversuch, der beinahe scheiterte und in eine Art Odyssee ausartete. Dabei lässt sei kuriose Situationen nicht außer Acht und erklärt sich nachvollziehbar, was jedoch schon genug der Stärken dieses Buches sind.


    Zu ausführlich sind die Schilderungen ihrer Gefühlswelt. Man bekommt den Eindruck eines damals unsteten Menschens, der sich zwar später widerlegt, jedoch ansonsten den Spannungsbogen, der durchaus auch existiert, nachhaltig unterbricht. Natürlich war und ist jede Fluchtgeschichte anders, wurde verschieden erlebt, jedoch kann man dies doch bitte ein wenig fesselnder erzählen. Manchmal wird man gar den Eindruck nicht los, einer familiengeschichte zu lesen, die sich im Laufe der jahre zu einer Art Lagerfeueranekdote verdichtet hat, was der Sache auch nicht gerade zweckdienlich ist.


    Vielleicht liegt es daran, dass ich auch nicht gerade zu den Gefühlsmenschen zähle oder, da ich inzwischen viele Berichte dieser Art gelesen habe. Ich bewundere den Mut, den diese beiden und viele andere Menschen aufgebracht haben, wüsste gerne, ob ich mich in deren Situation zu dieser Entscheidung durchgerungen und den Sprung ins kalte Wasser gewagt hätte, alleine dieser Bericht bringt mich in diesen Gedanken nicht weiter.


    Die Autoren schreiben ihre Geschichte auf, unterteilen in kurzen Abschnitten ihren Weg in den Westen tagebuchartig. Ein Fototeil lockert dies etwas auf. Schön wäre eine Karte mit wegmarkierung gewesen. Dies fehlt jedoch vollständig und ist der Orientierung nicht dienlich. Auch ist bis zum Ende nicht ganz klar, warum sie sich für die option der Flucht entschieden, und nicht zu "bleiben". Hier hätte ich mir mehr Ausführlichkeit gewünscht. In sofern, ein legitimer Bericht, der meines Erachtens ein wenig mehr Ausformulierung bedarft hätte. Andere mögen dies anders sehen.