Alice Munro - Wozu wollen Sie das wissen? / The View from Castle Rock

  • ... Elf Geschichten aus meiner Familie


    Verlagstext

    Alice Munros Spurensuche in der eigenen Familiengeschichte und Erinnerung führt in die reizvolle Wirklichkeit von Dichtung und Wahrheit: elf Erzählungen der großen kanadischen Autorin, in denen sie Historie und Imagination auf faszinierende Weise miteinander verquickt.


    Die Autorin

    Alice Munro, die 1931 in Ontario geboren ist, sagt, dass der Band „Liebes Leben“ ihr letzter gewesen sein wird, und sie mit dem Schreiben aufhört. Hoffen wir, dass das nicht stimmt. Für „Liebes Leben“ erhielt sie den Trillium Book Award. 2009 wurde sie mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet. Alice Munro gehört zu den bedeutendsten Autorinnen der Gegenwart und lebt in Ontario und in British Columbia. 2013 wurde sie mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
    Inhalt

    In den ersten Geschichten, die Alice Munro in diesem Band über ihre schottischen Vorfahren erzählt, hätte ich gern genauer gewusst, in welchem Verhältnis die genannten Personen zur Autorin stehen. Spätestens an dem Punkt, als eine Kurzgeschichte auftaucht, die in einer Zeitschrift veröffentlicht wurde, die wiederum die Schwestern Brontë lasen, hatte Alice Munro mich eingefangen. Munro geht sieben Generationen zurück zu zunächst unbekannten Vorfahren und nähert sich dann über Großvater und Vater der Gegenwart. James Laidlaw, der an Bord eines Auswandererschffes Tagebuch führte, weist bereits auf für schottische Bauern ungewöhliche Interesse dieser Familie hin. Munros Vater nahm zusätzliche Arbeit an und begann, Füchse zu züchten, weil der Ertrag seiner Farm nicht ausreichte. In einer Familie, in der schon immer gern erzählt wurde, wundert es nicht, dass Munros Vater als alter Mann Freude am Schreiben entwickelt und ein Buch über eine schottische Auswanderfamilile schreibt. Die zweite Hälfte der Erzählungen dreht sich um Munros Jugend. In ländlicher Umgebung, in der Besucher danach beurteilt werden, ob sie melken oder ausmisten können, muss Alice mit ihrem Interesse an Büchern eine äußerst ungewöhnliche Tochter gewesen sein. Das eigenartige Interesse der Tochter am Schreiben lässt Alices Eltern fürchten, dass sie keinen Mann finden und lebensuntüchtig bleiben wird. Wie gern Alice liest, verheimlicht sie vorsichtshalber und reagiert verlegen, als ein Förderer ihre heimliche Leidenschaft entdeckt. Schlaue Mädchen wurden noch misstrauischer beobachtet als schlaue Jungen, erzählt Munro. In Russel Craig findet sie einen Jugend-Gefährten, der ihren Traum teilt, einfach unter einem blühenden Baum zu liegen und nach oben zu blicken. Die Erzählungen um die jugendliche Alice zeigen die kanadische Autorin wieder so, wie ihre Leser sie aus zahlreichen Bänden mit Erzählungen kennen. Mit ihrer Ahnenforschung und ihren Besuchen auf Friedhöfen gibt die Autorin den chronologisch aufeinanderfolgenden Erzählungen einen Rahmen und schafft für sich selbst eine Verbindung zwischen Namen und den in ihrer Erinnerung lebenden Menschen.


    Fazit

    Die teils auch fiktiven, zu Beginn verwirrenden Erzählungen über Alice Munro und ihre Vorfahren werden Leser mit Interesse an Schottland, Kanada und an Auswanderer-Schicksalen ansprechen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow