128. Ein Titel, der einen Konjunktiv enthält
Ich hab jetzt lange gesucht und schließlich ein Buch gefunden, das ich 2015 gelesen habe, nämlich "Ich hätte es vorgezogen zu leben" von Thierry Cohen. Meinen Leseeindruck kann ich noch nirgends anhängen, also zitiere ich ihn der Einfachheit halber hier:
Mein schlechtestes Buch im September ist eins, bei dem ich ein bisschen Hemmungen hatte, ihm nur zwei Sterne zu geben. Denn es wurde von einem Autor geschrieben, der einen guten Freund durch Suizid verloren hat und laut der Infos zum Autor mit diesem Roman versucht, eine Antwort darauf zu finden, was man dem Freund zurufen, was dieser hätte wissen müssen, um von seiner Tat zurückgehalten zu werden.
Eigentlich klang das vielversprechend. Zwar voraussichtlich öfter schmerzhaft, aber hoffentlich auch interessant zu lesen und bestimmt irgendwie lehrreich.
Leider hat das Buch diesen Anspruch nicht wirklich erfüllt. Gleich von Anfang an hatte ich das ungute Gefühl, dass der Autor nicht kapiert, was den Freund zu seiner Tat getrieben hat. Natürlich gibt es die Wut eines Angehörigen, der ohne Antwort zurückgelassen wurde. Aber hier kam es mir vor, als ob der tote Freund tatsächlich sich nicht an den Autor hätte wenden können, weil der ihm an Verständnis weder vorher noch nachher viel entgegenbringen hätte können. Noch dazu war die Geschichte eigenartig actionlastig. Insgesamt kam es mir leider so vor, als ob der Autor im Grunde hauptsächlich eine Rechtfertigungsgeschichte für die Angehörigen geschrieben hat. Und das in einer eigenartigen Mischung aus scheinbar spannender Geschichte und andererseits einen immer unzufriedener machenden Unterton. Ich hatte mir mehr erhofft.
Gelernt hab ich daraus, dass man höchst selten jemand Anderem die Erklärung der eigenen Gefühle und Handlungen überlassen sollte. Schon gar nicht, wenn man diese nicht mehr korrigieren kann.