Elizabeth McKenzie - Im Kern eine Liebesgeschichte / The Portable Veblen

  • Verlagstext

    Palo Alto, Kalifornien: Veblen, die sich als Übersetzerin aus dem Norwegischen versucht, und Paul, ein brillanter Neurologe, wollen heiraten – sämtlicher ideologischer (Ist die Ehe noch zeitgemäß?) und philosophischer (Wie kann man jemanden lieben, der keine Maiskolben mag?) Einwände zum Trotz. Wäre da nur nicht der Streit um das Eichhörnchen, das in Veblens Garten haust. Oder diese dubiose medizinische Veteranen-Studie, die Paul leitet. Ganz zu schweigen von den größten Minenfeldern: den jeweiligen Familien. Schon das erste Treffen zwischen Paul und Veblens Mutter eskaliert fast völlig. Schließlich ist er Arzt – und sie passionierte Hypochonderin. Aber auch Pauls Eltern, zwei Vollblut-Hippies, sind nicht gerade leicht zu handhaben. Es gilt also, diverse zwischenmenschliche Herausforderungen zu bewältigen, bis der Tag der Trauung kommt. Falls er kommt.

    Elizabeth McKenzie erzählt in ›Im Kern eine Liebesgeschichte‹ davon, was wir im anderen suchen, und von einem lebenslangen Kampf: der Emanzipation von den eigenen Eltern. Dieser im besten Sinne amerikanische Familienroman illustriert, was passiert, wenn man nicht aufhört, das Leben zu zerdenken. Er hält uns so den Spiegel vor – und unterhält uns dabei doch hervorragend.


    Die Autorin

    Elizabeth McKenzie ist Redakteurin bei der Chicago Quarterly Review. Ihre Texte erschienen im New Yorker und The Atlantic Monthly. Mit ihrem dritten Roman ›Im Kern eine Liebesgeschichte‹ stand sie auf der Longlist für den National Book Award und der Shortlist für den Bailey’s Prize.


    Inhalt

    Veblen lebt in Palo Alto in einem Häuschen in traumhafter Lage, das sie selbst renoviert hat. Die junge Frau arbeitet als Übersetzerin aus dem Norwegischen, hat beruflich und persönlich jedoch noch gewaltiges Entwicklungspotential. Als Kind hatte Veblen sich eine imaginäre Eichhörnchen-Welt geschaffen samt Landkarte und eigener Sprache. So wundert es nicht, dass Veblen ein Eichhörnchen, das es sich auf ihrem Dachboden gemütlich macht, nicht so einfach einfangen und in einen fernen Wald deportieren kann. Eichhörnchen scheinen eine Art dritte Macht im Hause Veblen zu sein, mit denen sie erst Verhandlungen aufnehmen muss.


    Am Eichhörnchen-Problem entzündet sich die Frage, ob Menschen einander lieben können, deren Biografien derart peinlich sind, das sie unbedingt unter Verschluss bleiben müssen. Veblen und ihr Liebster Paul stecken mit rund 30 Jahren noch mitten im Abnabelungsprozess von ihren Familien. Veblens schwache Punkte Paul gegenüber sind ihr mangelndes Selbstbewusstsein, ihre Ziellosigkeit und eine hochgradige Hypochonderin als Mutter. Paul Vreeland geht es als verhätscheltes Kind von Hippie-Eltern und mit einem behinderten Bruder kaum besser. Auch sollte ihm klar sein, dass seine Freunde „Schwierigkeiten haben werden, Veblen in ihr gesellschaftliches Tableau einzuordnen“. Was er beruflich in der medizinischen Forschung treibt, möchten vermutlich nur Menschen wissen, die zum Mittagessen Anekdoten aus der Pathologie erzählen.


    Das Bild zweier aufeinander zu treibender Eisberge trifft die Situation perfekt. Die aus dem Wasser ragenden oberen Achtel verlieben sich ineinander. Um diese Liebe zu leben, dürfen die unteren sieben Achtel jedoch auf keinen Fall ans Tageslicht kommen. Was wie ein makabrer Wettbewerb um die peinlichste Familie klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Beide Partner leiden unter einem Familienmitglied, dessen Krankheit oder Behinderung ihr eigenes Leben sabotiert. Wenn Paul und Veblen einander ihre wahren Sorgen anvertrauen könnten, ginge es um Kriegstote und Kriegsveteranen, um einträgliche Geschäfte von Medizinkonzernen, Eifersucht, Kontrolle und immer wieder um die Lösung von den Eltern.


    Fazit

    Die Andeutung einer Liebesgeschichte kann kaum den Kern einer Handlung treffen, deren entscheidende Partien sich anfangs zu 7/8 im Verborgenen befinden. Der Originaltitel "The Portable Veblen", die bewegliche Veblen, scheint ebenso rätselhaft, denn Veblen wurde nach einem norwegischen Wirtschaftswissenschaftler benannt. Wer bis zur tragikomischen Liebesgeschichte vordringt, wird wie Paul und Veblen verblüfft erkennen, dass Liebe weder Hochzeitsplanungsgedöns noch Karriereplanung benötigt …


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Buchdoktor

    Hat den Titel des Themas von „Elizabeth Mckenzie - Im Kern eine Liebesgeschichte / The Portable Veblen“ zu „Elizabeth McKenzie - Im Kern eine Liebesgeschichte / The Portable Veblen“ geändert.