Jedenfalls widerspricht Hitlers Politik und sein Regime für die Familie Scholz bestimmt viel zu sehr dem christlichen Wertegefüge, als dass sie ihn unterstützen. Hoffe ich jedenfalls, es muss ja auch noch ein paar andere als die folgsame Horde geben...
Deshalb auch "Drei Liter". Aber welche Möglichkeiten, sich dem Regime zu entziehen, hat denn der Einzelne? Klar jeder muss für sich entscheiden, für sich moralische Grenzen setzen, für sich die Konsequenzen verantworten. Aber wie würde ich entscheiden, wenn ich z. B. einen Sitz im Reichstag hätte und mir vor der anstehen Wahl deutlich gemacht wird, wen ich zu wählen habe, weil sonst meine Familie einen unangenehmen Besuch erhält? Oder wenn z. B. beim Nachbarn, mit dem ich eigentlich gut auskomme, sogar einen freundschaftlichen Umgang pflege, wenn bei ihm die Tür eingetreten wird und er mit seiner Familie aus dem Haus gezerrt wird? Oder wenn z. B. immer die Gefahr besteht, dass mich mein Nachbar, mein Kind denunziert, weil ich etwas vermeintlich lästerndes über Hitler gesagt habe oder einfach nur im Weg stehe? Warum gibt es nur so wenig (dokumentierte) Fälle von Zivilcourage? Warum werden diese Bücher dann so gepuscht, um zu zeigen, es waren nicht alle so? Wenn man(n) sagen könnte, die sitzen alle in Berlin und hier, wo ich wohne, lässt es sich noch gut leben, ohne dieses ganze Nationalgedöns, dann wäre es vielleicht einfacher. Klar, die Frage bleibt immer, wie war es als normaler Deutscher im Nationalsozialismus, wie fühlte es sich an? Wie war es in der ehemaligen DDR? Wie lebte es sich unter Stalin? Wie fühlte sich da normales Leben an? Mich schreckt immer noch dieses Bild von den Menschen in Wien, die zugeschaut haben, wie Juden mit einer Wurzelbürste den Gehweg schrubben mussten. Alle stehen drum herum, auch Nachbarn und tun nichts. Oder wenn (vor der Machtergreifung) über Eugen erzählt wird, wie sich das Marschieren angefühlt hat, wie es die Zuschauer verunsichert, ihnen Unbehagen bereitet. Und dieses Zuschauerverhalten sehe ich heute auch noch, wenn ein Obdachloser in einem Bankvorraum verstirbt, ein Mann in einer U-Bahn-Station verprügelt wird. Ja, nicht alle. Es gibt auch einige, die den Notruf absetzen. Aber eben auch die gezückten Handys, deren Videos dann später im Netz kursieren. Jetzt gibt es bei Eschbach aber noch das NSA, d. h. abweichendes sogar widerständiges Verhalten kann schneller gesichtet werden. So wie sich die Story im Buch bisher entwickelt hat, muss das "echte" historische Ende des Zweiten Weltkrieges in Frage gestellt werden. Aber wie sähe ein davon abweichendes Ende aus? Zwischenzeitlich habe ich bei dem Thema Überwachung sogar an Orwells 1984 denken müssen. Dort gab es einen Protagonisten, der das System hinterfragt hat und sich davon abwenden wollte.
Ich musste bei folgenden Sätzen zu dem Thema auch so lachen, S. 146: "Er hatte nur so viel verstanden, dass es dabei um eine Abfrage aus der Tabelle der Einwohner ging, aber alles danach war ihm zu kompliziert gewesen. Weiberkram eben. Für einen Mann so undurchschaubar wie der Inhalt einer Damenhandtasche."
Ja, ein wunderbarer Satz. Aber wir sollten uns klar machen, dass wir ein Produkt der heutigen Gesellschaft mit (der sogenannten) Gleichberechtigung von Frau und Mann (und divers) sind. Wir nehmen diesen Satz heute ganz anders wahr als es vielleicht Menschen zu Eugens Zeit getan hätten, unabhängig davon ob Fiktion oder historische Realität. Seit wann gibt es das Frauenwahlrecht? Seit wann dürfen Frauen sich bilden, studieren? Seit wann dürfen Frauen eigenes(!!!) Geld verdienen? Seit wann werden Frauen in Führungspositionen akzeptiert (wenn es nicht gerade die Queen ist)? Seit wann sind Frauen gleichberechtigt? Auf dem Papier und im Leben?
Mordsgefährlich im wahrsten Wortsinn. Eugen ist mit Sicherheit einer, der über Leichen geht, dem traue ich alles zu. Und jetzt will er auch noch Programmieren lernen...
Ich brenne förmlich darauf, dass den einer einbremst.
Ob er eingebremst wird? Da werden im NSA zwei Figuren aufgebaut mit gleichen Programmier-Fähigkeiten im Amt, aber unterschiedlicher Persönlichkeit. Ich denke es wird auf einem "Kampf" zwischen Eugen und Helene hinauslaufen, wobei Eugen mit seiner Skrupellosigkeit hier klar im Vorteil ist. Und in der "Maifest-Szene" habe ich mich gefragt, ob der Student, in den sie sich verliebt hat, nicht Helenes "Archillesferse" wird.
Ich denke, nach der Vorstellung und Platzierung der beiden Hauptprotagonisten im NSA wird es spannend werden.
Wenn ich Glück habe, komme ich heute zum Lesen der aktuellen "hundert Wochenseiten". Bin gespannt. Ich lese gerade so viel, wie seit Jahren nicht mehr. Aber irgendwie hänge ich bei all meinen Themen hinterher. Vielleicht gelingt mir am Samstag einiges, da meine Holde arbeiten muss. Dann mal schöne Feiertage und viel Spaß mit Familie und Lesen.