Kurt Busiek - Im Focus der Kamera

  • Marvels - Im Fokus der Kamera



    von Kurt Busiek und Jay Anacleto und andere Künstler



    Im Jahre 1994 schufen der Autor Kurt Busiek und der Zeichner Alex Ross die Miniserie „Marvels“. „Marvels“ war eine Geschichte über die Helden des Marveluniversums (u.a. Spider-Man, Hulk, Avengers, Captain America etc.). die aus dem Blickwinkel des unscheinbaren Pressefotographen Phil Sheldon erzählt wurde.


    Mit „Im Focus der Kamera“ legt Busiek die Fortsetzung der erfolgreichen Miniserie aus den 90er Jahren vor. Wir begleiten wieder Phil Sheldon bei seiner Arbeit, diesmal in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die Zeit der strahlenden, guten Helden ist jedoch mittlerweile vorbei. Gut und Böse sind nicht mehr eindeutig zu unterscheiden und die Helden nehmen immer brutalere Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele in Kauf. Und mit dem Auftauchen von Antihelden wie Wolverine, Elektra oder dem Punisher wächst eine vollkommen neue, noch gewalttätigere Generation von Superhelden nach. Kurt Busiek erzählt in diesem Band von einer Welt der Marvels, die im Begriff ist, sich drastisch zu verändern.


    Das Marveluniversum war von Beginn der 60er Jahre an bis in die heutige Zeit stets eine phantastische Abbildung unserer realen Welt. Neue gesellschaftliche Entwicklungen in den 70er und 80er Jahren spiegelten sich somit auch in den Comics wieder. Filme wie Dirty Harry, Ein Mann sieht Rot oder Taxi Driver mit Antihelden als Protagonisten setzten vordergründige Gewalt als Mittel zur Durchsetzung der Ziele bewusst ein. So war es absehbar, dass diese Entwicklung auch bei Marvel einziehen würde.


    Wie auch in der ersten Miniserie „Marvels“ erzählt Busiek die Geschichte der Marvelfiguren in „Im Focus der Kamera“ ausschließlich aus der Sicht von uns Normalbürgern. Die Helden und Schurken werden, wie es auch wohl in der Realität der Fall wäre, nur in kurzen Augenblicken visuell irgendwo am Himmel fliegend wahrgenommen oder sie erreichen uns nur durch Fernsehbilder oder Zeitungsartikel. Dadurch entsteht eine für Superheldencomics vollkommen neue Atmosphäre. Und diese war für mich als Leser sehr greifbar. Diese Art der Darstellung ermöglicht es, sich problemlos in die Hauptfigur Phil Sheldon zu versetzen und dessen Wahrnehmungen der Umwelt genau so zu erfahren, wie er sie selbst erlebt. Etwas auf der Stecke bleiben da die Hintergründe und Charaktertiefen der uns bekannten Helden. Dafür wird die Hauptfigur Phil Sheldon und seine Familie tief charakterisiert und seinem Schicksal sehr viel Platz eingeräumt.


    Einen großen Beitrag für dieses reale Leseerlebnis liefert dabei der von den Philippinen stammende Zeichner Jay Anacleto. Sein Zeichenstil lässt sich am besten mit einem etwas abgeschwächten Fotorealismus vergleichen, eine Art der extrem naturalistischen Malerei. Dadurch wirken die in herkömmlichen Superheldencomics bunt kostümierten, bisweilen obskuren und fantastischen Figuren plötzlich sehr lebendig und real.


    Ich hatte vor dem Kauf einige Zweifel. Zwar hatte ich immer gehofft, dass Marvels einmal eine Fortsetzung bekommen würde. Ich konnte mir gleichzeitig aber nicht vorstellen, dass die Fortsetzung an die Qualität der ersten Miniserie heranreichen könne. Dementsprechend habe ich mir diesen Band mit einigem Argwohn gekauft. Enttäuscht wurde ich aber nicht. „Im Focus der Kamera“ schaffte es, eine einmalige Atmosphäre zu erzeugen und mich in die Handlung nahezu aufzusaugen.

    Das Amt des Dichters ist nicht das Zeigen der Wege, sondern vor allem das Wecken der Sehnsucht.



    H.H.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Marvels - Im Focus der Kamera“ zu „Kurt Busiek - Marvels: Im Focus der Kamera“ geändert.
  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Kurt Busiek - Marvels: Im Focus der Kamera“ zu „Kurt Busiek - Im Focus der Kamera“ geändert.