Lama Kazi Dawa Samdup - Das tibetanische Totenbuch / The Tibetan Book of the Dead

  • Klappentext:

    Die Kunst zu sterben ist ebenso wichtig wie die Kunst zu leben. Unsere Zivilisation versteht es meisterhaft, die Beschäftigung mit dem Tod aus dem Bewußtsein der Menschen zu verdrängen. Verdrängungen aller Art aber wirken sich verhängnisvoll aus: der westliche Mensch steht rat- und hilflos dem Sterben gegenüber - obschon keiner um den Tod herumkommt. Der Osten hat uns das viel voraus, er besitzt sogar Lehrbücher über die Kunst des Sterbens, die zur klassischen Literatur gehören, während ähnliche Bücher im Abendland - es gab solche im Mittelalter - kaum diesen Rang erreichten. Das Tibetanische Totenbuch, ein berühmtes und immer mehr auch im Westen geschätztes Weisheitsbuch der Menschheit aus dem Tibet, erscheint nun in neuer, verbesserter Auflage. Es wurden von Lama Govinda, einem der besten Kenner der tibetischen Literatur, in Text und Kommentar revidiert. 1935 war es erstmals in deutscher Sprache erschienen. "Das Buch gibt aus uralter asiatischer Weisheit Anwendungen über das Verhalten Verstorbener im Zwischenzustand zwischen Tod und Wiedergeburt. Die Begegnungen mit dem klaren Urlicht, den friedlichen und zornigen Göttern - Vorstellungen, die der eigenen Gefühlswelt entspringen - und andere Erscheinungen sind dort geschildert. Auch ist der Weg gezeigt, statt durch eine Schoßgeburt in die Welt zurückzukehren, durch Erkenntnis und Willen zu einer übernormalen Geburt in ein Paradies zu gelangen"


    Inhalt:

    Das Buch gliedert sich in drei Teile. Etwa 150 Seiten sind Einleitung und Einführung in die tibetischen Lehren des Bardo Thödol (Totenbuch) mit Kommentaren von Lama Govinda, C. G. Jung und W. Y. Evans-Wentz (Herausgeber). Im Hauptteil erfolgt ein detailierte Darstellung der Erlebnisse auf der Nachtodebene (Bardo) und die Anweisung, mit welchen Gebeten und Handlungen der Verstorbene wirksam zur Erlösung oder zu einer guten Wiedergeburt geführt werden kann. Diese Phase ist unterteilt in Tschikahai-Bardo, Tschönyi-Bardo und Sipa-Bardo. Der Nachtrag und Anhang enthalten den Pfad der guten Wünsche (Rituale und Gebete) und Erklärungen buddhistischer Besonderheiten.


    Meine Meinung:

    Das Buch schildert sehr eindringlich und lebhaft die Vorstellung der Tibeter vom Leben nach dem Tod bis zur Wiedergeburt. Es ist für jeden, der nicht in der Kultur Tibets sehr bewandert ist, dringend empfehlenswert, die Einleitung und Einführung zu lesen, da man sonst den Hauptteil nicht oder nur bruchstückhaft verstehen kann. Es handelt sich dabei um eine Übersetzung eines etwa 800 Jahre alten Exemplars, das in Tibet sehr viel benutzt wurde.

    Ich fand das Buch aus mehreren Gründen extrem anstrengend zu lesen

    • Die Übersetzung aus dem Tibetischen ins Englische wurde 1928 (?) gemacht. Entsprechend sind Satzbau und Wortwahl auch aus dieser Zeit, was flüssiges Lesen sehr behindert.
    • Die Übersetzung ins Deutsche stammt aus 1935 und an manchen Stellen kann man noch deutlich das englische Original durchschimmern sehen (B: Sätze beginnen mit "Das meint...)
    • Die Schriftgröße ist gefühlt 6 und die vielen Fußnoten noch eine Stufe kleiner. Teilweise sind auf einer Seite mehr Fußnoten als Text.
    • Viele tibetische Ausdrücke im Text sind kursiv gedruckt und mit Hinweisen zu Aussprache in Klammern versehen.
    • Es werden immer wieder Exkurse zu vergleichbaren philosphischen Werken aus dem alten Ägypten und alten Griechenland unternommen, so dass man schnell den Faden verliert.
    • Das Thema an sich ist natürlich anstrengend.


    Fazit:

    Dieses Buch ist definitv nicht als Urlaubslektüre geeignet. Man sollte die innere Bereitschaft mitbringen, sich auf das Thema und die für uns anfangs befremdlich wirkenden Ansichten und Kultur der Tibeter einzulassen. Trotzdem halte ich es für empfehlenswert, weil es mir einen ganz neuen Blickwinkel auf das Thema Tod und Sterben eröffnet hat. Das Totenbuch ist in sich stimmig, auch wenn der Übersetzer immer wieder auf Fehler in der vorliegenden Kopie im Vergleich zu einer jüngeren Variante anmerkt. Eine modernere Überarbeitung wäre allerdings dringend nötig. ( und liegt vielleicht auch vor, hab ich aber nicht gefunden)


    Von mir gibts :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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  • Ich habe diese Ausgabe gelesen, ich kann leider nicht nachschauen von welchem Jahr die Übersetzung ist (Buch ist irgendwo verpackt).


    Das Totenbuch der Tibeter - eines der großen Weisheitsbücher der Menschheit - neu herausgegeben von einem führenden tibetischen Meditationsmeister. Nicht mehr als Thema akademischer Studien wird hier Buddhismus begriffen, sondern als lebendige Tradition, die auch im Westen Wurzeln schlägt. So orientiert sich diese vollständige Neuübersetzung an der praktischen Anwendung des Textes. Ein Führer durch Erfahrungsdimensionen, denen wir in persönlichen Krisen und Zeiten der Bewusstwerdung immer wieder begegnen.

    Chögyam Trungpa, 1939 in Tibet geboren, ist ein Meditationsmeister der Kagyü- und Nyingma-Linien des Tibetischen Buddhismus. Er ist zehntes religiöses Oberhaupt und höchster Abt der Surmang Klöster. Durch den Einfall der Chinesen zur Flucht nach Indien gezwungen, errichtete er 1967 das tibetische Samye-Ling-Zentrum in Schottland. Heute leitet er die buddhistische Universität "Naropa Institute" in Nordamerika. (Amazon)

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Lama Kazi Dawa Samdup - Das tibetanische Totenbuch oder Die Nach-Tod-Erfahrung auf der Bardo-Stufe“ zu „Lama Kazi Dawa Samdup - Das tibetanische Totenbuch / The Tibetan Book of the Dead“ geändert.
  • Danke, nibri, für diese Vorstellung des Klassikers!


    Vielleicht sehr hilfreich zu wissen, was einen editorisch erwartet. Fußnoten und Erklärungen sind wohl notwendig zu einem besseren oder richtigerem Verstehen, aber wie geht man das in solcher Buchform an? Danke also besonders für die kritischen Bemerkungen zu dieser Ausgabe.


    Es ist gut, dass diese Klassiker aus anderen Kulturkreisen uns zugänglich sind und werden. Ich fand es wohl schade, dass der Klappentext mit Vergleichen daherkommt, die etwas hinken:

    Klappentext:

    Die Kunst zu sterben ist ebenso wichtig wie die Kunst zu leben. Unsere Zivilisation versteht es meisterhaft, die Beschäftigung mit dem Tod aus dem Bewußtsein der Menschen zu verdrängen. Verdrängungen aller Art aber wirken sich verhängnisvoll aus: der westliche Mensch steht rat- und hilflos dem Sterben gegenüber - obschon keiner um den Tod herumkommt. Der Osten hat uns das viel voraus, er besitzt sogar Lehrbücher über die Kunst des Sterbens, die zur klassischen Literatur gehören, während ähnliche Bücher im Abendland - es gab solche im Mittelalter - kaum diesen Rang erreichten.

    Es wird suggeriert, dass quasi die gesamte westliche Welt das Thema verdrängt. Das ist so nicht vertretbar. Es ist eine Seite unserer so genannten "mùodernen" Gesellschaft, die vor der Realität des Todes einerseits, oder der Auseinandersetzung mit den Fragen nach dem "danach" taub und blind geworden ist. Aber eine Verallgemeinerung hilft nicht. Weiterhin gibt es auch in unserem religiösen (was einige konkreter anbetrifft) Umfeld Auseinandersetzung mit diesen Fragen. Nicht so ganz von ungefähr stehen wir in einer Tradition, in der Kreuz und Auferstehung als zentral gehandelt werden können. Wahnrehmen kann man das oder eben ablehnen. Aber man kann im Klappentext nicht einfach diese Realitäten verneinen oder aufs Mittelalter verschieben.


    Ich, mit manch anderen Menschen, fühle mich sicher in gewisser Hinsicht "arm" gegenüber dem Tod (die lockere Souveränität finde ich unangebracht), aber nicht ohne Hoffnung oder "rat- und hilflos".


    Solch ein Klappentext will einen sehr guten klassischen Text und Ansatz herausstellen indem er das andere herunterspielt. Damit verliert diese Vorstellung (ich meine den Klappentext) an Glaubwürdigkeit. Meines Erachtens.


    Wir dürfen alle nicht nur mit Interesse nach den Antworten in anderen Traditionen Ausschau halten, sondern dürfen auch mit Freude und Offenheit wahrnehmen, was in unseren Traditionen ¨lebendig ist.

  • Ich fand es wirklich extrem anstrengend. Teilweise konnte ich nur 5 Seiten am Stück lesen, dann brauchte ich Pause, um mich wieder zu sortieren. Normalerweise breche ich solche Bücher dann ab. Das ist mir einfach zu mühsam. Aber dieses war dann doch so spannend und interessant, dass ich bis zum Schluss durchgehalten habe. Wobei ich zugeben muss, dass ich den Nachtrag und Anhang nur sehr selektiv gelesen habe. :wink:

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