Kenneth MacKenzie - Was sie begehren - The Young Desire It

  • Verlagstext

    Charles Fox ist fünfzehn, als er dem Paradies entrissen wird. Er wuchs in Australien umgeben von unberührtem Buschland auf, doch nun beginnt sein neues Leben in einem Internat, wo Knaben zu Männern geformt werden sollen. Die Mitschüler drangsalieren ihn, Freundschaft findet er ausgerechnet bei einem Lehrer, der sich erotisch zu ihm hingezogen fühlt. Als er in den Ferien endlich wieder in die geliebte Natur eintaucht und der gleichaltrigen Margaret begegnet, spürt Charles zum ersten Mal ein großes, ungekanntes Verlangen. "Was sie begehren" ist ein Roman der ersten Liebe, der unvergleichlichen Intensität der Jugend. Als er 1937 erschien, wurde er zu einer Sensation. Jetzt endlich liegt er auf Deutsch vor.


    Der Autor

    Kenneth Ivo Brownley Langwell Mackenzie, der unter dem Namen Kenneth Seaforth Mackenzie veröffentlichte, wurde 1913 in South Perth geboren und ähnlich wie sein Protagonist in „Was sie begehren“ von Mutter und Großvater erzogen. Nach einem kurzen Internatsaufenthalt brach MacKenzie als 16-Jähriger die Schule ab, experimentierte kurz mit dem Besuch einer Landwirtschaftsschule und einem Jurastudium. Schließlich fand MacKenzie 1933 Arbeit als Journalist in Melbourne. In Sydney arbeitete er als freier Mitarbeiter von Zeitungen und Magazinen. Unter dem Pseudonym Seaforth Mackenzie veröffentlichte er 1937 bei Cape in Londons seinen Romanerstling, der nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt vorliegt. Der Ausbruch des 2. Weltkriegs beendete Mackenzies Träume von einer Karriere als Schriftsteller in England. Wegen seiner schlechten Sehfähigkeit wurde M. für den aktiven Dienst für untauglich erklärt und 1943 zum Dienst in einem australischen Kriegsgefangenenlager eingezogen. Der Eintritt Japans in den Zweiten Weltkrieg ist Thema von Mackenzies drittem Roman "Dead Men Rising" (1951). Nach seiner Entlassung aus der Armee war MacKenzie aufgrund seines Alkoholismus auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr vermittelbar und ertrank 1955 beim Schwimmen im Meer.

    --> Autorenbiografie


    Inhalt

    Charles Fox, der bisher zu Hause von seiner Mutter unterrichtet worden ist, kommt als Fünfzehnjähriger in ein australisches Jungeninternat. Als fleißiger Schüler hatte Charles sein tägliches Lernpensum bisher stets schnell erledigt und verbrachte den Rest des Tages ungebunden in der Natur. Charles hat seinen Vater nie kennengelernt, er lebte allein mit der Mutter auf deren Farm, die zum Teil verpachtet ist. Zum Abschluss einer höheren Schule gibt es nur diesen Weg von vier Internatsjahren, darüber gibt es mit Charles Mutter keine Diskussion. Charles muss als Neuer im Internat als Initiationsritus verharmloste sexuelle Gewalt älterer Schüler über sich ergehen lassen, für die englische Internate berüchtigt sind. Die Meute spürt, dass dieser rothaarige Neue anders ist als sie und doch gern dazugehören würde.


    Direktor Fox schlägt Charles vor, aufgrund guter Leistungen ein Schuljahr zu überspringen. Charles erhofft sich, so die verhasste Schule in kürzerer Zeit hinter sich bringen zu können. Zur Vorbereitung auf die nötige Prüfung soll Mr. Penworth Charles zusätzlichen Unterricht geben. Der erst 25-jährige Penworth, aus England an die australische Schule abgeordnet, wird selbst mit der Einsamkeit nicht fertig und missbraucht Charles Isolierung an der Schule in deutlich pädophiler Absicht. Dem Kollegium und der Klasse gegenüber verbirgt Penworth seine verbotene Zuneigung zu einem Abhängigen hinter unpassenden Bemerkungen zu Charles „unmännlichem“ Aussehen. Der Missbraucher wirft sein Opfer der Klasse zur Vernichtung vor, anstatt seiner Verantwortung für die Schüler nachzukommen. Dass Charles zuvor weder männliche Bezugsperson noch gleichaltrige Freunde hatte, lässt ihn in der Schule zum willkommenen Mobbingopfer und zum leichten Opfer des fachlich und menschlich inkompetenten Penworth werden. Nach einheimischen Maßstäben ist Penworth ein Versager, den außerhalb der Schule niemand ernstnehmen würde, erkennt Charles. Direktor und Kollegium sind mit eigenen Machtkämpfen beschäftigt; Penworth „unnatürliche“ Empfindungen gefährden das ohnehin labile Gleichgewicht zwischen den Lehrern. Unter diesen alptraumhaften Bedingungen entwickelt Charles Fox sich weitgehend normal. Im Klassenkameraden Mawley findet Charles einen Vertrauten und verliebt sich in den Schulferien in das Mädchen Margaret.


    Fazit

    „The Young Desire it“ war vermutlich der erste australische Roman, der sich mit der Innenwelt seines Protagonisten befasst, stellt David Malouf in seinem Vorwort zur englischen Klassikerausgabe des Buches fest. MacKenzie war mit seiner Darstellung des pädophilen Interesses eines Lehrers an dessen minderjährigem Schüler seiner Zeit weit voraus. Sein großartiger Entwicklungsroman lässt den Lesern Raum für eigene Interpretation und spricht vielfältige Probleme an. Penworth und seine Kollegen repräsentieren als Vertreter des britischen Empires kurz vor seinem Verfall ein im Scheitern begriffenes koloniales Bildungssystem, das als letztes Lebenszeichen einem anderen Kontinent unreflektiert sein humanistisches Bildungsideal aufdrückt. MacKenzie zeigt das Verhältnis zwischen heranwachsendem Sohn und seiner alleinerziehenden Mutter als von beiden empfundenen Normalzustand, der so in der Literatur selten zu finden ist. Auch seine offene Darstellung von Strukturen in einer Bildungseinrichtung, die Mobbing und Pädophilie stützen, dürfte bis heute selten sein. Schließlich bietet MacKenzie Lesern der Moderne die Möglichkeit, sich in die Empfindungen von Jugendlichen einzufühlen, die vor 80 Jahren aufwuchsen. Vieles wird in diesem Roman nur angedeutet, mögliche Konflikte zwischen Mutter und Sohn, Charles körperliche Entwicklung, seine Liebe zu Margaret, wie es sich für die damalige Zeit gehörte. MacKenzie hat seinen Roman selbst als Jugendlicher begonnen und ihn beendet als er so alt wie Penworth war. Für einen jungen Autor finde ich auch MacKenzies zurückhaltende Zeichnung der circa fünfzigjährigen Mutter und der Figuren älterer Lehrer (aus der Perspektive des Jungen gesehen) ungewöhnlich einfühlsam.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Buchdoktor

    Hat den Titel des Themas von „Kenneth MacKenzie - Was wir begehren - The Young Desire It“ zu „Kenneth MacKenzie - Was sie begehren - The Young Desire It“ geändert.