Isa Maron - Kalte Brandung / Ijskoud

  • Übersetzerin: Stefanie Schäfer


    Verlagstext

    Auf einem Kinderbauernhof in Amsterdam verschwindet am helllichten Tag ein kleiner Junge. Trotz tagelanger Suche bleibt er unauffindbar. Die Polizei ist höchst alarmiert und leitet eine groß angelegte Suchaktion ein. Wie sich zeigt, ist der Vorfall bloß der Anfang. Überall in Nordholland werden Kinder vermisst gemeldet, und bald verfolgt das ganze Land fieberhaft das mediale Geschehen. Maud Mertens, die Leiterin der Ermittlungen, gerät immer stärker unter Druck. Schon einmal hat die altgediente Kommissarin durch eine falsche Entscheidung den Tod eines Kindes mitverschuldet, und sie beginnt zu zweifeln, ob sie die Richtige für diesen Job ist. Unterstützung erhält sie von der jungen Kriminalistik-Studentin Kyra Slagter, deren Schwester vor Jahren spurlos verschwunden ist und die Mertens bereits in einem anderen Fall "ungebeten" assistierte: ein ungleiches Paar, das sich dennoch perfekt ergänzt. Als eine erste Kinderleiche auftaucht, ist klar: Die Täter schrecken vor nichts zurück – und jede Minute zählt.


    Die Autorin

    ISA MARON, geboren 1965, ist Autorin mehrerer erfolgreicher Kriminalromane und gilt in den Niederlanden als eine der Meisterinnen ihres Genres. Ihr Debüt „Passiespel“ wurde 2008 als bester Frauen-Thriller des Jahres ausgezeichnet. Auf Deutsch erschien bislang „Dunkle Flut“ (2016). „Kalte Brandung“ ist der zweite Band ihrer Reihe der Nordsee-Morde um das Ermittlerinnenpaar Maud Mertens und Kyra Slagter.


    Inhalt

    Seit dem bizarren Mordfall an Kyra Slagters Kunstlehrer im ersten Band der Reihe sind nur wenige Monate vergangen. Die junge Frau studiert inzwischen Kriminalistik und versucht noch immer den Fall ihrer Schwester zu lösen, die vor vier Jahren spurlos verschwand. Kommissarin Maud Mertens hat im Fall der Entführung eines siebenjährigen Jungen aus einem Amsterdamer Streichelzoo zu ermitteln. Jesse würde niemals einfach weglaufen und auch nicht mit Fremden mitgehen, sagt sein Kindermädchen Sophie aus, das mit ihm im Zoo war. Sophie und Kyra kennen sich, auch Jesse ist in Kyras Stadtviertel bekannt. Als weitere Kinder entführt werden, sucht eine Sonderkommission fieberhaft nach der Gemeinsamkeit zwischen den Entführungsopfern. Was wollen die Entführer mit den Kindern? Ehe die Polizei das Motiv der Täter nicht kennt, kann sie andere, ebenfalls gefährdete Kinder nicht schützen. Auf Maud Mertens lastet besonders starker Druck, nur kein Detail zu übersehen und am Ende womöglich den Tod eines oder mehrerer Kinder zu verschulden.


    In einem weiteren Handlungsfaden werden die Empfindungen der entführten Kinder beklemmend deutlich. Auch wenn mehrere Kinder sich hoffentlich gegenseitig trösten und stützen könnten, ist zu befürchten, dass die Täter sich mit der Entführung einer wachsenden Gruppe von Kindern übernommen haben und in Panik geraten.


    In England können Therapeuten derweil etwas Licht in den rätselhaften Fall einer jungen Frau bringen, die sich bisher weigerte zu sprechen und ihren Namen zu nennen.


    Fazit

    Zugegeben, ich war skeptisch, ob die lose Beziehung zwischen einer erfahrenen Ermittlerin und einer jungen Studentin der Kriminalistik mehr als einen Band einer Serie überdauern könnte. Mauds und Kyras Wege kreuzen sich jedoch nur kurz, und Kyras Ermittlungen zum Verschwinden ihrer Schwester finden nahezu selbstständig statt. Auch die Befürchtung, in Maud Mertens zweitem Fall mit belastenden Gewalttaten an Kindern konfrontiert zu werden, hat sich nicht bewahrheitet; denn die Last der verstörenden Ermittlungsergebnisse hat hauptsächlich Maud zu tragen. Isa Maron liefert hier psychologisch sehr glaubwürdig Einblick in die Empfindungen von Entführungsopfern, ihren Angehörigen und den beteiligten Ermittlern. Vom zweiten Band um Maud und Kyra bin ich sehr angetan.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow