Michael Stanley - Kubu und der zweite Tod von Goodluck Tinubu / The Second Death of Goodluck Tinubu

  • Verlagstext:

    Doppelmorde, Drogenschmuggel, Kidnapping und Krokodile: der zweite Fall von Detective Kubu, dem besten Polizisten und größten Feinschmecker Botswanas.

    Eigentlich ist das Jackalberry Bush Camp ein abgeschiedenes, wildromantisches Urlaubsziel im botswanischen Chobe Nationalpark – bis ein grausamer Doppelmord Detective Kubu und seinen Kollegen Tatwa auf den Plan ruft. Einem Gast – Goodluck Tinubu, Lehrer aus Mochudi – wurde in seinem Zelt die Kehle durchgeschnitten, ein weiterer Tourist hinterrücks erschlagen, und ein dritter Gast ist urplötzlich abgereist.

    Die Sache scheint klar: Der dritte Mann, ein in Simbabwe gesuchter Dissident, muss der Mörder sein. Doch je mehr Kubu sich mit dem Camp und dessen Bewohnern beschäftigt, desto sicherer ist er, dass er auf eine falsche Fährte gelockt werden soll und der Kreis der Verdächtigen sehr viel größer ist. Das Ergebnis der forensischen Untersuchung bestätigt, dass dieser Fall in der Tat mysteriöser ist, als es den Anschein hatte: Tinubu ist nämlich schon einmal gestorben – dreißig Jahre zuvor im rhodesischen Bürgerkrieg …


    Die Autoren

    Michael Stanley alias Michael Sears und Stanley Trollip (beide geboren 1947) teilen seit vielen Jahren eine Liebe zu Afrika, seinen Völkern, seiner Natur und seinen Kulturen. Michael Sears ist Mathematiker, hat aber auch für eine Diamantenmine gearbeitet. Er lebt in Johannesburg. Stanley Trollip ist Lernpsychologe und lebt in Minneapolis und Südafrika. Gemeinsam haben sie zahlreiche Safaris in Botswana und Simbabwe unternommen, dabei entstand die Idee für Kubu und eine Krimiserie, die in Botswana spielt. ...


    Die Übersetzerin

    Stephanie Schäfer, geboren 1963 in Wetzlar, übersetzt aus dem Afrikaans, dem Niederländischen, Französischen und Englischen. Sie lebt in Köln.

    Quelle: Webseite des Verlags


    Inhalt:

    Am Linyanti in Botswana liegt auf einer sumpfigen Halbinsel, die durch kleine Wasserläufe vom Festland getrennt ist, das kleine Jackalberry Camp. Touristen übernachten im beschaulichen Buschcamp in Zelten und beobachten Vögel und Säugetiere. Als es im Camp zu einem Doppelmord kommt, setzt in Botswanas Polizeibehörde hektische Betriebsamkeit ein; denn schlechte Nachrichten schaden dem Ruf des Landes als Perle des Safari-Tourismus. Zuständiger Ermittler am Tatort ist Detective Joseph Mooka, in der Landessprache Setswana Tatwa (Giraffe) genannt. Bald wird auch Assistent Superintenden David Bengu, Spitzname Kubu (Flusspferd), in Marsch gesetzt, da der zuständige Kollege einen Malariaanfall erlitten hat. Kubu kennt Tatwa schon seit der Ausbildung. Am Linyanti herrscht ein eigener Zeitbegriff; Kubu kann sich erst am nächsten Morgen einfliegen und per Boot ins Camp bringen lassen.


    Die Toten sind Goodluck Tinubu, ein in Botswana sehr angesehener Lehrer, der ursprünglich aus Simbabwe stammt, und Sipho Langa, der mit mit südafrikanischem Pass reiste. Beide Opfer waren Gegner des Smith-Regimes im früheren Rhodesien. Der Prolog des Buches führt kurz und knapp in die Geschichte Süd-Rhodesiens ein, das sich nach einseitiger Erklärung der Unabhängigkeit von Großbritannnien 1965 in Simbabwe umbenannte. Das an Bodenschätzen reiche Land ist zum Zeitpunkt der Handlung ruiniert, das Volk verarmt, viele Bürger suchen Arbeit in Südafrika und Botswana. Ein dritter Gast im Camp, Ishmael Zondo, ist am Morgen nach der Tat überstürzt abgereist. Kubus und Tatwas Untersuchungen an diesem abgelegenen Tatort werfen die Frage auf, wie ein Täter nachts zwei Menschen töten kann, ohne dass Gäste und Mitarbeiter des Camps in ihren Zelten davon etwas mitbekommen, und dann unbemerkt verschwinden, während im Dunkel der Nacht Flusspferde und andere Tiere in ihrem Revier aktiv sind.


    Geleitet wird das Camp von Gupie und Salome, die sich seit ihrer Kindheit kennen und im damaligen Rhodesien auf benachbarten Farmen aufgewachsen sind. Enoch, der Manager und Touristen-Guide, spielt offenbar im Team eine wichtigere Rolle als das Faktotum Dupie. Die wenigen verbliebenen Gäste sind das Ehepaar Boardman, das mit Anitquitäten handelt und Stammgast am Linyanti ist, Boy Gomwe aus Südafrika, der sich auffällig gering für Natur und Tierwelt der Gegend interessiert, und die britischen Schwestern Munro, denen nur sehr zögernd der Grund ihres Aufenthaltes zu entlocken ist. Welche Personen die verkehrsgünstige Lage des Camps in einem dünn besiedelten Landstrich auf ihrem Weg nach Namibia und Südafrika nutzen, könnte auf das Motiv der Tat hinweisen. Als es noch während der laufenden Ermittlungen zu einem dritten Mord kommt, fragen sich Kubu und Tatwa, ob das Motiv für die Taten in der Vergangenheit einiger Camp-Bewohner während des Unabhängigkeitskampfes in Rhodesien liegen könnte (alte Kameraden, alte Verpflichtungen). Kubu, dessen Ermittlerverstand nur funktioniert, wenn der Magen gefüllt ist, ermittelt unter schwierigen Umständen. Mit den Behörden im Nachbarland Simbabwe ist keine Zusammenarbeit möglich; die Kollegen aus Südafrika ermitteln längst nach Gutsherrenart, ohne die Kripo in Botswana zu informieren.


    Zunächst sind nur die kleinen Flußpferdohren der Geschichte zu sehen, ehe allmählich die vollständigen Zusammenhänge vor dem Auge des Lesers auftauchen. In Stanleys zweitem Botswana-Krimi erfahren wir weitere Details aus Kubus Familienleben und verfolgen in liebenswert verfassten Szenen wie Kubu sein familiäres Netzwerk für seine Ermittlungen einspannt. Als charmante Nebenfiguren treten der schottische Gerichtsmediziner auf und der Koch des Camps mit seinem zahmen Graulärmvogel, dessen Ruf ähnlich klingt wie Go away.


    Fazit:

    Im Gegensatz zum ersten Band, den ich zu stark mit landeskundlichen Fakten versehen fand, wirkt der Abstecher des Autoren-Duos Stanley in die Geschichte Simbabwes erheblich runder. Der Schauplatz abgelegenes Touristencamps auf einer schwer zu erreichenden Insel im überfluteten Marschland wirkt perfekt recherchiert. Tatwa, der sich "im Busch" hervorragend auskennt, kann sich in diesem Band bei seinem ersten großen Fall als findiger Ermittler bewähren. Der zweite, unabhängig vom ersten zu lesende Botswana-Krimi des Teams Sears&Trollip wirkt in jeder Hinsicht üppig. Viele Indizien werden präsentiert, unterschiedlichste Theorien zum Tathergang aufgestellt, sowie eine großzügige Portion Privatleben der Bengus eingeschoben. Die Autoren legen diverse Fährten aus und locken ihre Leser auf Umwege. Das mit Landkarte und Rudyard-Kipling-Zitat zu jedem Kapitel sorgfältig gestaltete Buch empfehle ich Liebhabern ungewöhnlicher Tatorte und liebevoll charakterisierter Protagonisten.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow