Immer zu Ende lesen?

  • Bücher, bei denen ich meine Zweifel hinsichtlich des Gefallens habe, entleihe ich aus der Bibliothek oder Onleihe, dann muss ich mich nicht über unnötige Ausgaben ärgern, wenn sich eins als Flop erweist.

    lach, ich entleihe inzwischen auch viele, viele Bücher aus der Stadtbücherei. Ist billiger :)

  • Einzelheiten dazu gibts hier. Ich gehöre zu den Radikalabbrechern. Kein Problem, weil ich überwiegend Bücher aus der Bücherei lese.

    Verstehe ich vollkommen und sehe, eben weil es mir genauso geht, genauso.

  • Schwierigkeiten hab ich eher dabei, einzuschätzen, ob mich ein Buch gerade nervt, weil es doof ist oder ob es mir nicht gefällt, weil ich gerade in so einer ablehnenden Stimmung :uups: bin.

    Das ist oft auch mein Problem :-? Manchmal bin ich einfach nicht in Stimmung für ein Buch.


    Früher habe ich mich auch immer durchgequält, aber es bringt nichts: Ich ärgere mich dann eh immer nur, wenn ich den Buchrücken sehe - und in der Regel bleibt vom Inhalt auch nichts im Gedächtnis - außer, wie blöd man dieses und Jenes fand. War es einfach nur langweilig, bleibt erfahrungsgemäß überhaupt nichts übrig.

    Deswegen ist es meiner Meinung nach verlorene Lebenszeit, sich durchzuquälen.

    gelesene Bücher 2023: 35 (+20 Hörbücher)

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  • Manchmal bin ich einfach nicht in Stimmung für ein Buch.

    Stimmt, das ist auch noch so ein Grund. Manchmal wechselt auch während des lesens die Stimmung, so dass man den begonnen Titel gar nicht mehr so genießen kann.


    Aber ich habe mich früher auch immer durch gequält. Eigentlich schon etwas dumm. :)

  • Der Gedanke "Dafür ist mir meine Lebens- und Lesezeit zu schade" führt bei mir genau zu dem entgegengesetzen Verhalten. Eben weil mir meine Lesezeit zu kostbar ist, breche ich Bücher sehr selten ab. Das abgebrochene Lesen ist für mich die verschwendete Zeit. Davon hab ich dann gar nichts.


    Ich fange Bücher ja mit einem gewissen Erkenntnisinteresse an: Wie bearbeitet der Autor ein Thema, das mich interessiert? Welche Figuren lässt er welche Handlungen tun und welche Überlegungen wälzen? Wenn mich ein Thema und wie es literarisch bearbeitet wird, interessiert, dann interessiert mich ja gerade auch, zu welchen Schlüssen das Buch bzw. der Autor kommt, selbst wenn mir der Schluss oder der Weg dahin nicht immer gefällt. Da ist also ein Autor, vielleicht ähnlich alt wie ich oder in einer ähnlichen Lebenslage, der sich für ein Thema, über das ich gerne was lesen will, auch so sehr interessierte, dass er sich hinsetzte und ein Buch darüber schrieb. Aber er kommt zu völlig anderen Ergebnissen, als ich mir das vorgestellt habe, nimmt ganz komische Handlungswege, lässt die Figuren seltsame Dinge tun und Gedanken denken. Das finde ich interessant, auch als Abgleich zu dem, was man selbst so denkt. Nicht nur die Bestätigung dessen, was ich selbst so denke. Sondern: Aha, so kann man das auch machen, Das finde ich vielleicht nicht gut, das würde ich wahrscheinlich anders machen, aber so geht es also auch.


    Selbstverständlich habe ich auch schon Bücher abgebrochen, aber meist war ich zu dem Zeitpunkt einfach zu unkonzentriert zum Lesen. Nur ganz selten langweilt mich ein Buch unterdessen so sehr, und ich glaube genau zu wissen, was jetzt noch kommen wird, quasi eine Wiederholung des Immergleichen, dass ich vorher aufgegeben habe. Aber überwiegend ergibt sich eine solche momentane Abneigung schon bei den ersten Absätzen (und ich stelle fest: Jetzt keinen Ich-Erzähler, jetzt keine ausführlichen Landschaftsbeschreibungen, jetzt kein flapsiger Tonfall, jetzt keine Ein-Wort-Sätze, etc.), und ich stelle das Buch schon auf Seite 1 wieder ins Regal zurück.


    Das sind meine häufigsten Buchabbrüche: die auf der ersten Seite. Und die paar Sekunden "verschwendete" Lesezeit kann ich gut verschmerzen.:wink: Vielleicht passt das Buch ja ein andermal. Aber von Büchern, die ich erst nach einer nennenswerten Seitenanzahl oder erst nach mehreren Tagen des Lesens abgebrochen habe, habe ich nach meinem Empfinden kaum etwas. Das hat auch nichts mit fehlendem Selbstbewusstsein als Leser zu tun, sich "nicht zu trauen", ein Buch abzubrechen. Ich kann auch mal ein paar Abende Langeweile und Murks in einem Buch ertragen, ohne gleich genervt zu sein. Ich fühle mich nicht dem Autor hörig, sondern bleibe mir als Leser treu. Aber wie immer, sieht das natürlich jeder anders.:wink: Vielleicht habe ich mit den Jahren auch einfach ein sehr gutes Gespür dafür entwickelt, welche Bücher mir was zu sagen haben.:-k

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "God's Country" (126/223)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 55 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Martinson "Schwärmer und Schnaken" (15.04.)

  • Eben weil mir meine Lesezeit zu kostbar ist, breche ich Bücher sehr selten ab. Das abgebrochene Lesen ist für mich die verschwendete Zeit.

    Andererseits: Wenn das Lesen eines Buches, das aus welchem Grund auch immer nicht gefällt, als verschwendete Lebenszeit empfunden und abgebrochen wird, wäre doch das Weiterlesen nur noch mehr verschwendete Zeit. ?(

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Andererseits: Wenn das Lesen eines Buches, das aus welchem Grund auch immer nicht gefällt, als verschwendete Lebenszeit empfunden und abgebrochen wird, wäre doch das Weiterlesen nur noch mehr verschwendete Zeit.

    Sehe ich genauso. Warum sollte ich mich durch ein Buch quälen was mir dann gar nicht mehr zusagt !?

  • Andererseits: Wenn das Lesen eines Buches, das aus welchem Grund auch immer nicht gefällt, als verschwendete Lebenszeit empfunden und abgebrochen wird, wäre doch das Weiterlesen nur noch mehr verschwendete Zeit. ?(

    Wenn ich mir ein Buch vornehme, will ich ja wissen, wie der Autor seine Geschichte angeht, wie er sie entwickelt und abschließt. Auch welche Erkenntnisse auf dem Weg so abfallen, will ich wissen. Ich habe dabei nicht die Erwartung eines Kunden, dass alles nach meiner Zufriedenheit abzulaufen habe. Wenn mir eine Geschichte zwischendurch mal weniger gefällt, bin ich nicht sauer. Das ist keine "Qual" für mich. Lektüre ist ja nicht immer einfach und "geht leicht rein". Ich unterbreche auch nicht jedes Gespräch gleich, wenn mein Gegenüber mal Schwachsinn redet. Aber ich wähle mir meine Bücher wie meine Gesprächspartner natürlich aus. Wenn einer zum wiederholten Mal nur Quatsch redet, werde ich Unterhaltungen mit dieser Person von vorneherein zu vermeiden suchen. Ganz ähnlich werde ich von einem Schriftsteller, der mich wiederholt enttäuscht hat, kein Buch mehr zur Hand nehmen. Aber solange ich Vertrauen zu dem Autor habe, versuche ich, seine Geschichten von Anfang bis Ende zu erfassen. Wenn ich davon ausgehen kann, dass er sich was dabei gedacht hat. Das ist weniger aus "Höflichkeit" dem Autoren gegenüber, eher aus Achtsamkeit meiner Buchauswahl gegenüber. Und wenn mir mal was nicht so gefällt? Dann lese ich das Buch an zwei, drei Abenden oder an einem langen Wochenende eben zuende. Um zu erfassen, was da schiefgelaufen, nicht nur dass da etwas schiefelaufen ist. Bei einer so überschaubaren Zeitspanne, ein Buch zuende zu lesen, gleich von verschwendeter Lebenszeit zu sprechen, fände ich tatsächlich fast ein wenig vermessen. Verschwendete Lebenszeit ist doch eher ein Beruf, der einem keinen Spaß macht oder zu wenig Geld abwirft, eine sinnlose Ausbildung, die man später nie mehr braucht, eine lieblose Partnerschaft, die einem das Leben verleidet.

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  • Ich fange Bücher ja mit einem gewissen Erkenntnisinteresse an

    Aber ich wähle mir meine Bücher wie meine Gesprächspartner natürlich aus.

    Ich muss gestehen, dass ich nicht immer so eine sorgfältige Buchauswahl treffe wie du, Jean van der Vlugt Das klingt bei dir sehr überlegt und achtsam.

    Wenn man sich vorher schon so auf ein Buch eingestellt hat, ist es verständlich, dass man dann auch nicht gleich aufgeben will.


    Das wäre bei mir schon auch der Fall, beispielsweise fällt mir dazu gerade "Der Gott der Barbaren" von Stephan Thome ein. Den habe ich inzwischen hier so oft erwähnt gesehen, dass ich ihn auch lesen wollte. Aber, im Moment ist es mir zu umfangreich, also wanderte es auf den SuB. Vorläufig also kein Problem, es bekommt auf jeden Fall später noch eine Chance. Ähnlich wie hier bei dir:

    Selbstverständlich habe ich auch schon Bücher abgebrochen, aber meist war ich zu dem Zeitpunkt einfach zu unkonzentriert zum Lesen.

    Das sind meine häufigsten Buchabbrüche: die auf der ersten Seite. Und die paar Sekunden "verschwendete" Lesezeit kann ich gut verschmerzen. :wink:

    Ja, klar. Das sind aber bei mir die, die erst gar nicht bis auf den SuB oder in mein Leihkonto geraten, weil ich die nach dem Anlesen dann erst gar nicht mitnehme. Solche "Abbrüche" kenne ich gar nicht, denn die werden schon von vornherein aussortiert.

    Eher würde ich solchen Büchern, die mir dann doch (aus welchen Gründen auch immer) schon auf der ersten Seite nicht zusagen, zumindest noch ein paar Seiten zugestehen, um es nicht nur wegen eines ungeschickten Anfangs abgelehnt zu haben.

    Das hat auch nichts mit fehlendem Selbstbewusstsein als Leser zu tun, sich "nicht zu trauen", ein Buch abzubrechen. Ich kann auch mal ein paar Abende Langeweile und Murks in einem Buch ertragen, ohne gleich genervt zu sein.

    Das geht mir nicht so. Langeweile und Murks gleich über mehrere Abende, darauf hab ich keine Lust. Noch dazu würde das möglicherweise zu einer Leseflaute führen; das wär's mir wirklich nicht wert, nur um ein bestimmtes Buch nicht vorschnell abgebrochen zu haben. Nein.


    Ich glaube auch kaum, dass es eine Frage des Selbstbewusstseins ist. Dass viele nicht abbrechen möchten, ist eher gerade so ein Ausdruck von Respekt, wie ja auch du ihn gegenüber den Büchern einforderst (so verstehe ich dich zumindest).

    Bei manchen, mir z.B., ist es auch so, dass abgebrochene Bücher (wie ja im Grunde alle angefangenen "Projekte") eben dieses unabgeschlossene Gefühl hinterlassen, das man nicht unbedingt möchte. Offene Enden spuken im Unterbewussten immer noch herum. (Ich behelfe mir aber inzwischen, wie ich oben ja schon geschrieben hatte, damit, mir kurz Notizen zum abgebrochenen Buch zu machen.)


    Und wenn mir mal was nicht so gefällt? Dann lese ich das Buch an zwei, drei Abenden oder an einem langen Wochenende eben zuende. Um zu erfassen, was da schiefgelaufen, nicht nur dass da etwas schiefelaufen ist. Bei einer so überschaubaren Zeitspanne, ein Buch zuende zu lesen, gleich von verschwendeter Lebenszeit zu sprechen, fände ich tatsächlich fast ein wenig vermessen.

    Oho, das finde ich jetzt aber ein wenig vermessen! :shock::wink::friends:

    Vielleicht liest du aus diesem Begriff eher das abwertende "Verschwendung" heraus. Wohingegen ich glaube, dass die meisten hier es eher im Sinne von ZEIT-Verlieren meinen.


    Mir geht es echt so, dass ich manchmal denke, wie schnell man älter wird und immer weniger Zeit übrig bleibt, sodass ich wenigstens die kostbare Lesezeit mit Büchern, die mir etwas geben, verbringen möchte. Und eben nicht mit Murks oder Langeweile oder schlechtem Gefühl (was sich nicht auf den Inhalt bezieht; ein Buch kann ja auch bei negativem Inhalt sehr gut sein) oder Ähnlichem.

  • Wenn ich mir ein Buch vornehme, will ich ja wissen, wie der Autor seine Geschichte angeht, wie er sie entwickelt und abschließt.

    In meinem Universum heißt es "neugierig drauf sein", was der Autor zu sagen hat. :wink: Ich kann immer noch Bücher nicht abbrechen, konnte ich noch nie, auch wenn ich mit welchen keine Freundin mehr werde. :-,Ich kann irgendwo deinen Standpunkt verstehen, denn mir gelingt es auch nicht, mich von einem Buch loszusagen. Da bin ich wie gesagt zu neugierig drauf, was der Autor erzählen möchte. Ich will es wissen, auch wenn es sich herausstellt, dass die Handlung, die Atmosphäre, die Charaktere nicht nach meinem Geschmack sind. Allerdings hoffe ich, dass es in meinem Universum irgendwann mal anders wird, denn es ist meine Lesezeit, die ich da investiere. Und diese ist nicht unbegrenzt...

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

  • Vielleicht liest du aus diesem Begriff eher das abwertende "Verschwendung" heraus. Wohingegen ich glaube, dass die meisten hier es eher im Sinne von ZEIT-Verlieren meinen.

    Genau: für mich ist es eben verlorene Zeit (oder verschwendete, die Bezeichnung macht da für mich keinen so großen Unterschied), ein Buch nicht zuende gelesen zu haben. :)

    Mir geht es echt so, dass ich manchmal denke, wie schnell man älter wird und immer weniger Zeit übrig bleibt, sodass ich wenigstens die kostbare Lesezeit mit Büchern, die mir etwas geben, verbringen möchte.

    Und weil es mir genauso geht, lese ich meine Bücher auch meist zuende. (Ja, es geht mir genauso, aber ich verhalte mich dann trotzdem anders!:wink:) Weil ich den Eindruck habe, dass sie mir nur dann etwas geben können, auch über die reine Ablehnung hinaus, die ich manchen Büchern entgegenbringe. Aber als "Qual" empfinde ich das eigentlich nicht. Manchmal macht es halt momentan etwas weniger Vergnügen.:wink: Durch einen Abbruch schneide ich mich dagegen völlig von der Erkenntniskette ab und ich kann dann eigentlich nur sagen: blödes Buch, wo es oft nur meine enttäuschte Erwartung ist.

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  • Ja, es geht mir genauso, aber ich verhalte mich dann trotzdem anders! :wink:

    Ja, gell, spannend! :lol:


    Manchmal macht es halt momentan etwas weniger Vergnügen. :wink: Durch einen Abbruch schneide ich mich dagegen völlig von der Erkenntniskette ab und ich kann dann eigentlich nur sagen: blödes Buch, wo es oft nur meine enttäuschte Erwartung ist.


    Hm, weiß nicht, ob dann nur die Bewertung "blöd" bleibt. Ich will es dann eben einfach nicht weiterlesen (wie Millionen anderer Bücher auch nicht, von denen es viele sicher auch verdient hätten, gelesen und bedacht und diskutiert etc. zu werden).


    Dass du da, sogar mehrere Tage, dran bleibst, obwohl es dir kein Vergnügen bereitet, kommt mir heute irgendwie komisch vor. Kann aber auch sein, dass ich da derzeit andere Bücher vor Augen habe als du.

  • Kann aber auch sein, dass ich da derzeit andere Bücher vor Augen habe als du.

    Das ist es wahrscheinlich.:winken:

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  • Mir geht es echt so, dass ich manchmal denke, wie schnell man älter wird und immer weniger Zeit übrig bleibt, sodass ich wenigstens die kostbare Lesezeit mit Büchern, die mir etwas geben, verbringen möchte.

    Das kann ich nur unterschreiben. Ich kann mich nicht erinnern, in meinen ersten 30 Lebensjahren ein Buch abgebrochen zu haben, dafür umso rigoroser je älter ich werde.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Früher habe ich so gut wie niemals ein Buch abgebrochen. Zum einen war da immer die Hoffnung, daß es vielleicht doch noch besser werden würde. Zum anderen kenne ich auch diese Schuldgefühle, gerade wenn es sich um einen Klassiker handelt (Millionen Menschen auf der Welt schätzen dieses Werk, da muß mir das doch auch gelingen), oder um ein Buch, von dem Familie und Freunde so schwärmen, und man sich besonders Mühe geben will, deren Begeisterung nachzuvollziehen.
    Außerdem kenne ich noch das Gefühl, mir eigentlich nur dann eine Meinung bilden zu dürfen, wenn ich mich bis zum letzten Satz durchgebissen hatte.

    Wenn jemand ein Buch liebevoll für mich als Geschenk ausgesucht hatte, fiel mir das auch lange Zeit ganz schwer, einfach abzubrechen. Das hat für mich dazugehört, daß man da zuende liest, auch wenn es einem nicht zusagt.


    Inzwischen habe ich keine Hemmungen, ein Buch vorzeitig zu beenden. Es gibt so viele interessante Bücher, und ich habe keine Lust mich tagelang zäh von einer Seite zur nächsten kämpfen, wenn ich in dieser Zeit etwas lesen kann, das mich total mitzieht. Es stört mich nicht, wenn ein Buch mal nicht eingängig ist und ich manche Absätze fünf Mal lesen muß, bis ich sie verstehe. Das kann auch Spaß machen. Gerade philosophische Werke sind manchmal sozusagen Lesearbeit. Ich meine eher Bücher, die mich nicht anregen, bei denen ich ständig genervt bin, die mir völlig fremd bleiben.


    Die abgebrochenen Bücher teile ich normalerweise in Kategorien ein. In der ersten landen Bücher, bei denen mir klar ist, daß ich keinen zweiten Anlauf mache. Entweder, weil mir der Schreibstil überhaupt nicht zusagt, mich die Charaktere von Anfang an aufregen, Bücher, bei denen ich die Charakterentwicklung überhaupt nicht nachvollziehbar finde, Bücher, deren Botschaft ich aus welchen Gründen auch immer fragwürdig finde, usw.


    In die zweite Kategorie wandern die Bücher, bei denen ich merke, daß ich einfach nur zum aktuellen Zeitpunkt nicht genug Konzentration aufbringe, um sie weiter zu lesen, für die der Augenblick einfach nicht passt. Die bekommen immer eine zweite Chance.


    Die dritte Kategorie ist für die Bücher gedacht, bei denen ich mir nicht so ganz klar bin, warum es nicht "rund" läuft - ob mir das Buch wirklich nicht liegt oder es einfach nur Ungeduld meinerseits ist. Auch da mache ich nach einiger Zeit einen zweiten Anlauf.

    Als verschwendete Lebenszeit betrachte ich abgebrochene Bücher nur in Ausnahmefällen. Da muss es sich schon um eines handeln, daß ich als wirklich außergewöhnlich schlecht empfinde. Aber diese Exemplare haben sich bisher sehr in Grenzen gehalten.

  • Jetzt muss ich ehrlicherweise sagen, das ich die Bücher meistens nicht so sorgsam auswähle. Meistens einfach nur nach dem Rückentext, ob dieser mit anspricht oder nicht. So kann man natürlich öfters auch reinfallen.

  • Jetzt muss ich ehrlicherweise sagen, das ich die Bücher meistens nicht so sorgsam auswähle.

    Bücher, die ich kaufe, wähle ich sorgsam, während ich aus der Bücherei manchmal Bücher mitnehme, die mich wegen des Klappentextes, des Covers oder aus anderen Gründen ansprechen. Wenn ich sie zuhause genauer ansehe oder anlese, bringe ich manche davon wieder zurück.

    Allerdings würde ich Bücher, von denen ich nur die ersten Seiten lese, nicht auf unvollendet stellen; sie erscheinen überhaupt nicht in meinem Regal.

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  • Bücher, die ich kaufe, wähle ich sorgsam, während ich aus der Bücherei manchmal Bücher mitnehme, die mich wegen des Klappentextes, des Covers oder aus anderen Gründen ansprechen.

    Ja, so geht es mir genauso. Momentan ist es eher so das zu 90 % ich die Bücher ausleihe und ich da schon eher mal ein Buch mitnehme, was ich sonst nicht kaufen würde.

  • Hin und wieder - wenn auch nicht besonders oft - kommt es vor, dass mir ein Buch einfach nicht gefällt. Ich nicht richtig warm mit ihm werde, mich nicht ausreichend genug auf die Handlung einlassen kann. Trotz vorheriger sorgfältiger Auswahl.

    Dann breche ich das Buch gnadenlos ab, weil ich einfach keinen Sinn darin sehe, mich in meiner kostbaren Freizeit durch ein Buch zu quälen. Ich möchte mich ja beim Lesen entspannen und vom Alltag abschalten.


    Ich habe es aber auch schon erlebt, dass solch ein abgebrochenes Buch mir zu einem (viel) späteren Zeitpunkt durchaus gut gefallen kann.

    Manchmal denke ich, alles hat seine richtige Zeit im Leben. Das gilt offenbar auch für Romane.

  • Ich lese meine Bücher eigentlich immer zu Ende, kann mich im Moment an kein Abgebrochenes erinnern. Es gab schon häufiger mal Geschichten, die mich am Anfang nicht so mitgenommen hatten, sich aber dann noch sehr gut entwickelten. Und wie einige andere hier mache ich mir vorher auch ein paar mehr Gedanken, ob das Buch etwas für mich ist.


    Das Gute ist, dass ich selten enttäuscht werde und einem Buch fast immer etwas Positives abgewinnen kann - wenn es dann doch mal richtig schlecht sein sollte, lese ich mit der Autorenbrille weiter. Vielleicht findet man Dinge, die man selbst vermeiden kann.