Claire Christian - Du bringst mein Leben so schön durcheinander / Beautiful Mess

  • Du bringst mein Leben so schön durcheinander - Claire Christian


    Thienemann Esslinger

    320 Seiten

    Lovestory

    Einzelband

    11. Februar 2019


    Inhalt:


    „Weißt du, was die Japaner mit zerbrochenen Dingen machen?

    Sie setzen sie wieder zusammen. Aber die Lücken füllen sie mit Gold.

    Sie gehen davon aus, dass diese Risse eine Sache nur noch schöner und wertvoller machen, weil sie ein Teil ihrer Geschichte sind.“

    Als Ava und Gideon sich beim Nebenjob im Schnellrestaurant kennenlernen, vermutet keiner von beiden, dass diese Begegnung alles verändert.

    Das beliebte Mädchen und der schüchterne Poetry-Slammer könnten nicht unterschiedlicher sein.

    Gemeinsam haben sie nur, dass Schicksalschläge etwas in ihnen haben zerbrechen lassen.

    Schnell entsteht zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft, in der sie sich gegenseitig Halt geben.

    Immer intensiver werden die Gefühle, aus der Freundschaft wird mehr.

    Doch so viel Nähe sind beide nicht gewöhnt, ob ihre Liebe das aushalten wird?


    Meinung:


    Lieber Gideon,


    du bist wichtig. Du bist leise, verrückt, komisch, magst keine Bananen - wie kann man Bananen nicht mögen? - aber das ist nur ein kleiner Teil von dir. Und die ergeben ein Ganzes. Und das Ganze ist wichtig. Immer. Überall.

    Ob in der Luft oder auf dem Boden. Deine Gefühle zählen.

    Vielleicht nicht für alle, für jeden Menschen dieser gottverdammten Welt, aber für deine Familie schon.

    Es ist egal, dass du zwei Mütter hast, dass deine Schwester so weit weg wohnt, dass du eine schwere Krise hinter dir hast.

    Was zählt ist immer das Jetzt.

    Du hast mir eine andere Welt gezeigt, eine ruhige, poetry-slam, angstgebundene Welt mit Intelligenz und komischen Worten, die doch irgendwo dann einen Sinn ergeben. Hast mir gezeigt, dass jeder auf seine Weise besonders ist. Hast mich fühlen und mitleiden lassen, eine Tür zu deinen Gedanken geöffnet, mir deinen Wandel gezeigt und wie du die Dinge siehst - mal panisch, mal erstarrt, mal gefühlvoll, mal nicht. Alles, jede Bewegung war Überwindung, alles war neu, anders, ein schwerer Brocken auf deinem Weg. Und doch hast du ihn gemeistert. Auf deine unvergleichliche Art.

    Mit Briefen und Kängurus und Pinguinen. Danke dafür.

    Danke für die Hoffnung und den Einblick in deine Krankheit.


    Liebe Ava,


    Trauer ist, wie du sagst, ein ganz beschissenes Gefühl.

    Und ich habe dich verstanden. Deine Wut auf die Welt, auf dich, auf Lincoln, auf das Leben an sich.

    Du bist nicht schuld, aber sie wird immer fehlen.

    Das wird nie ganz aufhören. Man muss nur akzeptieren, dass es okay ist, muss seinen eigenen Weg durch den Trauerdschungel finden. Tu, was dich glücklich macht. Finde heraus, was es ist und halte daran fest.

    Gideon ist so ein Beispiel. Zusammen seid ihr wie Feuerwerk, das direkt in meinem Herzen explodiert.

    Eure Geschichte ist das Leben in all seinen Facetten. Den Guten und den Schlechten, aber vor allem den Schlechten.

    Man muss nicht immer verstehen, manchmal reicht es auch zu fühlen.

    Und gefühlt habe ich bei euch ganz viel. Bei deinem kaputten Leben, das aus den Fugen gerissen wurde und bei Gideons kaputtem Verstand, der ihm oftmals Dinge sagt, Dinge, die die zerbrochenen Stellen in ihm kitten, die aber manchmal einfach nicht gut sind.

    Und dann habt ihr euch gefunden und es wurde besser. Nicht gut, aber besser.

    Mit viel Lachen, Weinen und Gefühlswelten ausleben.

    Denn Gefühle sind niemals falsch. Sie sind deine Freunde, sagen dir, was gerade los ist, wenn du es selbst nicht mehr kannst.

    Sie führen dazu, dass du Gedichte schreibst, dass du loslassen willst, nicht mehr kannst und dann schenken sie dir den Mut weiterzumachen. Ob gemeinsam oder getrennt, ob oben oder unten, Gefühle bringen das Leben so schön durcheinander.

    Sie sind wie Wasser, das dich umspült, frieren dich innerhalb von Sekunden ein oder lassen brodelnde Hitzeblasen auf deiner Haut und in deinem Kopf zerplatzen. Sie verwirren, verwirblen, betäuben in anderer Form, spielen verrückt und verschaffen dir den Durchblick. Es ist an dir sie zu akzeptieren Ava.


    Fazit:


    Liebe Kelly,


    ich durfte dich nicht kennenlernen, aber glaub mir, das hätte ich gern.

    Du schienst wie ein hell strahlender Stern am Firmament des Lebens.

    Rückblickend hattest du bestimmt auch deine schlechten Tage, aber wenn man gegangen ist, erinnert sich jeder nur an die Guten.

    Das ist so das Problem mit dem Vermissen.

    Man vermisst die kleinen Eigenheiten, das, was dich zu der Person machte, die sich in der Erinnerung festgesetzt hat.

    Fakt ist aber: Du bist nicht mehr da.

    Das tut mir leid. Nicht nur für dich, sondern auch für die Lücken, die du hinterlassen hast, die Personen, die du dadurch zerrissen hast, aber am allermeisten immer noch für dich. Das Leben ist kein Ponyhof, doch jede grausame Situation hallt nach - und in diesem Fall hat der Schall zumindest zwei Menschen einander näher gebracht, die sich brauchten, ohne es zu wissen.

    Du hast von deiner Wolke dort oben Skittles auf Ava und Gideon regnen lassen und es hat weh getan, es war überraschend, kosmisch-komisch und dann war es einfach wunderschön durcheinander. Danke.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ (5/5)


  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Claire Christian - Du bringst mein Leben so schön durcheinander“ zu „Claire Christian - Du bringst mein Leben so schön durcheinander / Beautiful Mess“ geändert.
  • Eine schöne, ausgewogene Balance zwischen schweren und leichten Momenten


    Klappentext

    „Als Ava und Gideon sich beim Nebenjob im Schnellrestaurant kennenlernen, vermutet keiner von beiden, dass diese Begegnung alles verändert. Das beliebte Mädchen und der schüchterne Poetry-Slammer könnten nicht unterschiedlicher sein. Gemeinsam haben sie nur, dass Schicksalschläge etwas in ihnen haben zerbrechen lassen. Schnell entsteht zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft, in der sie sich gegenseitig Halt geben. Immer intensiver werden die Gefühle, aus der Freundschaft wird mehr. Doch so viel Nähe sind beide nicht gewöhnt, ob ihre Liebe das aushalten wird?“



    Gestaltung

    An dem Cover mag ich die goldenen Linien, die das Bild eines Händchen haltenden, sich anschauenden Paares ergeben. Zudem passen diese goldene Farbe und das Geflecht der Linien auch sehr schön zur Geschichte, da ein japanischer Glaube aufgegriffen wird, denn in Japan kittet man zerbrochenes mit Gold. Das hellblau-türkis des Hintergrundes ist nicht unbedingt meine Farbe und in meinen Augen passt es auch nicht so gut zu dem Gold, aber ich finde es gut, dass der Hintergrund einfarbig gehalten wurde, weil dies das goldene Paar betont.


    Meine Meinung

    In „Du bringst mein Leben so schön durcheinander“ geht es um Ava und Gideon, welche ziemlich gegensätzlich sind und langsam zu Freunden werden. Beide haben harte Zeiten hinter sich und geben sich gegenseitig Halt und tun sich gut. Die Freundschaft zwischen den beiden wird mit der Zeit jedoch immer intensiver, sodass sich stärkere Gefühle entwickeln. Doch können Ava und Gideon schon eine Beziehung führen oder sind sie diesem noch nicht gewachsen? Da ich gerne realistische Jugendbücher lese und mich das Zitat auf dem Buchrücken sofort angesprochen hat, war ich sehr gespannt auf das Buch.


    Ava und Gideon sind sehr verschieden. Während er ein stiller, gefühlvoller Poetry-Slammer ist, ist sie das beliebte Mädchen, auffällig und eher laut. Die Gegensätze zwischen den beiden haben für mich gut funktioniert, da sich Ava und Gideon so sehr schön ergänzt haben und sie aneinander wachsen konnten. Zusammen finden sie dadurch, dass sie schwere Schicksalsschläge durchlebt haben und dadurch innerlich verunsichert sind. So haben sie eine Gemeinsamkeit, die beide verbindet.


    Die Geschichte wird dabei aus beiden Perspektiven erzählt, was ich als genau die richtige Wahl für das Buch empfunden habe. Ich konnte auf diese Weise nämlich sowohl Ava als auch Gideon kennen lernen und in ihre Gefühlswelten sowie Erfahrungen eintauchen. In meinen Augen konnte ich beide Figuren sehr gut verstehen und vor allem auch emotional mit ihnen mitfühlen. Mir gefiel es dabei, dass erst nach und nach aufgedeckt wurde, was mit beispielsweise Gideon los ist. So wurde ich nicht nur dazu angeregt, mit den Charakteren mitzuleiden, sondern auch die Spannung wurde aufrechterhalten.


    Etwas schade fand ich, dass Avas beste Freundin ein wenig auf bestimmte Erlebnisse reduziert wurde und ich sie als Leser nicht so wirklich kennen lernen konnte. Darum fiel es mir auch etwas schwer, Avas Gefühle in Bezug auf ihre beste Freundin komplett nachempfinden zu können, denn ich denke, hier wäre ich viel involvierter gewesen, wenn ich Kelly (die beste Freundin) zuvor kennen gelernt hätte oder genaueres über sie gewusst hätte. Auch die anderen Nebencharaktere blieben für meinen Geschmack etwas zu blass.


    Die Handlung ist eine emotionale Achterbahnfahrt, wobei sie in meinen Augen nicht zu dramatisch oder bedrückend wird. Durch die zarte Liebesbeziehung gibt es hoffnungsvolle Momente, die das Herz erwärmen. Solche Szenen sind in dem Buch aber auch nötig, denn sie schaffen die notwendige Balance zu den schwierigen Themen, die „Du bringst mein Leben so schön durcheinander“ anspricht. Von Trauer über Unsicherheiten bis hin zu Depression ist hier vieles dabei, was für eine ernsthafte Lektüre sorgt.


    Fazit

    Ich finde, dass „Du bringst mein Leben so schön durcheinander“ es geschafft hat, eine ausgewogene Balance zwischen ernsthaften und hoffnungsvolleren Momenten zu schaffen. Die Geschichte empfand ich als authentisch, wobei mir vor allem Gideon gut gefallen hat, da er mich sehr berührt hat. Bei Ava fiel es mir etwas schwerer, mich in sie hineinzufühlen, da ihre beste Freundin (und auch andere Nebencharaktere) für mich zu blass blieben und ich so die Beziehung der beiden Mädchen nicht ganz nachempfinden konnte.

    4 von 5 Sternen!


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