Lorenzo Licalzi - Signor Rinaldi kratzt die Kurve / L'ultima settimana di settembre

  • Zum Inhalt:


    Pietro Rinaldi ist achtzig Jahre alt und hat lange genug gelebt, findet er, während er Penne all’arrabbiata isst und darüber nachsinnt, wie viel mehr Trost doch in Büchern liegt als in den Menschen. Da platzt sein 15-jähriger Enkel in seine Welt und wagt es, der chronischen Übellaunigkeit seines Großvaters Paroli zu bieten. Gemeinsam mit Sid, einer furchterregenden Kreuzung aus Bernhardiner und Neufundländer, machen sie sich auf zu einem Abenteuer „on the road“ voller Umwege und Abschweifungen, Begegnungen mit alten Lieben und neuen Bekanntschaften. Denn gerade dann, wenn du glaubst, alles gesehen zu haben, gelingt es dem Leben, dich noch einmal richtig zu überraschen.

    (Quelle: amazon.de)



    Meine Meinung:


    Anfangs hat der selbstmordgedankenschwere Signor Rinaldi es mir wirklich nicht leicht gemacht. Ein verbitterter, zynischer Misanthrop, der mir – ohne jetzt in seinen zweifelhaften Jargon verfallen zu wollen – gehörig auf die Nerven ging. Natürlich musste das zu Beginn des Buches so sein, denn er muss ja "die Kurve kratzen" können: vom Ekelpaket zum wenn auch nicht komplett weichgespülten, aber dennoch aufrichtig liebenden Großvater (diese Entwicklung ist anhand des Klappentextes vorhersehbar, daher verrate ich hier bestimmt nicht zu viel). Aber es hat grenzwertig lange gedauert, der Autor reizt hier die Geduld der Leserschaft wirklich aus und beinahe hätte ich das Buch darüber weggelegt.
    Das wäre allerdings schade gewesen, denn nach dem (gewollt) sperrigen Anfang entwickelt es sich zu einem gut zu lesenden Roman über das Lebendigsein, das Sterben und den Tod, über die schmerzvollsten und glücklichsten Momente im Leben, über die Liebe, die zu zeigen man nicht in der Lage war, und die Liebe, die man gerade noch so am Zipfel erwischt hat. Es gibt berührende Betrachtungen über das Leben im Hier und Jetzt, doch auch mit Blick auf die Zukunft unserer Kinder und EnkelInnen. Das Ganze ist gespickt mit durchaus oft bissigem Humor, über den ich aber, nachdem dem guten Signor Rinaldi seine anfängliche Menschenverachtung ein wenig abhandengekommen war, wieder schmunzeln konnte.
     
    Nicht gebraucht hätte ich den Perspektivwechsel gegen Ende des Buches; das hat sich, wenn es auch sicher nicht so gedacht war, weitgehend so gelesen, als würde der Autor mir sein Buch erklären. So etwas kann ich leiden wie Zahnweh und hier wäre aus meiner Sicht ein früherer Abschluss des Buches passender gewesen.
     
    Die vom Original abweichende Übersetzung des Titels gefällt mir sehr gut; das Wortspiel vom Kurvekratzen finde ich viel spritziger als „Die letzte Woche im September“, wie der Roman im Original heißt.
     
    Ärgerlich finde ich jedoch so vermeidbare Fehler bzw. willkürliche Veränderungen bei der Covergestaltung, wo ein rotes Auto abgebildet ist (was zugegebenermaßen schnittiger aussieht), während es im Buch ein blaues ist.


    Insgesamt ein schönes Buch, das ich irgendwann gern noch einmal lesen werde.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Auch dort hat das Auto die falsche Farbe. Tz-tz... :lol:

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