Zum Inhalt:
Ingrid und Jan sind seit 25 Jahren verheiratet und führen in Oslo, Norwegen, ein Leben in Wohlstand. Doch Ingrid kann nicht mehr – sie sieht alles schwarz. Die freudlose Ehe frustriert sie, das Engagement am Arbeitsplatz ist nur geheuchelt, und von den halbwüchsigen Söhnen ist kein Trost zu erwarten.
(Quelle: amazon.de; stark gekürzt, da der Verlagstext das Ende des Romans spoilert)
Meine Meinung:
Wer dieses Buch lesen möchte, dem sei dringend davon abgeraten, die komplette Beschreibung bei amazon zu lesen! Ich habe dort noch nie einen so schlimm spoilernden Text vorgefunden...
"Aufruhr in mittleren Jahren" ist eigentlich ein schöner und nachdenklich stimmender Roman, den ich allerdings noch lieber gelesen hätte, wenn die Beschreibung bei amazon nicht schon eine der wichtigsten Pointen des kompletten Buches gespoilert hätte. Spätestens ab dem zweiten Drittel konnte ich mich bei jedem Umblättern nur noch ärgern und würde gern die Goldene Himbeere für die schlechteste Produktbeschreibung des Jahres vergeben. Zum Teil stimmt einfach nicht, was dort geschrieben ist, aber viel schlimmer: Da stehen Sachen, die erst im letzten Sechstel (!!!) des Buches passieren. Beinahe die komplette Entwicklung v.a. einer der Hauptfiguren, die man doch eigentlich nach und nach im Laufe des Romans nachvollziehen möchte, wird im Beschreibungstext lapidar in einem Satz vorweggenommen. Dadurch wurde mir sämtliche Spannung geraubt und ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum ein Verlag so einen Text verfasst oder freigibt.
Ohne jetzt selbst zu viel über das Buch verraten zu wollen: Es werden mehrere "typische" Lebenskrisen sowohl von Menschen um die 50 als auch von Mittdreißigern auf interessante Weise seziert. Die Autorin hat sich dabei ihren durchaus nicht immer sympathischen Figuren mit deren unterschiedlichen Perspektiven auf das Geschehen emotional sehr stark genähert, was ich als eindringlich und beeindruckend wahrgenommen habe. Dass die dabei oft schmerzhaften Grenzüberschreitungen der Protas zu Neubewertungen und Neuausrichtungen in den Lebenswegen führten, die für mich im Detail nicht immer erwartbar waren, hat den Roman durchaus reizvoll gemacht. Es hätte ein tolles Buch sein können, wenn, ja wenn...
Ich habe einigen Abstand gebraucht, um eine halbwegs objektive Beurteilung des Romans vornehmen zu können, und denke, dass vier Sterne für die Autorin durchaus berechtigt sind, aber der Verlag hat sich mit seiner Produktbeschreibung gewaltig ins Knie geschossen.
In das Cover habe ich mich sofort verliebt und finde es immer noch toll - dieses idyllisch-ironisch gestickte Haus zwischen den hübschen Zierborten, aber mit Flammen auf dem Dach... Einfach klasse.