Daniela Zörner - Blackcouch.com

  • Klappentext
    Du glaubst ernsthaft, du hast nichts zu verbergen?


    Ein hippes Community Girl. Ein Hacker im Machtrausch. Eine Mädelclique im Spaßfieber. Eine SMS ohne Vorwarnung. Ein Leben wisch und weg.


    Erster Satz
    "Ärger im Anmarsch", murmelt Sascha nach verstohlenem Blick auf einen Schatten hinter ihrem Rücken.


    Meine Meinung

    Jessica ist Mitte 20 und Japanischübersetzerin. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringt sie online. Wenn sie ihr Smartphone nicht gerade in der Hand hält, dann die Fernbedienung von ihrem neuen Smart TV - Hauptsache online sein! Auch ihre Mädelsclique kennt keine anderen Themen als irgendwelche Portale oder soziale Netzwerke. Niemand macht sich Gedanken darüber wer eventuell Zugriff auf das alles hat und wie weit man auch ins reale Leben überwacht werden kann - bis Jessica von einem Hacker heimgesucht wird, der ihr reales Leben zerstört.


    Das Internet und das Smartphone sind heutzutage gar nicht mehr wegzudenken. Ich persönlich bin noch so mit die letzte Generation, die nicht damit aufgewachsen ist. Wenn man draußen unterwegs war, musste man sich zwischendurch mal melden, damit Mutti wusste, dass noch alles in Ordnung ist. Ich war immer im Besitz einer Telefonkarte oder ein paar Groschen für die Telefonzelle und wenn man für die Hausaufgaben irgendetwas nachgucken musste, dann gab es im Regal eine Lexikasammlung. Wenn ich mir die "Smombies" (= Smartphone-Zombies) so auf der Straße angucke, denke ich manchmal, dass mobile Geräte vielleicht nicht immer so ein Segen sind. Natürlich gibt es unglaublich viele Vorteile! Aber eben auch Nachteile. Sitzt man in einem Café und schaut sich die Menschen an, kann man das Gefühl bekommen, dass sie verlernt haben miteinander zu sprechen. Da wird getippt und gewischt, das Smartphone vielleicht mal zum Gegenüber gedreht, aber wirkliche Interaktion bleibt oftmals auf der Strecke.
    So auch in diesem Buch. Jessica und ihre Mädels hängen ständig miteinander rum, aber immer mit dem Handy in der Hand. Wirkliche Gespräche finden nicht statt und wenn jemand mal etwas anspricht, wird es sofort im Keim erstickt, da eine von den Damen irgendwas online entdeckt hat und es den anderen nicht vorenthalten will. Das Smartphone mal in der Tasche zu lassen, scheint eine absolute Strafe zu sein.


    Auch als Jessicas aufkeimende Beziehung an ihrer Smartphone- und Online-Sucht scheitert, macht sie sich keinerlei Gedanken, dass ihr Verhalten vielleicht eher nicht normal ist. Da wird Sascha von ihren Freundinnen als Langweiler und geheimnisvoll abgetan, weil sie online nichts über ihn finden - während sie im selben Atemzug ihr komplettes Leben preisgeben. Jedes Foto wird geteilt, jeder Aufreger mit reißerischen Hashtags verbreitet. Dass genau dieses Verhalten noch große Konsequenzen mit sich bringen wird, ist lange Zeit niemandem bewusst. Denn jedes kleine Schnippselchen aus Jessicas Leben, egal ob virtuell oder real, wird von einer Firma gesammelt, die von Arbeitgebern kontaktiert werden kann. Außerdem macht sich ein Hacker daran Jessicas reales Leben zu zerstören.


    Zu Beginn hat man als Leser das Gefühl, dass die ganze Geschichte nur so vor sich hinplätschert. Aber weit gefehlt! Natürlich muss man erst einmal in Jessicas Leben tauchen und etwas von ihr erfahren - aber dann geht es richtig los. Dieses Buch könnte statt "Roman" auch "Thriller" auf dem Cover stehen haben, denn genau das ist es ab einem gewissen Punkt. Atemlos fliegt man durch die Seiten und fragt sich, was wohl als nächstes passieren wird.


    Der Lesefluss wird durch die Informationen der DCC (= Data Control Corporation) etwas gestört. Es ist absolut interessant, welche Daten festgehalten werden, aber wenn man sie ab den spannenden Stellen überblättert, kommt man viel besser voran und wird dadurch durchs Buch gepeitscht.


    Das Ende empfand ich als sehr abrupt, aber absolu passend. Gerne hätte ich aber noch einen kleinen Epilog gehabt, der noch ein paar weitere Infos gibt.


    Im Buch werden sehr viele Abkürzungen genutzt, die online scheinbar völlig normal sind - ich bin aber offensichtlich zu alt dafür und nicht mehr auf dem neusten Stand. Daniela Zörner war so etwas sicher bewusst und so befinden sich ganz hinten zwei Seiten mit Erklärungen zu den jeweiligen Kürzeln. Ohne die wäre ich an manchen Stellen aufgeschmissen gewesen.


    Textstellen
    "Süße, ich war fast den kompletten Tag offline, bis auf Mittagspause und Wartezimmer.Und da hat mich doch glatt so eine Omi angemacht, das sei in der Praxis verboten. Also ich bin total steinzeitmäßig drauf."
    (Seite 22)


    "Das sagst du jetzt nur, weil du dein Smartphone vergessen hast" [...]
    "Ich kann ohne."
    "Und das soll wozu gut sein?"
    "Sich unterhalten, beispielsweise?"
    (Seite 30)


    "Merkwürdig. Dein Sascha tut ja ziemlich geheimnisvoll. Kein Account bei WhatsApp oder YouTube, nicht mal Tumblr. Totale Fehlanzeige."
    "Scheint ein ziemlicher Langweiler zu sein."
    (Seite 38, f.)


    Fazit

    Ein Buch, das eigentlich jeder aus der "Generation-Smartphone" lesen sollte.
    Viele Menschen gehen viel zu gedankenlos mit dem Internet um, sollten manches Mal innehalten und überlegen, ob dieser Post und dieses Bild wirklich sein müssen. Denn das Internet vergisst nie und alles kann Konsequenzen haben.